"26 Jahre Kanal- und Wasserbau in Bonn" "Bonn ist gut gerüstet"

BEUEL · "Hochwasser-Papst" Werner Baur ist seit zweieinhalb Jahren im Ruhestand. Die Zeit hat der Pensionär sinnvoll genutzt und seine Erfahrungen und Aktivitäten im Hochwasser- und Gewässerschutz in einem Buch zusammengefasst.

Werner Baur hat in seinem Berufsleben viele Wasserstände erlebt: 10,13 Meter war der höchste Bonner Pegel, 1,07 Meter der niedrigste.

Foto: Willcke

Auf mehr als 450 Seiten hat der gebürtige Beueler alle Themenbereiche aus dem Zeitraum zwischen 1985 und 2013 verteilt über das gesamte Stadtgebiet akribisch zusammengetragen - einige Beispiele: Rheindeich Beuel, Mobile Schutzwand in Beuel, Katzenlochbachtal im Kottenforst, Sieg-Altarm Gyssel, Unterquerung des Engelsbachs und Hochwassernotgemeinschaft. Er hat über die vielen Jahre Zeitungsartikel, Verwaltungsmitteilungen und Stellungnahmen von Fachbehörden zu den verschiedenen Projekten gesammelt und jetzt veröffentlicht.

"Über diesen Weg will ich die Bürger grundsätzlich über Kanal- und Wasserbau in Bonn informieren und gleichzeitig der Frage nachgehen, ob die Stadt Bonn in den vergangenen drei Jahrzehnten ihrer Verpflichtung, ein funktionstüchtiges Kanalnetz und ein ökologisch wertvolles Gewässernetz zu betreiben sowie eine Hochwassersicherheit für die betroffenen Bürger zu gewährleisten, nachgekommen ist", erklärte Baur im Gespräch mit dem GA. Und warum gerade Zeitungsartikel? Baur: "Was ist objektiver als die Presse, die das Meinungsbild aller Bürger über die Jahre wiedergibt?"

Der Hochwasserschutz in Beuel hat die Dienstzeit Baurs bei der Stadt Bonn am intensivsten geprägt. Nach den beiden sogenannten Jahrhunderthochwassern im Dezember 1993 und im Januar 1995 galt es, ein Hochwasserschutzkonzept für Bonn zu entwickeln, Fördergelder für Baumaßnahmen zu beantragen und die Projekte umzusetzen. "Bis auf die zweite Deichverteidigungslinie, die südlich vom Konrad-Adenauer-Platz bis zur Josefskirche zwischen Agnesstraße und Hermannstraße verlaufen soll, ist der Hochwasserschutz in Beuel komplett realisiert worden", betonte Baur. Dieses letzte Projekt ist laut Baur bislang am erforderlichen Geld gescheitert. Würde diese Maßnahme noch umgesetzt, dann hätten die Beueler nach Auskunft Baurs einen Schutz bis zu einem Rhein-Wasserstand von elf Metern (Bonner Pegel). Die derzeitige Schutzgrenze liegt bei etwa 10,60 Meter.

Während seiner aktiven Dienstzeit hat die Stadt fast 25 Millionen Euro in den Gewässer- und Hochwasserschutz investiert. Hinzu kommen mehr als 345 Millionen Euro für die Modernisierung des Bonner Kanalnetzes. Reicht das? Ist Bonn sicher? Die Antwort Baurs lässt nicht lange auf sich warten: "Bonn ist gut gerüstet. Da Bonn aber in einer Rinne zwischen Siebengebirge und Wachtberger Ländchen liegt, wird sich das Wasser immer schnell aufstauen." Bonn hat laut Baur keine Chance, durch eine Ausweichung von Überschwemmungsflächen eine Wellenreduzierung des Rheins vorzunehmen.

In der Chronologie widmet sich der letzte Artikel des Buchs mit dem "Beueler Treff" des General-Anzeigers zum Thema "20 Jahre nach den Jahrhunderthochwassern - Reicht der Schutz aus?". Werner Baur war bei der Diskussion im Dezember 2013 einer der Experten und Zeitzeugen, die mit den Bürgern diskutiert haben. Von Baurs Buch gibt es bislang nur zehn Exemplare. Einsehen kann man es im Heimatmuseum Beuel, im Stadtarchiv Bonn und beim Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch.

Zur Person

Werner Baur wurde im Juni 1949 in Küdinghoven geboren. 1971 trat er seine erste Arbeitsstelle in einem Statikbüro in Beuel an, ehe er in die Stadtverwaltung Bonn wechselte. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Sachgebietsleiter für Abwasserableitung bei der Stadt Bonn. Er ist verheiratet mit Ehefrau Elisabeth und hat zwei Kinder und zwei Enkel. Heute wohnt er in Menden.