Bonner Schulen Inklusion ist eine Herausforderung für den Ganztag

Beuel · Ab 2025 soll jeder Schüler stufenweise einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz erhalten. In Bonn müssen sich Schulen frühzeitig darauf einstellen.

Inklusion ist Teil des Angebots an der Gottfried-Kinkel-Schule in Oberkassel.

Foto: Benjamin Westhoff

Ab 2025 soll nach dem Wunsch der Großen Koalition jeder Schüler in Deutschland stufenweise einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz erhalten. Das dürfte Schulen auch in Bonn vor Herausforderungen stellen. Denn schon jetzt sind die Wartelisten auf einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) sehr lang, sagt beispielsweise Ruth Dobrindt (49) vom Verein Abenteuer Lernen mit Sitz in Beuel. Dieser setzt sich auch für mehr inklusive Angebote für Kinder und Jugendliche ein. 

„Ein Ganztagsplatz ist für alle Schüler grundsätzlich umsetzbar, aber dann müsste viel Geld und Personal in die Schulen gesteckt werden“, sagt Dobrindt. Insbesondere bei der Inklusion sieht die Beuelerin viel Nachholbedarf. Zwar seien einige Schulen bei dem Thema sehr bemüht, politische Rahmenbedingungen aber schlechter geworden. „Wir sind gefordert, das Thema wieder aktuell zu machen. Die Pandemie zeigt auf, wo es viele Benachteiligungen gibt“, sagt Dobrindt, die ehrenamtlich ein Inklusionsprojekt leitet. Inwieweit Schüler derzeit abgehängt werden, sei aus Sicht von Dobrindt je nach Schulform und Einrichtung unterschiedlich. „Es gibt auch viele Lehrer, die sehr viel Aufwand betreiben, um die Kinder weiterhin zu erreichen“, sagt sie. Dobrindt fordert von der Politik mehr Aufmerksamkeit für die Thematik. „Es gibt zu wenig Lobbyarbeit für Inklusion.“

Hürden für optimale Förderung sind hoch

Die Hürden zu „einer fachlich optimalen Förderung in den Schulen des Gemeinsamen Lernens“ sieht auch Christian Eberhard, Leiter der Gottfried-Kinkel-Schule. „Hier wünsche ich mir, dass die Haltung aller viel inklusiver wird und mehr sonderpädagogische Ressourcen die Kinder unterstützen. Bei den Herausforderungen, vor denen wir stehen, ist eine inklusive, ganztägige Bildungseinrichtung entscheidend. Dafür muss aber noch viel Haltung und Prioritätensetzung ins System Schule“, sagt er. „Das Leitbild ist dabei, dass die Schule nicht eine OGS hat, sondern eine Offene Ganztagsschule ist und sich die Systeme Jugendhilfe und Schule im Schultag verzahnen. Meine Hauptaufgabe ist es, zwischen beiden Institutionen zu vermitteln.“ Dafür hält Eberhard Vorträge, gibt Fortbildungen und ist in regionalen sowie kommunalen Steuerungsprozessen involviert.

Auch an seiner Schule treibt der Pädagoge die Inklusion voran. Er verweist darauf, dass Herausforderungen wie Distanzunterricht, die Notbetreuung sowie Inklusion, Digitalisierung, Demokratieerziehung und Bildung für nachhaltige Entwicklung vom System Schule nicht alleine zu bewältigen seien. Deshalb benötigten Lehrkräfte und Pädagogen der Jugendhilfe, den Ganztag, um gemeinsame Bildungsangebote anbieten zu können.