Projekt der Beueler Jugendfarm Kinder bauen in Bonn eine Kleinstadt

Beuel · Im Sommer 2023 verwandelt sich die Beueler Jugendfarm in eine kreative Planstadt. In Mini-Beuel regieren die Kinder - mit eigener Währung und eigenen Regeln. Sie sollen spielerisch gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge sowie demokratische Prozesse verstehen lernen.

 Eltern dürfen nur auf das Gelände von Mini-Beuel, wenn sie eine Tour mit dem Reiseführer gebucht haben, ansonsten müssen sie im Elterngarten warten.

Eltern dürfen nur auf das Gelände von Mini-Beuel, wenn sie eine Tour mit dem Reiseführer gebucht haben, ansonsten müssen sie im Elterngarten warten.

Foto: privat

Nach zwei Jahren Pause erwartet Kinder und Jugendliche im Sommer 2023 wieder ein Ferienerlebnis der besonderen Art: Die Kinderstadt Mini-Beuel, in der sie spielerisch regieren können - mit eigener Währung, eigenen Regeln und verschiedenen Berufen.

Zu Beginn des einwöchigen Projekts auf der Jugendfarm erhalten die Kinder vor Ort einen Bürgerausweis. „Sie sollen dafür Passbilder mitbringen. Im Ausweis wird auch vermerkt, wenn sie einen Kettcar-Führerschein gemacht oder eine Meisterprüfung abgelegt haben", sagt Nina Winter, Leiterin der offenen Arbeit in der Jugendfarm, die das Projekt bereits in der Vergangenheit begleitet hat. Anschließend geht es für die Kids auf Jobsuche ins Arbeitsamt. „Dort können sie sich einen Beruf aussuchen, in dem sie mindestens eine halbe Stunde lang tätig sein müssen, um Lohn zu bekommen“, so Winter. Mit der Währung, den so genannten „Beulis“ können sie sich dann zum Beispiel Lebensmittel oder Freizeitaktivitäten kaufen.

Die Währung sind Beulis

„Die Kinder können zur Polizei oder zur Zeitung, eine Band gründen oder in Handwerksbetriebe, wo Holzschilder oder Werbeplakate gebastelt werden für die einzelnen Betriebe", erzählt Thomas Schaaf von der Evangelischen Kirchengemeinde, die das Mini-Beuel-Projekt als Träger mit organisiert. Wer sich für den Bäckerberuf entscheidet, bereitet morgens im Team verschiedene Leckereien vor, die dann am Nachmittag für ein paar Beulis erworben werden können. In der Pizzeria wird fleißig gebacken und es gibt auch Postboten, die Briefe an die Betriebe austragen, berichtet Winter. Auch ein Bürgermeister wird gewählt und stellt die Neuigkeiten in der Bürgerversammlung vor, die jeden Nachmittag stattfindet.

In einem Lautsprecherturm läuft den Tag Musik über das Mini-Beuel-Radio, zwischendurch werden auch Radiosendungen gespielt, die eine kleine Redaktion erarbeitet. „Man kann über das Radio Werbung für seinen Betrieb machen oder auch Grüße senden“, sagt Winter. „Und wenn eine Umfrage des örtlichen Meinungsforschungsinstituts ergibt, dass die Kinder an einem Tag mit den Pizzen aus der Mini-Beuel-Pizzeria unzufrieden waren, dann schafft es so eine Neuigkeit auch mal ins Radio“, ergänzt Schaaf. Einziger Aufenthaltsort für Eltern ist übrigens der örtliche Elterngarten - sofern sie keine touristische Tour durch die Mini-Beuel-Reiseführer gebucht haben.

Verständnis für demokratische Prozesse

Ziel des Projektes ist, dass die teilnehmenden Kinder spielerisch gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge sowie demokratische Prozesse verstehen lernen, erklärt Winter. Dabei dürfen sie ihre eigenen Ideen und Gesellschaftsentwürfe umsetzen und erleben die von Arbeit, Geld und Konsum geprägte „Erwachsenenwelt“ am einfachen Modell. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen in einer Gemeinschaft sowie die Themen Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit stehen dabei im Vordergrund. „Die Kinder sollen durch Partizipation die Möglichkeit erhalten, sich selbst zu verwirklichen: Wenn jemand eine eigene Geschäftsidee hat, beispielsweise Wahrsager sein möchte, dann ist das in Mini-Beuel möglich", erklärt Michael Schuster, Sozialarbeiter beim Verein Kleiner Muck. Damit ein solches Projekt im Zweijahres-Turnus stattfinden kann, braucht es viele, die mit Geld- oder Sachspenden unterstützen, betont Kathrin Klevenhaus, die das Haus Michael in Schwarzrheindorf leitet.

Seit 2009 veranstalten die vier Träger - Jugendfarm Bonn, Katholische Jugendagentur, die evangelische Gemeinde Nommensenkirche und der Verein Kleiner Muck - das gemeinschaftliche Ereignis für Kinder von sieben bis 13 Jahren. Aktionsorte sind die Jugendfarm Holzlarer Weg, der gegenüberliegende Bolzplatz sowie die Räumlichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde Beuel. Für 2023 ist die Zusammenarbeit mit der Eventagentur Fünfdrei geplant, die das Projekt logistisch unterstützen wird.

Anmeldung

Geplant sind zwei Projektdurchläufe in den ersten beiden Sommerferienwochen: Vom 26. Juni bis zum 30. Juni 2023 sowie vom 3. Juli bis zum 7. Juli 2023, an denen jeweils insgesamt 300 Kinder und rund 90 jugendliche Helfende teilnehmen können. Anmeldungen sind online ab dem 1. Dezember auf www.mini-beuel.de möglich.

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