Nahversorger in Beuel Neuer Supermarkt in Ramersdorf wird wohl erst 2024 eröffnet

Ramersdorf · Ra­mers­dorf soll, wie seit Jah­ren ge­plant, ei­nen neu­en Le­bens­mit­tel­markt be­kom­men. Doch der In­ves­tor muss noch Gut­ach­ten vor­le­gen – und kri­ti­siert die Stadt.

 So soll der geplante Edeka-Markt samt Umfeld aussehen. Animation: Ratisbona Handelsimmobilien

So soll der geplante Edeka-Markt samt Umfeld aussehen. Animation: Ratisbona Handelsimmobilien

Foto: Niklas Schröder

Das Bauvorhaben für einen Nahversorger an der Straße Im alten Wingert zieht sich nach wie vor hin. Mehrere Gutachten sollen laut Stadtverwaltung noch ausstehen. Der Investor Ratisbona Handelsimmobilien mit Sitz in Düsseldorf schätzt die Eröffnung des Marktes nun auf Sommer 2024. Problematisch gestaltet sich derzeit die Findung von ökologischen Ausgleichsflächen, sagt Projektentwickler Philip Jakobi von Ratisbona.

Denn der Ausgleich für den Rückbau von Pflanzenvegetation sei auf dem eigentlichen Areal wegen seiner Größe und Auslastung nicht realisierbar. „Deswegen müssen wir uns nach anderen Flächen umschauen und das gestaltet sich recht zäh.“ Mehrere Vorschläge seitens des Investors für mögliche Ausgleichsflächen seien bereits unter verschieden Aspekten von der Verwaltung abgelehnt worden. Nun sei man dabei Ausgleichsflächen im Ennert zu finden. „Hier würde ich mir etwas Unterstützung von der Verwaltung wünschen“, sagt Jakobi.

Entwässerung und Schallschutz sind zu prüfen

Einen Schritt weiter sei man hingegen mit dem Gutachten zur sogenannten typografischen Gefährdungsbeurteilung, in dieser unter anderem die Entwässerung analysiert wird. „Das war ein recht komplexer Vorgang, der mit vielen verschiedenen Behörden abgestimmt werden musste.“ Das finale Gutachten sei im Dezember eingereicht worden und man warte nun auf die Rückmeldung von der Stadtverwaltung.

Anders sieht es derweil beim Schallschutz aus. Da habe man einen Katalog an Forderungen zurückerhalten. „Die Stadtverwaltung hat das Schallschutzgutachten als nicht ausreichend deklariert. Und eine neue Betrachtung gefordert“, berichtet Jakobi. Mit darunter fallen vier neue Tennisplätze, die auf dem Grünstreifen zwischen einer Kita und der Tennisanlage realisiert werden sollen. „Diese Tennisplätze müssen zuerst angegangen werden, ehe der Bau des Lebensmittelmarktes starten kann“, erklärt Jakobi. Für die Tennisplätze bestehe seit langen ein Bebauungsplan.

Ende des Jahres einen Bauantrag einreichen?

Lange habe es gedauert, bis man bei einzelnen Punkten mit der Stadtverwaltung auf einen Nenner gekommen sei. Der Projektleiter hofft, Ende des Jahres einen Bauantrag einreichen zu können. „Sodass wir im Sommer 2023 die Baugenehmigung bekommen und dann mit dem Bau beginnen können.“ Die Bauzeit soll sich anschließend auf ein dreiviertel Jahr belaufen. Im Sommer 2024 sollen dann Lebensmittelmarkt, Parkplatz und Tennisplätze fertig werden.

„Wir als Investor haben kein Interesse daran, das Projekt weiter vor uns herzuschieben“, betont Jakobi. „Wenn man berücksichtigt, dass der Lebensmittelmarkt sowohl politisch als auch von der Stadtverwaltung befürwortet wurde, müsste man ja davon ausgehen, dass sämtliche Behörden dieses Vorhaben unterstützen. Das ist aber definitiv nicht so erkennbar“, sagt Jakobi.

Bürgerschaft kann sich über den Stand informieren

Auf GA-Nachfrage bestätigt die Stadtverwaltung die ausstehenden Gutachten. „Bisher wurden von der Vorhabenträgerin unzureichende, unvollständige oder teilweise überholte Unterlagen vorgelegt. Insbesondere ist bis dato die Frage des ökologischen Ausgleichs, der Standsicherheitsnachweis des Stützbauwerkes entlang der Autobahn sowie die finale Bewältigung von Starkregenereignissen ungeklärt“, sagt Lea Hoffmann vom Presseamt der Stadt Bonn.

Demzufolge bedürfe der vorliegende Entwurf zum landschaftspflegerischen Fachbeitrag und zum Umweltbericht einer Überarbeitung und Aktualisierung. Danach erhielten die Bürger erneut die Möglichkeit, sich über den Inhalt der Planung zu informieren.

Unverständnis und Ärger beim Ramersdorfer Bürgerverein

Der geplante Bau des Lebensmittelmarktes war auch Tagesordnungspunkt der Jahreshauptversammlung vom Ramersdorfer Bürgerverein. Das Thema sorgte für viel Unverständnis und Ärger bei den Mitgliedern. Mit Blick auf die fehlenden Ausgleichsflächen nannte ein Mitglied das Areal eine „begrünte Autobahnböschung“ und stellte ihren ökologischen Mehrwert in Frage. Familie Buchner wünschte sich zeitnahe Planungssicherheit. „Ich bin ein selbstständiger Kaufmann, der hier endlich anfangen möchte“, sagte Jörg Buchner.

Im Vorfeld waren Vertreter aus Verwaltung und Politik zu der öffentlichen Runde eingeladen worden. Konkrete Punkte, wie es nun mit dem Lebensmittelmarkt weitergehen soll, konnten sie vor Ort nicht nennen. „Wir haben eine große politische Übereinstimmung, dass wir hier diesen Nahversorger wollen“, betonte Fenja Wittneven-Welter von der SPD-Fraktion. Offenbar gebe es weiterhin Abstimmungsprobleme zwischen Investor und Verwaltung, bei denen es nun zu vermitteln gelte, so Wittneven-Welter.

Kompromisse bei Parkplätzen in Sicht

Auch Daniel Rutte, der die Grünen-Fraktion vor Ort vertrat, sprach sich für das Vorhaben aus und versicherte, dass man mit dem neuen Lebensmittelmarkt immer einverstanden gewesen sei. Zuvor hatte die Grünen-Fraktion eine Verkleinerung des Parkplatzes gefordert. Sowohl Familie Buchner, als auch Ratisbona erklärten sich daraufhin zum Kompromiss bereit, 22 Parkplätze aus den Planungen zu entfernen und die Parkbuchten diagonal anzuordnen. „Die Fraktion wartet nun auf die Offenlage und dann kann ein Satzungsbeschluss im Rat erfolgen.“

Marco Rudolph teilte dem GA schriftlich mit, dass sich die CDU-Fraktion weiterhin vehement für den EDEKA-Markt ausspreche. „Wir kritisieren die Verwaltung für die Verzögerungen. Die Oberbürgermeisterin hat noch im Frühjahr 2021 behauptet, es liege alles im Zeitplan und der Satzungsbeschluss könne Anfang 2022 erfolgen. Wir stellen fest: weder die Offenlage noch der Satzungsbeschluss sind Anfang 2022 vorhanden“, schreibt Rudolph.

Dominique Löbach von der FDP-Fraktion nannte die Forderungen der Stadt Bonn ein „Ablenkungsmanöver.“ Demzufolge hätte der Investor alle erforderlichen Unterlagen eingereicht. „Man redet hier über das Planungsrecht, aber das was seit 2009 noch fehlt ist der Antrag auf Änderung des Zentren Konzeptes“, meinte Löbach. „Es ist nicht der Wille der regierenden Koalition, das Konzept zu ändern, sondern man versucht das jetzt durch Umwelt-Diskussionen zu verschieben“, kritisierte Löbach.

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