Leseförderung in Bonn Ohne Bücher wäre die Welt für Kinder traurig

Bonn/Oberkassel · Viele Kinder an der Gottfried-Kinkel-Schule lesen trotz Pandemie gerne und gut. Am bundesweiten Vorlesetag durften sie sich von prominenten Besuchern etwas vorlesen lassen.

 Sie lieben die Welten zwischen den Buchdeckeln: (v.l.) Paula, Anni und Marielle lesen für ihr Leben gern.

Sie lieben die Welten zwischen den Buchdeckeln: (v.l.) Paula, Anni und Marielle lesen für ihr Leben gern.

Foto: Stefan Knopp

Anni hatte es sich im Sessel in der Schulbücherei der Gottfried-Kinkel-Grundschule in Oberkassel gemütlich gemacht, um aus „Juli und August“ von Alexander von Knorre vorzulesen. Paula und Marielle hörten ihr zu, sie durften später auch etwas aus ihren Lieblingsbüchern vortragen. Alle drei sind acht Jahre alt und machten ihre Sache gut – bei ihnen muss man sich keine Gedanken darüber machen, dass sie mit Lese-Defiziten aus der Corona-Pandemie herauskommen wären.

Lesen ist ihre große Leidenschaft. Eine Welt ohne Bücher? „Das wäre eine traurige Welt.“ Da sind die drei sich einig. „Dann würde ich anfangen, welche zu schreiben“, sagte Paula. Anni hat sogar schon eine Geschichte geschrieben, sie handelt von einem Raben, der nicht fliegen kann. Die Drittklässlerinnen haben in der ersten Klasse das Lesen gelernt, und das bedeutet: während der Lockdowns. Meist werde das Lesen durch die Eltern gut unterstützt, meinte Lehrerin Sylvia Lochner.

Die Mädchen können zwar jetzt schon selbst gut lesen, lassen zu Hause aber immer noch gerne die Eltern ran. „Meine Mutter liest mir abends immer aus Animox vor“, sagte Marielle. „Da können sich Menschen in Tiere verwandeln.“ Bei Paula wird aus „Frau Honig“ gelesen, mit ihrem Vater liest sie Comics. „Bei mir wird das wohl noch weitergehen, bis ich neun oder zehn bin“, mutmaßte sie. Aber eigentlich fällt es ihnen schon schwer zuzuhören.

Es sei denn, es kommt jemand speziell dafür an die Schule. Am Freitag war besonders viel los: Die Grundschule hat derzeit Projektwoche rund um Musik, auf dem Schulhof und im Foyer wurden Instrumente gebaut, und dann kamen auch noch Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, zu Besuch. Denn es war ja auch bundesweiter Vorlesetag, und die beiden lasen abwechselnd ein Kapitel aus dem Buch „Dirk und ich“ von Andreas Steinhövel vor. Da lauschten auch Paula, Anni und Marielle aufmerksam.

Die Schwester liest nur für sich

Anni hat auch eine jüngere Schwester. „Der lese ich manchmal etwas vor.“ Aber lieber liest sie nur für sich. Paula kann sehr flüssig laut lesen. „Meine Freunde fragen mich manchmal, ob ich ihnen etwas vorlesen kann“, erzählte sie.

So wie die drei könne gut die Hälfte der Schüler an dieser Grundschule lesen, schätzte Lochner. Schwächere Schüler würden zum Beispiel durch die wöchentlich an die Schule kommenden Lesepaten unterstützt, oder bei „Lese-Tandems" durch lesestarke Mitschüler. Daneben gebe es Besuche in den umliegenden Büchereien, auch bei Käpt’n Book gab es Lesungen, außerdem hilft der Förderunterricht, für den zwei Sozialpädagoginnen in der Einrichtungen sind.

Grundsätzlich habe man nach den Lockdown-Jahren keine Lese-Defizite bei den Schulkindern festgestellt, sagte Schulleiter Christian Eberhard. „Aber Techniken, Lesestrategien, alles, wofür die Schule da ist, das ist vielleicht zu kurz gekommen.“ Man merke aber bei den Kindern, die jetzt eingeschult wurden, dass ihnen durch die Kita-Schließungen etwas fehlt. „Das hat schon Auswirkungen auf die Schulzeit.“ Da müsse man mitunter bei motorischen und sprachlichen Fähigkeiten nachhelfen. Mit Anni. Marielle und Pauline haben die Lehrer da starke Unterstützung.

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