Start der Bonner Bildungswoche OB Dörner weiht Forschungswerkstatt Bonneum in Beuel ein
Beuel · Zum Start der Bonner Bildungswoche hat Oberbürgermeisterin Katja Dörner einen neuen Standort des Projektes Bonneum eingeweiht. In der ehemaligen Realschule Beuel können sich Kinder und Jugendliche ab sofort beim Forschen und Entdecken ausprobieren.
„Das ist fast aufregender, als bei Pützchens Markt das Fass anzustechen“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner und lachte. Vor rund 50 geladenen Gästen aus Politik, Forschung und Bildung durfte sie bei der Eröffnung der neuen Forschungswerkstatt Bonneum in der ehemaligen Realschule Beuel am Montagmittag selber experimentieren. Schüler des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums forderten die OB auf, mit einer Pumpe Luft in eine halbgefüllte, auf dem Kopf stehende Wasserflasche zu pumpen. „Vier Bar braucht es, bis das Experiment seine Wirkung zeigt", erklärte Piet Groneick, der den Versuch mit seinen Mitschülern vorbereitet hatte.
Das Projekt Bonneum ermögliche Kindern und Jugendlichen von der Kita bis zur weiterführenden Schule forschendes und entdeckendes Lernen in den MINT-Themenfeldern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), erklärte Dörner in ihrer Eröffnungsrede zuvor. Junge Menschen in der Stadt sollten mehr Zugang zu außerschulischen Lernorten wie Forschungswerkstätten erhalten. Das Thema digitale Bildung spiele dabei eine zentrale Rolle und eröffne einen neuen Weg in die Zukunft. „Gleichzeitig werden diese Lernorte als Aus-, Fort- und Weiterbildungszentren für Erzieher und Pädagogen aller Bonner Schulen genutzt. So wird auch ein regionales Netzwerk geschaffen“, sagte Dörner.
Ideengeber des Projekts sind der Berliner Pädagogik- und Didaktikprofessor Hartmut Wedekind sowie Professor Johannes Gunzenreiner vom Pädagogischen Zentrum Gossau aus St. Gallen in der Schweiz. Die Deutsche Telekom Stiftung unterstützte den Aufbau der Werkstätten finanziell und steuert jährlich Euro 50.000 Euro hinzu. „Wir haben eine Vision für die Bildungsstadt Bonn. Kinder und Jugendliche sollen sich ausprobieren können, in einem Umfeld, in dem sie Verantwortung übernehmen und ihre überfachlichen Kompetenzen stärken“, so Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Stiftung.
Dabei sei ein Zusammenarbeiten möglichst vieler Bildungsakteure nötig. „Wir nennen das ,Bildungsökosystem‘, es geht um die Schaffung eines Lebensraums für diese Akteure“, sagte Winter. Um das zu erreichen, brauche es neben guten Bildungseinrichtungen, qualifizierten Lehrkräften und Pädagogen eine moderne Ausstattung in den Einrichtungen.
Acht weitere Standorte in Bonn
Die feierliche Eröffnung der Forschungswerkstatt in Beuel war aufgrund der Pandemie um zwei Jahre verschoben worden. „Für mich ist das Bonneum ein Erbstück, das mir eine echte Herzensangelegenheit geworden ist“, erklärte Dörner vor den Gästen und wies daraufhin, dass die Konzeption des Projekts während der Pandemie weiterentwickelt werden konnte. So gehören neben den beiden Hauptforschungswerkstätten in der Innenstadt und nun auch in Beuel acht dezentrale Standorte dazu, die sogenannten Satelliten.
„Wir feiern hier einen Meilenstein der innovativen Pädagogik“, sagte Boris Preuss, Abteilungsdirektor Schule der Bezirksregierung Köln. „Hier geht es nicht nur um Schule. Vielmehr lernen die Kinder, die richtigen Fragen für das Leben zu stellen.“ Nach seiner Ansicht sei das Projekt auch für Erwachsene und Lernbegleiter eine Bereicherung, bei dem sie ihrem Drang nach Forschung nachgehen könnten. Das tat auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner bei der Eröffnung.
Nachdem sie genug Luft in die mit Wasser gefüllte Plastikflasche gepumpt hatte, wurde sie von den Jugendlichen aufgefordert, einige Schritte zurückzutreten und kräftig an einer langen Schnur zu ziehen. „Wir haben das dünne Seil an der Flasche befestigt. Damit wird der Deckel entfernt“, verriet Schüler Piet.
Wasserrakete statt knallender Sektkorken
Gesagt, getan. Mit einem lauten Knall sprang der Deckel ab und die Flasche schoss gut fünf Meter in die Höhe, bevor sie auf dem Schulhof landete und einige aufgeschreckte Gäste nass spritzte. Vielen schien der ein oder andere Tropfen Wasser mehr an diesem verregneten Mittag jedoch wenig auszumachen, die Schirme waren sowieso schon aufgespannt. „Die neue Lernwerkstatt ist eröffnet“, erklärte Hubert Zelmanski, Leiter des Schulamtes Bonn, der durch das kurze Eröffnungsprogramm führte, und entließ die Gäste damit aus dem Regen zurück ins Gebäude, wo die neuen Experimentierräume besichtigt werden konnten.
Neben einer Holzecke, in der gesägt und geschliffen werden kann, gibt es dort auch Tische, auf denen die Kinder alte Dosentelefone nachbauen oder die Tragkraft von Spaghetti austesten können. Für Letzteres bauen die jungen Forscherinnen und Forscher laut Anleitung eine Nudelbrücke über ein kleines Modell des Rheins und belasten diese mit verschieden schweren Gewichten – je mehr Spaghetti für den Brückenbau genutzt werden, desto stabiler ist die Überführung. „Es geht uns darum, dass Kinder und Jugendliche ihre ganz individuellen Fähigkeiten entdecken und so fürs Leben lernen können“, sagte OB Dörner.