Bürgervereinigung Ramersdorf „Bonner Bogen“: Bezeichnung „Oberkassel“ ist falsch

RAMERSDORF · Johannes Schröer weist ausdrücklich darauf hin, dass der „Bonner Bogen“ in Ramersdorf liegt. Jetzt sei sogar der Schiffsanleger so benannt worden.

 Johannes Schröer kämpft für korrekte Ortsbezeichnungen. Der Anleger hinter ihm sei falsch, meint er.

Johannes Schröer kämpft für korrekte Ortsbezeichnungen. Der Anleger hinter ihm sei falsch, meint er.

Foto: Max Malsch

Der Bonner Ortsteil Oberkassel hat für seine Größe mit knapp 7000 Einwohnern eine bemerkenswerte Bedeutung erlangt. In einem Steinbruch fand man 1914 Überreste des „Oberkasseler Menschen“, die bis heute ältesten Funde eines Vorfahrens moderner Menschen in Deutschland. Der Dichter Gottfried Kinkel wurde dort geboren, die älteste evangelische Kirche im Großraum Bonn steht ebenfalls in Oberkassel.

Braucht es da wirklich noch einen Schiffsanleger „Oberkassel“, zumal der überhaupt nicht in Oberkassel liegt? Johannes Schröer meint: Nein. Der Vorsitzende der Bürgervereinigung Ramersdorf steht am Hermann-Bleibtreu-Ufer vor dem pulsierenden Arbeitszentrum „Bonner Bogen“. Er sieht das Kameha Grand Hotel, er sieht die Rheinwerk genannten Bürobauten, er sieht die zur Gastronomie umgestaltete Rohmühle. Das alles gehört wie die früher an selber Stelle stehende Zementfabrik zu Ramersdorf. Aber den Schiffsanleger hat die Bonner Personenschifffahrt (BPS) „Oberkassel“ genannt.

Auch Fehler in Wikipedia

„Wir haben vergebens versucht zu intervenieren“, erklärt Schröer. Wenigstens auf den Fahrplänen und aktuellen Flyern mit den An- und Ablegezeiten sei nun „Bonner Bogen“ zu lesen. Für den Vorsitzenden bleibt es ein Ärgernis, dass alle Welt zu meinen scheint, der „Bonner Bogen“ gehöre zu Oberkassel. In Einträgen der Online-Bibliothek Wikipedia stünde das ebenso wie es in der ein oder anderen städtischen Ratsvorlage zu finden sei.

Dabei liegt die Ortsgrenze in etwa auf der Rheinwerkallee. Lediglich der kleine südliche Teil des „Bonner Bogens“ mit der Direktorenvilla und dem Wasserturm gehöre zum angrenzenden Ortsteil Oberkassel. Clemens Schmitz, Vorstand der BPS, sagt dazu: „Unser Anleger lag früher etwas weiter südlich in Oberkassel. Diesen Namen haben wir beibehalten. Und die offizielle Ortsbezeichnung in nautischen Karten lautet Oberkassel.“ Den Anleger nun mit Ortsschild Ramersdorf auszustatten, hält er für unnötig.

Alltägliche Irritationen

Die Verirrungen und Verwirrungen der Vergangenheit kann die Bürgervereinigung zwar nicht rückgängig machen, aber wenigstens in Zukunft will sie den Namen „Oberkassel“ auf Abstand zum „Bonner Bogen“ halten, um weiteren Verwechslungen Einhalt zu gebieten. In einem Schreiben an die Beueler Bezirksfraktionen hat Schröer im Namen der Bürgervereinigung deshalb eine Namensumbenennung angeregt.

Die vier Privatstraßen des derzeit im Bau befindlichen Neubaus an der Joseph-Schumpeter-Allee sollen eigentlich Promenade Limperich, Promenade Küdinghoven, Promenade Ramersdorf und Promenade Oberkassel heißen. Die Bürgervereinigung hat sich erbeten, letztere stattdessen Promenade Merowinger zu nennen, weil dort mit mehr als 600 Funden einer der größten Friedhöfe zur Zeit der Merowinger entdeckt wurde.

Jeder kämpft um die Bedeutung, die ihm gebührt. „Wir wollen nicht, dass die Bezeichnung ,Oberkassel' auf dem Gebiet Ramersdorfs weiter um sich greift - und damit zu historischen wie alltagspraktischen Irritationen führt“, heißt es in der Begründung von Schröer. Die entsprechende Beschlussvorlage hat die Bezirksvertretung in ihrer jüngsten Sitzung vertagt.

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