Bonner Friedhöfe im Wandel Immer mehr Urnengemeinschaftsgrabfelder auf Beueler Friedhof

Beuel · Urnengemeinschaftsgrabfelder werden auch in Bonn immer gefragter. Dahinter stecken der gesellschaftliche Wandel, aber auch steigende Gebühren für Gräber. Der GA hat die jüngste Anlage dieser Art auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg besucht.

Das Urnengemeinschaftsgrabfeld auf dem Friedhof – eingerichtet im Mai 2021.

Das Urnengemeinschaftsgrabfeld auf dem Friedhof – eingerichtet im Mai 2021.

Foto: Benjamin Westhoff

Vereinzelt stehen Kerzen auf den quadratischen Urnengemeinschaftsgrabfeldern auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg. Eigentlich ist das nicht gestattet, erklärt Friedhofsgärtner Stephan Held. Für Gestecke, Kerzen und andere persönliche Grabbeigaben gibt es zwischen den Feldern eine separate Ablagefläche.

Doch die Angehörigen merken sich offenbar, wo die Urne in die Erde gelassen wurde, und platzieren dort die Kerze. Für Held ist das auch ein gutes Zeichen: „Die Angehörigen wollen eben doch in der Nähe sein.“ Anders als es neue Bestattungsformen wie Friedwälder vermuten lassen könnten, die den Friedhofs-Gewerken Konkurrenz machen.

Die Gemeinschaftsgrabanlagen links von der Trauerhalle sind ordentlich gepflegt und sichtbar neu: Die Stelen aus rot-weißem Stein, auf die bisher die Namen von etwa 50 Verstorbenen graviert sind, sind teilweise blank, manche Grabfelder sind noch leer. „Das wird noch mehr bepflanzt, mit Lavendel und Rosen, sobald ein Feld voll besetzt ist“, sagt Held, der auch im Vorstand der Friedhofsgärtner-Genossenschaft Bonn ist.

Ein Platz auf einem Gemeinschaftsgrabfeld plus Dauerpflege für 15 Jahre koste zwischen rund 1700 und 2400 Euro, inklusive der Gebühr an die Stadt, sagt er. Kleinere Felder mit Platz für nur vier Urnen sind teurer als die Größeren. Die Einnahmen gehen nach Vertragsabschluss an die Friedhofsgärtner-Genossenschaft, die die Gelder treuhänderisch verwaltet.

Wandel auf deutschen Friedhöfen

Schon länger findet ein Wandel auf Deutschlands Friedhöfen statt – weg von der klassischen Erdbestattung, hin zu Urnengräbern, Gemeinschaftsanlagen oder gar Friedwäldern. „Die Gesellschaft entwickelt sich weg von Großfamilien, wo es gang und gebe war, dass man vor Ort blieb und später auch die Gräber der Großeltern pflegte“, erklärt Held.

Bei Urnengemeinschaftsgrabfeldern müssen sich die Angehörigen nicht um die Pflege kümmern. Michael Moerchel, der die Pressearbeit für die Genossenschaft macht, hat sich und seiner Frau deshalb auf der Anlage am Platanenweg schon einen Platz reserviert: „Wir haben drei Kinder, die in Bonn, Berlin und Dortmund leben.“

Durch diese Entwicklung hätten alle Gewerke am Friedhof Einbußen, sagt Held: „Große Gräber brauchen mehr Pflege und größere Grabsteine.“ Gemeinschaftsgräber brächten weniger Geld, aber seien ein gutes Argument gegen den günstigen Friedwald, wo Verstorbene an einem Baum begraben werden können. Denn bei der Wahl der Bestattungsform spielt die Kostenfrage eine Rolle – und die Gebühren steigen.

Gemeinschaftsgrabfeld am Platanenweg seit 2021

Im Friedhof am Platanenweg wurde das Urnengemeinschaftsgrabfeld im Frühjahr 2021 eingerichtet, weil die Bestatter eine entsprechende Nachfrage feststellten, erzählt Held: „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass sie das ermöglicht hat.“ Eine offizielle Eröffnung fiel wegen Corona aus, auch Öffentlichkeitsarbeit habe es für die Anlage noch kaum gegeben.

Dass die Nachfrage nach solchen Angeboten groß ist, beweist Held zufolge die große Gemeinschaftsgrabanlage auf dem Nordfriedhof. Auch für den Buschdorfer Friedhof sei eine Anlage bei der Stadt beantragt worden. Und weil es keine Gemeinschaftsgrabfelder auf dem Friedhof Roleber gebe, verlagere das Bestattungshaus Horn Dutzende Beerdigungen ins benachbarte Stieldorf.

„Die Leute wollen das vor Ort haben“, sagt Held. Das beweise auch eine Wiese auf der anderen Seite der Trauerhalle am Platanenweg, wo bis vor einigen Jahren Menschen anonym beerdigt werden konnten. Weil auch dort die Angehörigen unerlaubterweise Kerzen abstellten, stehen mittlerweile daneben Stelen mit den Namen der Beerdigten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort