Location an der Königswinterer Straße Trommeln zum Frühstück im „3m's Groove-Café“ in Beuel

Limperich · Im „3m's Groove-Café“ gibt Musiker Marco Molitor Schlagzeugunterricht. Der Jüngste seiner Schüler ist fünf Jahre alt, der Älteste 57. Verwirrung gibt es jedoch immer wieder um den Namen der Musikschule.

 Eintrommeln bevor der Unterricht beginnt: Moritz Hartmann und Marco Molitor improvisieren zusammen.

Eintrommeln bevor der Unterricht beginnt: Moritz Hartmann und Marco Molitor improvisieren zusammen.

Foto: Benjamin Westhoff

Zugegebenermaßen: Wer in der Menükarte des „3m's Groove-Cafés“ heiße Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato, Cappuccino oder Espresso erwartet, könnte enttäuscht werden. Anstatt von der edlen Siebträgermaschine, kommt der Kaffee hier aus dem Senseo-Automaten. „Das geht viel schneller, außerdem bleibt mehr Zeit zum Spielen“, erklärt Inhaber Marco Molitor. In seiner sogenannten „Groove-Karte“ bietet er Bandcoachings, Cajon-Workshops, den „Wochenendgroove“ und „Trommeln zum Frühstück“ an. Molitor: „Wir sind kein gewöhnliches Café, sondern eine Musikschule für Schlagzeugunterricht.“

Als er die Namensidee „3m's Groove-Café“ vor einigen Jahren hatte, habe er nicht vermutet, dass dies den einen oder anderen Beueler auf eine falsche Fährte führen könne: „Nachdem ich die Website meiner Musikschule auf Google eingetragen habe, habe ich viele Angebote von Kaffeemaschinenherstellern und Gastro-Ausstattern bekommen“. Diese lehnte er ab und begann stattdessen, mit Schlagzeuganbietern zusammenzuarbeiten.

Queen als Vorbild

Wer den gut 45 Quadratmeter kleinen Raum in einem Hinterhof der Königswinterer Straße betritt, läuft frontal auf ein riesiges Schlagzeug zu. Ganze zwölf Becken, mehrere Tomtoms (Standtrommeln), eine große Bass Drum, die Hi-Hat und verschiedene andere Trommeln stehen auf einem kleinen Podest und bilden den Hauptarbeitsplatz von Molitor.

Dass der Musiker selbst Queen-Fan ist und in einer Queen-Tributeband spielt, dürfte Kennern aufgrund der Anordnung des Schlagzeugs und der Schriftzüge auf der großen Standtrommel sofort auffallen. Dem großen Schlagzeug gegenüber steht ein kleineres Modell mit weniger Teilen. Hier sitzen die Schüler während ihres Kurses.

Direkt neben der Eingangstür befindet sich noch die Miniausführung eines Drumsets. „Das ist für meine jüngsten Trommler“, erklärt Molitor. „Die meisten wollen allerdings lieber auf dem großen Schlagzeug spielen“. Der Abstand von Sitz und Fußmaschine der großen Bass Drum könne hier jedoch nicht von jedem kleinen Nachwuchsdrummer bewältigt werden.

Rund 60 Schülern gibt Molitor momentan Unterricht. Der Jüngste ist fünf Jahre alt, der Älteste 57. Auch vom Anfänger bis zum Band-Drummer bietet er Kurseinheiten auf jedem Niveau an. „Sicherlich: Eine gewisse Koordination ist nötig, aber eigentlich kann jeder das Schlagzeugspielen erlernen, wenn er nur will“, so Molitor.

Online-Kurse und Video-Tutorials

Neben den drei verschieden großen Schlagzeugen sind im „3m's Groove-Café“ sechs Kameras verteilt, die Molitor während des Lockdowns installiert hat. So konnte er Online-Unterricht anbieten und Video-Tutorials drehen. Das macht er bis heute. Auch kleinere Produktionen kann er vor Ort selbst aufnehmen. Den großen Raum trennt er dafür mit Vorhängen ab. Am häufigsten bietet er jedoch Band- und Trommelworkshops an und gibt Einzelunterricht.

Einer seiner Schüler ist der 19-jährige Moritz Hartmann. Er spielt seit der 3. Klasse und kommt einmal pro Woche zum Unterricht. Sein eigenes Schlagzeug steht im Keller der Eltern. „Zum Glück haben wir nette Nachbarn, die haben sich noch nie beschwert.“ Am liebsten mag er am Schlagzeugspielen, dass er den Kopf dabei komplett freibekommen könne: „Das ist wie joggen, ein tolles Gefühl. Ich kann alles um mich herum loslassen und vergessen.“ Außerdem reize ihn das Zusammenspielen mit anderen Musikern. Hartmann: „Man muss sich aufeinander einlassen und sich abstimmen. Dennoch gibt der Schlagzeuger den Ton an.“

Jeder Hobbymusiker kommt aus einer anderen Motivation heraus zum Unterricht. „Manche wollen sich beim Spielen abreagieren und die Sau rauslassen, andere trommeln ihren Stress weg oder proben für das Spielen in einer Band“, sagt Molitor.

Ab und zu vermietet er die Musikschule auch als Probenraum für Bands, denn entsprechende Räumlichkeiten seien in Bonn nicht leicht zu finden. „Viele Vermieter sagen sofort ab, wenn man das Wort Schlagzeug erwähnt“, erinnert sich Molitor an seine eigene Suche vor ein paar Jahren. 2016 schaute der Musiklehrer für seine eigene Band nach einem passenden Raum und stieß auf die Räumlichkeiten an der Königswinterer Straße.

„Der Laden hat mir sofort gefallen und nur als Probenraum, wäre mir das zu schade gewesen.“ Deshalb eröffnete er seine eigene Musikschule dort. Zuvor wurde er hauptsächlich von anderen Schulen „eingekauft“. „Die Selbstständigkeit ist nicht immer leicht, aber es ist trotzdem eine tolle Arbeit“, so Molitor.

Kaffee und Musik

Doch wie ist der selbst ernannte Groove-Barista nun auf den außergewöhnlichen Namen, „3m's Groove-Cafés“, der Musikschule gekommen? „3m's“ steht für seinen eigenen Namen: Marco M. Molitor. Zum „Groove-Café“ wurde die Musikschule, weil Molitor morgens auf dem Weg zur Arbeit für den ersten Kaffee immer an einem Kaffeebüdchen in seinem Wohnort Vilich-Müldorf Rast einlegte.

„Je häufiger ich dort war, desto besser lernte mich der Verkäufer kennen. Irgendwann verabschiedete er mich nach dem Kaffee scherzhaft mit der Frage, ob ich denn jetzt wieder in mein kleines „Groove-Café“ fahren würde. So kam der Name zustande“.

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