Eine Institution für Vinyl Nobbis Plattenladen in Beuel wird 25 Jahre alt

Beuel · Vor 25 Jahren eröffnete Norbert Schumacher seinen Plattenladen an der Marienstraße in Beuel. Der Laden ist Kult und weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.

 Gewappnet für jede Lage: Nobbi Schumacher hat manchem Trend getrotzt, einen Computer gibt es in seinem Laden bis heute nicht.

Gewappnet für jede Lage: Nobbi Schumacher hat manchem Trend getrotzt, einen Computer gibt es in seinem Laden bis heute nicht.

Foto: Cem Akalin

Nobbis Plattenladen ist Kult. Und zwar weit über die regionalen Grenzen hinweg. Jetzt feiert Norbert Schumacher mit seinem Geschäft, wo die schwarze Rille immer noch Königin ist, Silberjubiläum. Vor 25 Jahren eröffnete er den Plattenladen an der Marienstraße.

„Wo steht denn Magma?“, fragt der Kunde und lässt den Blick mit fast ungläubigem Ausdruck über die Kisten und Regale schweifen. Schumacher, der von jedem nur Nobbi genannt wird und seit vielen Jahren in Siegburg lebt, sieht kaum hoch und deutet auf einen Tisch.

In der Region gibt es nichts Vergleichbares

Mit rund 100.000 Secondhand-Schallplatten dürfte Schumacher das größte Sortiment im Land haben. In der Region Köln-Bonn jedenfalls gibt es nichts Vergleichbares. Und Nobbi ist pausenlos dabei, sein Sortiment zu sichten und zu katalogisieren. Soundtrack hat er mittlerweile im Gewölbekeller stehen. Selbst Stammkunden entdecken immer wieder einen neuen Winkel des Ladens. „Ist das Regal da neu?“, fragt einer und deutet auf ein Bücherbord neben einem Durchgang. „Nee, das steht da schon seit ein paar Jahren.“ Sogar die Regale in der Toilette sind bis unter die Decke voller Platten. Schlager, Popsingles, Klassik, Punk, Jazz und natürlich jede Menge Rock und Blues sind gut vertreten. Wer eine obskure Punkplatte sucht, wird hier ebenso fündig wie Sammler seltener Pressungen.

Der 52-Jährige stammt eigentlich aus Hellenthal in der Eifel und ist gelernter Schreiner. „Aber ich hatte eine Allergie gegen verschiedene Stoffe in der Werkstatt und so musste ich nach acht Jahren meinen Beruf aufgeben“, erzählt er, während im Hintergrund die Musik der Berliner Rockformation Pothead läuft. Als Jugendlicher war er schon musikbegeistert – und Schallplattensammler. „An Wochenenden bin ich auf Flohmärkte und habe Platten verkauft. Als ich dann meinen Beruf nicht mehr ausüben konnte, habe ich beschlossen, einen Laden aufzumachen.“ Und wieso ausgerechnet in Beuel? Nobbi lacht. „Ich hatte damals eine Freundin in Bonn. Also bin ich mit dem Auto rumgefahren und habe nach einem geeigneten Ladenlokal Ausschau gehalten. Von Beuel hatte ich damals noch nicht einmal was gehört.“

Standortwahl niemals bereut

Aber seine Standortwahl hat er niemals bereut. „Laufkundschaft kommt eh nicht oder eher selten. Meine Kunden kommen gezielt und wissen, wo sie mich finden.“ Und die kommen von überall her. Selbst aus dem nahen Ausland reisen Plattenfreaks extra an den Rhein, um bei Nobbi zu stöbern. Einmal standen sogar mal die Musiker von Volbeat im Laden. Als die vier von der dänischen Metal-Band mit Kreditkarte zahlen wollten, musste Nobbi passen. Also zogen sie zum nächsten Geldautomaten und holten Bares. Einen Computer gibt es in diesem Plattenladen ebenso wenig wie ein Kredit-Lesegerät. Denn der Ladeninhaber ist gewissermaßen ein wandelndes Musiklexikon und weiß genau, wo er welche Band oder welchen Künstler in welcher Kiste stecken hat.

Randy Pie „Highway Driver“? „Habe ich hier. Die waren geil“, sagt er und fängt gleich an zu erzählen. „Die hat’s damals leider nicht so lange gegeben. 1977 haben die sich schon aufgelöst. War `ne starke deutsche Rockband. Hier, auf der Platte musst du dir mal ‚Time Machine‘ anhören.“ Vinyl ist heute wieder angesagt. Aber jahrelang gab es kaum Nachfrage, ja nicht einmal neue Pressungen wurden auf den Markt geworfen. Alle wollten nur CDs. Schumacher, dessen erste Platte „Highway to Hell“ von AC/DC war, war einer der wenigen, die der Schallplatte immer die Treue gehalten haben. „Etwa 2006 bis 2010 wollte kaum noch jemand Schallplatten kaufen. Alle wollten ihre Sammlungen auflösen“, erzählt er. Und weil er eben so ein Verrückter sei, habe er einfach weitergemacht. „Ich dachte mir, irgendwann kommen sie wieder. Und mittlerweile kommen sogar viele der Leute, die mal ihre Sammlung aufgelöst haben, und kaufen bei mir wieder ein.“

Geschäft wieder geöffnet

Seit ein paar Tagen hat der bekennende Black Sabbath-Fan sein Geschäft wieder geöffnet. Er trägt einen Mund/Nasen-Schutz. Der ist auch bei seinen Kunden Pflicht. Nur vier dürfen gleichzeitig stöbern. „Eigentlich wollte ich mein Jubiläum ja groß feiern“, sagt Nobbi. „Aber das geht ja jetzt nicht.“ Er will dennoch was an seine treue Kundschaft zurückgeben. Deshalb bekommt jeder, der am 30. Mai in seinen Laden kommt, eine Platte geschenkt.

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