„Ich wollte etwas gegen das Vergessen tun“ Buchautor spricht mit Bonnern über die Corona-Krise

Buchautor Nicola Walter aus Heidelberg will Menschen in ganz Deutschland in der Corona-Krise porträtieren. Auch in Bonn macht er Station.

 Nicola Walter sammelt Geschichten in ganz Deutschland.

Nicola Walter sammelt Geschichten in ganz Deutschland.

Foto: INA GAEDE

Nicola Walter ist in diesen Tagen in Bonn unterwegs. Der Buchautor fährt durch Deutschland, um mit Menschen in der Corona-Krise das Gespräch zu suchen und ihre Geschichten aufzuschreiben. Der Heidelberger hat bereits den Band Heidelberger Helden he­rausgebracht und arbeitet an einem ähnlichen Werk, das nun ganz Deutschland in den Blick nimmt. Mit ihm sprach GA-Redakteur Philipp Königs.

Herr Walter, wen haben Sie hier in Bonn besucht ?

Nicola Walter: Ich habe den Imbiss-Chef des Burgerwerks in Beuel besucht. Der Mann hat bereits mehr als 2000 Burger kostenlos an Leute verteilt, die in der Corona-Krise helfen. Und er will noch weitermachen, hat er mir gesagt. Außerdem habe ich den Chef des Arbeiter-Samariter-Bunds gesprochen. Die leisten ja im Rettungsdienst weiterhin unheimlich viel in dieser Zeit.

Kennen Sie Bonn?

Walter: Ich kenne Bonn noch ganz gut aus meiner beruflichen Zeit, als ich mit meinem Vater eine Steuerfachkanzlei hatte. Ich mag die Stadt. Die Menschen hier sind offen.

Wie ist Ihr Projekt zustande gekommen?

Walter: Während des ersten Lockdowns jährte sich am 26. März der Todestag meines Vaters. An dem Tag gehe ich immer an sein Grab. Mir kam der Gedanke, etwas gegen das Vergessen tun zu wollen. Der Begriff Systemrelevanz fiel damals im Zusammenhang mit den ersten Verordnungen. Ich habe mich gefragt, wer eigentlich während dieser Krise den Laden am Laufen hält. Pfleger, Busfahrer, ehrenamtliche Helfer. Daraus ist das Projekt ,Heidelberger Helden’ entstanden, denn in Heidelberg lebe ich. Die Geschichten und Bilder der Helden sind dann letztlich in einem Buch erschienen, auch durch die Unterstützung des Oberbürgermeisters. Die Einnahmen aus dem Verkauf kommen gemeinnützigen Zwecken zugute.

Wie ist es jetzt zur Ausweitung auf ganz Deutschland gekommen?

Walter: Ich habe mit Kanzleramtschef Helge Braun darüber gesprochen. Ihm gefiel die Idee, möglicherweise wird das Kanzleramt für das jetzt geplante Buch ein Grußwort beisteuern. Wir haben vereinbart, dass ich erstmal meine Arbeit erledige und dann ein weiteres Gespräch stattfindet.

Wohin treibt es Sie als Nächstes?

Walter: Ich bin in ganz Deutschland unterwegs: Neben Bonn in Köln, Düsseldorf, Münster bis hoch an die Nordsee. Danach geht es zehn Tage nach Ostdeutschland und anschließend in den Süden nach Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Das Projekt in Heidelberg befasste sich tatsächlich mit Helden des Alltags, das neue, also ,Deutschland in Corona-Zeiten’ nimmt zwar auch Helden ins Visier, aber eben auch Menschen wie Sie und Ich. Auch Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Gesellschaft werden vorkommen, also im Gegensatz zu Heidelberg ein bunter Mix.

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