Ausstellung in der Brotfabrik Bonner Künstler Michael Meinhard stellt Fotografien von Kaugummiautomaten aus

Beuel · Michael Meinhard hat sich einer besonderen Kunst gewidmet: er fotografiert Kaugummiautomaten. Von den Zigtausenden Automaten hat der Künstler zwar erst ein paar Hundert vor der Linse gehabt. Aber diese können Besucher in einer Ausstellung in der Brotfabrik begutachten.

 Michael Meinhard bei der Vernissage vor einer Fotografie eines deutschen Kaugummiautomaten.

Michael Meinhard bei der Vernissage vor einer Fotografie eines deutschen Kaugummiautomaten.

Foto: Rainer Schmidt

Mit den etwas ungewöhnlichen Worten „Der Künstler ist rund und perfekt“ eröffnete am Sonntagnachmittag Rüdiger Ruß, Kurator in der Brotfabrik, eine Ausstellung vom Bonner Künstler Michael Meinhard. Wobei „rund und perfekt“ lediglich eine Anspielung auf die Kunst von Meinhard war, die keine weitere Erklärung bedürfe. Denn Meinhard stellt Fotografien von etwas ganz Profanem aus, was ein jeder kennt: Kaugummiautomaten. „Vernachlässigte Zentren frühen Konsums“, nennt er seine Ausstellung mit Anspielung auf die Traumwelt der Jugend.

Wer erinnert sich nicht an die Zeiten seiner Kindheit, als man mit dem ersten Taschengeld vor diesen Automaten aus einer Zauberwelt stand und nicht wusste, was man sich wünschen sollte, wenn man seinen Groschen hineinwarf. Jungs waren ja schon mit dem Kaugummi zufrieden, Mädels waren traurig, wenn nicht das ersehnte Schmuckstück herauskam. Wohl dem, der Freunde oder Geschwister hatte, mit denen man tauschen konnte.

Es gibt Zigtausende Kaugummiautomaten in Deutschland

Im kleinen Dorf Schalkenmehren in der Eifel hat es 2008 für den damals 42-jährigen Meinhard Klick gemacht. „Ein Kaugummiautomat an einer zartrosa Wand machte mich nach Jahrzehnten der Ignoranz wieder auf die Existenz dieser bunten Kästen aufmerksam“, erzählt er heute. Und es machte im doppelten Sinn des Wortes Klick bei ihm: einmal das wiedererwachte Interesse an diesen Automaten, und dann auch noch die Sucht, solche Automaten fotografieren zu müssen, die ihn bis heute nicht verlassen hat.

„Eine fotografische Zwischenbilanz“ gibt Meinhard seiner Ausstellung als Untertitel. „Ich bin noch lange nicht fertig mit diesem Thema“, erklärt er auf der Vernissage. „Das hier ist wirklich nur eine erste Zwischenbilanz, denn ich mache weiter.“ Es gibt, wenn man seinen Worten Glauben schenken darf, Zigtausende Kaugummiautomaten in Deutschland – eine sechsstellige Zahl. Fotografiert hat er erst ein paar Hundert. Alle, die er fotografiert hat, funktionieren immer noch, behauptet er, ohne dass er alle ausprobiert hätte. Doch die kindliche Neugierde auf die Groschengräber, der kindliche Umgang mit dem Taschengeld, das funktioniere wie eh und je. Geändert hat sich über die Jahre lediglich, dass man heute drei verschiedene Gräber hat: zu 10 Cent, 50 Cent oder einem Euro.

Das Gebiet zwischen Bonn und Siegen ist Meinhards Schwerpunkt

Meinhard interessiert sich, wie er gerne auf einigen Vergleichsbildern zeigt, auch für Wände ohne Automaten, an denen aber mal einer hing. Und er merkt sich penibel genau, was er schon fotografiert hat. Da der Siegener in Bonn lebt, ist das Gebiet zwischen Bonn und Siegen sein Schwerpunkt, „wo ich alle Nebenstrecken und Automaten kenne“. Aber auch das europäische Umland, ja sogar Japan, hat er aufgenommen. „Ich kann auch an den Aufnahmen erkennen, aus welchem Land die Automaten kommen. Solche aus Österreich sehen anders aus, als die aus der Schweiz, aus Italien oder Deutschland“, sagt er. Muss man selber gesehen haben, um dies beurteilen zu können.

Die Ausstellung in der KulturKneipe Brotfabrik ist noch bis zum 14. Oktober 2021 zu den Öffnungszeiten der Brotfabrik zu sehen. Dort kann man auch Meinhards großformatiges Buch „Vernachlässigte Zentren frühen Konsums“ anschauen. Der Clou: man kann das Buch kaufen und mit einem eigenen Kaugummiautomaten-Foto individualisieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort