Idee aus anderen Städten Beuelerin fordert eine temporäre Spielstraße in Holzlar

Holzlar · Immer wieder nehmen Autofahrer im Berufsverkehr eine Abkürzung über die Holzlarer Straße Im Gerott. Anwohnerin Katja Clauß fordert, die Straße zugunsten der dort lebenden Kinder zur temporären Spielstraße zu machen. Damit beschäftigt sich jetzt auch die Stadt.

Das Anlieger-frei-Schild wird oft ignoriert, ärgert sich Katja Clauß. Sie hat beantragt, die Straße Im Gerott an einem Tag in der Woche zur temporären Spielstraße zu machen.

Das Anlieger-frei-Schild wird oft ignoriert, ärgert sich Katja Clauß. Sie hat beantragt, die Straße Im Gerott an einem Tag in der Woche zur temporären Spielstraße zu machen.

Foto: Stefan Knopp

Die Beschilderung „Anlieger frei“ lässt bei einigen Autofahrern offenbar viel Raum für Interpretation. Katja Clauß, Bewohnerin der Holzlarer Straße Im Gerott, hat die Erfahrung gemacht, dass Fahrzeugführer es immer wieder als ein Anliegen ansehen, im Berufsverkehr auf der Kautexstraße über diese Straße abzukürzen und Busse zu überholen.

Clauß kam über einen Fernsehbericht auf eine Idee: In Städten wie Köln, Düsseldorf, Dortmund und Berlin gibt es schon temporäre Spielstraßen, und so etwas möchte sie auch für ihre Straße. Das bedeutet: An einem Tag in der Woche wird eine Straße für einen bestimmten Zeitraum mit Barken für jeglichen Verkehr gesperrt, der nicht dort hingehört. Stattdessen können Kinder diese Abschnitte nutzen, um auf der Straße zu spielen. „In Berlin ist das jeden Mittwoch“, so Clauß. Sie könnte sich den Sonntag vorstellen. Wenn die Sperrung nicht mehr benötigt wird, kann man sie wieder abschaffen.

Sie sammelte Unterschriften in der Nachbarschaft und formulierte einen Bürgerantrag, der im Juni 2022 in der Beueler Bezirksvertretung behandelt und dann erst einmal vertagt wurde. Im Oktober sprach sie vor, erläuterte ihre Vorstellungen. In der Zwischenzeit hatte die Bonner Verwaltung empfohlen, diesen Antrag abzulehnen – die Anlieger-frei-Beschilderung sei ausreichend. Man habe ihr gesagt, man wolle nicht, dass das zum Straßenfest ausartet, erzählt sie. Auch wurde der Holzlarerin geraten, ihre Kinder könnten doch auf dem nahen Spielplatz am Finkenweg spielen.

Dafür müssten die Kinder erst einmal über die Kautexstraße gehen. An der Stelle darf man aber 50 Kilometer pro Stunde fahren und eine sinnvolle Querungshilfe gibt es nicht. „Auf dem Spielplatz haben sie viel abgebaut, aber nichts ersetzt“, sagt Clauß. „Eine Schaukel und eine Rutsche sind zu wenig.“ Und der Kita-Übergangscontainer ist davor errichtet, der Zugang zum Spielplatz ist durch ein Tor mit hochliegender Klinke verschlossen. Der Spielplatz neben dem Gelände der Jugendfarm darf aber laut Markus Schmitz vom Presseamt genutzt werden (siehe Infokasten).

„Es ist ja schön, dass die Stadt viel für Fahrradfahrer tut, aber sie soll auch mal etwas für die Kleinen tun“, fordert Clauß. Für sie erfreulich: Die Bezirksvertretung Beuel entschied nicht im Sinne der Verwaltung, sondern reichte das Thema an den Ausschuss für Mobilität und Verkehr weiter mit dem Auftrag, „eine einfach handhabbare Regelung für das gesamte Stadtgebiet zu beschließen“. Was mehr ist, als Clauß erhofft hatte.

„Die Idee für eine temporäre Spielstraße hat stadtweiten Vorbildcharakter“, sagt Gerhard Baumgärtel, Fraktionssprecher der Beueler Grünen und verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Deshalb haben wir den Bürgerantrag auch an den zuständigen Fachausschuss des Stadtrates verwiesen. Die Verwaltung soll sich jetzt Gedanken machen, wie Bürger ohne viel Aufwand eine temporäre Spielstraße beantragen können, wenn die Anlässe dafür das rechtfertigen.“ Seitdem hatte die Antragstellerin aber nichts mehr darüber gehört. Aufgrund eines „verwaltungsinternen Abstimmungsfehlers“ sei das Thema im Ausschuss bisher nicht diskutiert worden, was aber nachgeholt werden soll, so Schmitz vom Presseamt.

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