Erhalt des historischen Ortskerns Ganze Straßenzüge von Oberkassel unter Schutz stellen

Oberkassel · Ein Heimatverein will historische Besonderheiten von Oberkassel dauerhaft sichern und vor allzu starken Veränderungen schützen. Dazu gab es nun ein erstes internes Treffen mit den beauftragten Experten.

 Die Stadt Bonn könnte bald ganze Straßenzüge von Oberkassel unter Schutz stellen.

Die Stadt Bonn könnte bald ganze Straßenzüge von Oberkassel unter Schutz stellen.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit rund zehn Jahren machen Oberkasseler Bürger Sebastian Freistedt in seiner Funktion als Vorsitzender des Heimatvereins darauf aufmerksam, dass sich das historische Ortsbild des Stadtteils verändert. „Nicht immer zum Vorteil“, findet Freistedt, der 2013 den Vorsitz des Vereins mit dem persönlichen Ziel übernahm, das pittoreske Ortsbild Oberkassels zu schützen.

Während es ihm bereits gelang, in seiner bisherigen Amtszeit das Oberkasseler Mahnmal um die Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs zu erweitern, gibt es für das historische Ortsbild von Oberkassel bis heute weder eine Erhaltungs-, Gestaltungs- oder Denkmalbereichssatzung. Ohne konkrete Vorwürfe zu formulieren, spricht Freistedt von „extremen Veränderungen“ in seinem Heimatort, die nur den Investoren mit maximal umbautem Raum und weniger dem Erhalt des Gesamtbilds von Oberkassel dienen. „Mir ist ganz klar“, so Freistedt, „dass wir nicht zu den ewig Gestrigen gehören sollten.“ Es müsse Entwicklungen und Veränderungen geben können. Doch die Frage sei, wie viel man von dem Vorhandenen erhalten wolle.

Vor einem Jahr fasste der Rat den Beschluss

Mit einem vor rund einem Jahr vom Rat der Stadt Bonn gefassten Beschluss eine Erhaltungssatzung nach den Regeln des Baugesetzbuches für den historischen Ortskern von Oberkassel in Auftrag zu geben, könnten schon bald ganze Straßenzüge in ihrem derzeitigen Erscheinungsbild unter Schutz gestellt werden. Laut einem Zwischenbericht vom 22. März 2023 haben die Planungsbüros Büro Kleinekort in Arbeitsgemeinschaft mit dem Büro für Baukulturerbe von Cristian Abrihan den Auftrag zur Erarbeitung einer Erhaltungssatzung für Oberkassel erteilt bekommen.

Zwischenzeitlich hat ein erstes Treffen vor Ort stattgefunden. Die Büros haben sich auftragsgemäß mit dem Heimatverein in Verbindung gesetzt. Die Verwaltung hatte bei der Auftragserteilung den Hinweis aufgenommen, den Heimatverein Oberkassel als „Ortsarchiv“ und als Ansprechpartner für die historische sowie die aktuelle Entwicklung zu nutzen. Zurzeit wird vonseiten der Experten ein Zeitplan für die Recherche und Analyse der Bauhistorie innerhalb des Satzungsgebiets erstellt.

Mit der Erhaltungssatzung sollen die historischen Besonderheiten des Ortsbilds von Oberkassel dauerhaft gesichert und vor allzu starken Veränderungen geschützt werden. Damit soll auch die Geschichte des Ortsteils für die Zukunft ablesbar und erhalten bleiben. Was das konkret bedeutet, teilt das Stadtplanungsamt auf Nachfrage des GA schriftlich mit: „Die Baustruktur (z.B. Stadtgrundrisse, Freiräume und Sichtachsen) sowie das charakteristische Ortsbild, d.h. die bauliche Ansicht des Ortes einschließlich des historischen Straßenbildes und der Ortssilhouette, sollen für nachfolgende Generationen geschützt werden.“

 Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins, will das Ortsbild von Oberkassel erhalten.

Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins, will das Ortsbild von Oberkassel erhalten.

Foto: Stefan Hermes

Ergänzend teilte die Stadt mit, dass die Satzungen weder Neu- noch Umbauten verhindern werden, „sondern gestalterische und städtebauliche Vorgaben setzen, welche bei baulichen Veränderungen durch die Bauherr*innen zu berücksichtigen und zu genehmigen sind.“ Weiterhin weist die Verwaltung darauf hin, dass die Erhaltungs- und Gestaltungssatzung für Oberkassel in einem gemeinsamen Dialog mit der örtlichen Bevölkerung erstellt werden soll. Die Information und Einbindung der von den Satzungen betroffenen Bürgerinnen und Bürger sei ein wesentliches Ziel des Prozesses.

Hohe Dichte erhaltenswerter Bauten

Häuser, Straßen, Plätze, Industrieanlagen, Bahntrassen, Grünanlagen und die Gestaltung der Landschaft sind „Zeugnisse des Gestaltungswillens, der die Menschen zu allen Zeiten antrieb“, heißt es schon 2003 in einem Denkmalpflegeplan für Beuel in dem auch der historische Teil Oberkassels ausführlich erfasst wurde. Bereits damals war man sich darüber im Klaren, dass es eine große Herausforderung für Stadtplaner, Politiker und Bürger sei, „den unvergleichlichen Charme und die Vielschichtigkeit der historischen Vorgaben bei zukünftigen Anforderungen nicht zu vernachlässigen“.

Man bescheinigte Oberkassel eine so hohe Dichte an erhaltenswerten Gebäuden, dass man die Ausweisung eines Denkmalbereichs empfehle. „Doch seitdem ist nichts mehr passiert“, sagt Freistedt rund zwanzig Jahre später. Umso erfreulicher sei es nun, dass die beiden Architekturprofessoren Volker Kleinekort und Cristian Abrihan das Zusammentreffen mit dem Heimatverein im Oberkasseler Alten Rathaus, mit „einem Arm voller Bücher und Broschüren des Heimatvereins“ verlassen hätten. Man sei nun auf die Ergebnisse gespannt. „Ich bin froh, dass nun etwas geschieht“, so Freistedt. Eine Anfrage des GA an die beiden Planungsbüros blieb bisher unbeantwortet.

Nach bald zehnjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit als Vorsitzender des Heimatvereins möchte Sebastian Freistedt sein Amt gerne einem Nachfolger übergeben. „Meine Familie, mein Beruf beim THW und meine freiberufliche Tätigkeit als Redner sowie weitere ehrenamtliche Engagements lassen auf Dauer nicht mehr genügend Zeit für einen Vorsitz übrig“, sagt er und betont, dass er natürlich weiterhin im Verein für Oberkassel aktiv bleiben wird.

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