Bedrohte Art Bonner Biostation will die Gelbbauchunke vor dem Aussterben retten

Ennert · Knapp 150 Gelbbauchunken leben noch im Ennert. Doch ihre Lage ist prekär: Die zunehmende Trockenheit führt dazu, dass ganze Generationen wegbleiben. Kleine bauliche Änderungen im Wald könnten dem seltenen Froschlurch jedoch bei seiner Fortpflanzung helfen.

Hier sollen die neuen Zementtümpel entstehen: Michael Kiriltschenko und Peter Tröltzsch nehmen erste Markierungen im Ennert vor.

Hier sollen die neuen Zementtümpel entstehen: Michael Kiriltschenko und Peter Tröltzsch nehmen erste Markierungen im Ennert vor.

Foto: Meike Böschemeyer

Im ausgewachsenen Zustand misst die Gelbbauchunke gerade einmal vier Zentimeter und ist für unerfahrene Waldspaziergänger kaum zu erkennen. Ihr graubraun gefärbter und mit flachen Warzen besetzter Rücken tarnt sie nahezu perfekt auf dem Waldboden und in kleinen Gewässern. Wittert sie Gefahr, stülpt sie ihr Hinterteil nach oben, um den Angreifer zu vertreiben. Zum Vorschein kommt eine quietschgelbe Bauchseite. Über die Haut sondert sie zudem ein leicht toxisches Sekret ab, das ihr als Schutz vor Bakterien, aber auch vor Fressfeinden dient.

Knapp 150 Gelbbauchunken leben derzeit noch im Ennert, schätzt Naturschutz- und Landschaftsökologe Peter Tröltzsch von der Biologische Station Bonn/Rhein-Erft e. V. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit habe es der kleine Froschlurch jedoch immer schwerer, im Wald einen Platz zum Laichen zu finden, und ist deshalb vom Aussterben bedroht.

„Für die Fortpflanzung benötigt die Gelbbauchunke Gewässer ohne viel störende Vegetation oder Feinde wie Libellenlarven, Molche oder Fische“, erklärt Tröltzsch. Dafür verlässt sie das Totholz im Wald, unter dem sie sich häufig versteckt.

Vom Ei bis zum fertigen Tier dauert es nur gut 25 Tage. „Kleine Tümpel auf Auen, die im Sommer leicht austrocknen, sind eigentlich optimal, weil die Unke dadurch keine Feinde im Wasser zu fürchten hat. Außerdem sind sie etwas wärmer. Das mag die Unke“, so der Experte.

Momentan sei es jedoch aufgrund des ausbleibenden Niederschlags und der anhaltenden Hitze viel zu trocken im Wald, sodass es gar keine kleinen Tümpel gebe. Vielmehr ist der Boden brach und rissig – das fällt auch Nichtbiologen beim Spaziergang durch den vertrockneten Wald auf.

Eine Generation ausgeblieben

„Eigentlich laicht die Unke zweimal pro Jahr: im Mai und im Juli oder August. Die erste Laichphase dürfte trotz des trockenen Frühlings in diesem Jahr noch funktioniert haben. Die Zweite, die normalerweise gerade wäre, findet jedoch nicht statt“, sagt Tröltzsch. Wäre es feuchter im Wald, könnte man in diesen Tagen viele Gelbbauchunken beobachten. „Es fehlt jetzt quasi eine ganze Generation. Das ist fatal, da die Population sowieso schon so klein ist“, unterstreicht der Naturschutz- und Landschaftsökologe.

Im Kottenforst gibt es schon seit fast 30 Jahren keine Population mehr. Auch aufgrund der vielen asphaltierten Wege und der Dunkelheit des Waldes ist die Gelbbauchunke dort ausgestorben. Im Ennertwald kämpfen die Biologen dafür, genau das noch zu verhindern. Bereits vor einigen Jahren haben sie an vier Standorten kleine folierte Tümpel angelegt. Diese werden regelmäßig freigeschnitten, sodass die Gelbbauchunke keine Feinde zu befürchten hat.

Doch nach knapp drei Jahren hat sich gezeigt, dass die Folie im Wald nicht praktikabel ist: „Die Folie wirft Falten auf, zwischen denen sich Material ansammelt. Das muss jedes Mal aufwendig entfernt werden“, kritisiert Tröltzsch.

Tümpel aus Zement

Die Biologische Station hat deshalb beim Amt für Umwelt und Stadtgrün der Stadt einen Antrag zur Optimierung der vorhandenen Gelbbauchunken-Tümpel gestellt. Tröltzsch: „Wir wollen kleine Gewässer aus Zement konstruieren, die das Wasser etwas besser halten und nachgefüllt werden können“.

Konkret geht es um rund 40 Klein- beziehungsweise Kleinstgewässer. Hierfür sollen einige Mulden händisch mit Zement-Guss ausgegossen und mit Dichtschlamm ausgestrichen werden. Aus den Zementgewässern könnten dann besser Vegetation und Schlamm herausgenommen werden, damit sich keine Feinde der Unke einnisten.

Die Sitzung des Naturschutzbeirats berät in der kommenden Woche über das Projekt. Tröltzsch und seine Kollegen hoffen nach weiteren Gesprächen mit der Naturschutzbehörde und dem Forst, bald loslegen zu können: „Ein Gutes hat die momentane Trockenheit: Wir könnten sofort mit dem Bau starten, weil aktuell keine Gelbbauchunken in den Mulden unterwegs sind“. Die Laichphasen im nächsten Frühling und Sommer könnten so noch gerettet werden.

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