Frau Dr. Terjung, wie bleiben wir gesund?
Interview mit Birgit Terjung Beueler Chefärztin gibt Tipps für eine ausgewogene Ernährung
Interview · „Wie ein Urlaub am Meer“: So beschreibt die Beueler Ärztin Birgit Terjung das Grundrezept für eine gesunde Ernährung. Zum Weltgesundheitstag am 7. April gibt sie im Interview Tipps zu ausgewogenem Essen.
07.04.2023
, 11:00 Uhr
Die eigene Gesundheit ist von vielen Faktoren abhängig: Ernährung, Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie das soziale Umfeld haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden. 1948 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Weltgesundheitstag ins Leben gerufen, um jährlich am 7. April Gesundheitsthemen in den Mittelpunkt zu stellen. Was jeder tun kann, um seine Gesundheit zu fördern, darüber sprach Gabriele Immenkeppel mit Birgit Terjung, Chefärztin am St. Josef Hospital in Beuel. Sie ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Gastroenterologie und Ernährungsmedizinerin.
Birgit Terjung: Das ist eigentlich ganz einfach: ausgewogen essen, ausreichend trinken und regelmäßig Bewegung sowie Ruhephasen zur Entspannung und Achtsamkeit in den Tagesablauf einbauen. Und immer wieder lachen. Denn herzhaftes Lachen wirkt positiv auf Körper und Seele, hilft Stress abzubauen und setzt Glückshormone frei.
Die richtige Ernährung ist ebenfalls von großer Bedeutung. Mit Beginn der warmen Jahreszeit ändert sich auch das Speiseangebot. Aber wie stärkt man sein Immunsystem, wenn es kalt und dunkel ist?
Terjung: Gerade dann sollten wir auf eine ausgewogene Ernährung achten. Eine ausreichende Vitaminzufuhr ist besonders wichtig, um das Immunsystem und wichtige Körperfunktionen zu unterstützen. Mit einer abgestimmten Ernährung lässt sich der Vitaminbedarf in der Regel gut decken. Nahrungsergänzungsmittel sind meist nicht erforderlich.
Und wie genau sieht eine ausgewogene Ernährung aus?
Terjung: Wie ein Urlaub am Mittelmeer. Dort stehen vorrangig Gemüse, Obst sowie ballstoffreiche Nahrungsmittel auf dem Tisch, zudem viel Fisch, aber wenig Fleisch. Ergänzt wird alles durch gesunde Öle. Tierische Fette, auch in Fleisch, sollten nur in geringen Mengen konsumiert werden. Konkret bedeutet dies, dass man höchstens zweimal in der Woche Fleisch und Wurst essen sollte. Und das Trinken sollte nicht vergessen werden. Etwa zwei Liter Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser.
Was ist mit Tee oder Kaffee?
Terjung: Tee und Kaffee sind nicht tabu. Bis zu drei Tassen Kaffee am Tag sollen sogar günstige Effekte auf die Gesundheit haben.
Welche Vitamine sind für unsere Gesundheit essenziell?
Terjung: Hier müssen wir differenzieren. Essenzielle Vitamine sind solche, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen, da der Körper sie nicht herstellen kann. Dies trifft auf die überwiegende Zahl der Vitamine zu. Eine besondere Rolle spielen hierbei die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, aber auch Vitamin C und der Vitamin-B-Komplex. Beispielhaft mag hier das Vitamin D genannt sein, das in viele Prozesse des Immunsystems eingreift und natürlich auch ein wichtiger Player bei der Entstehung der Osteoporose ist.
Ihre Empfehlung?
Terjung: Unbedingt auf den Vitamin-D-Spiegel achten. Immer wieder diskutiert wird zudem die Bedeutung von Vitamin C. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, braucht keine Vitamine in Tablettenform.
Was steckt eigentlich in Nahrungsergänzungsmitteln?
Terjung: Frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmitteln sind mittlerweile in aller Munde. Sie enthalten in kleinen Dosierungen Vitamine, Mineralstoffe oder sonstige Nährstoffe.
Nutzen sie wenigstens?
Terjung: Wer sich ausgewogen ernährt, der muss nicht noch extra Vitamine und Mineralstoffe zuführen. Einzig Menschen, die sich vegan oder streng vegetarisch ernähren, sollten immer wieder mal auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen, um Defiziten vorzubeugen. Dabei ist die kontrollierte Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel sehr wichtig, um schädliche Überdosierungen zu vermeiden.
