Jahrhunderthochwasser Bootsfahrt in der Adventszeit

BEUEL · Wer dieser Tage auf den Rhein blickt, sieht einen friedlichen Strom von Süd nach Nord fließen. Der Rheinpegel misst derzeit etwa 2,67 Meter (45,33 Meter über NN). Alle, die in der Region Bonn wohnen, wissen: Dieser Pegelstand ist unkritisch.

Erst ab einem Wasserstand von sieben Metern Bonner Pegel tritt der Rhein in Beuel an der Uferbefestigung in Höhe Steinerstraße und Johannesstraße über die Basaltmauer. Nördlich der Kennedybrücke bleibt die Rheinaustraße durch den neuen Damm zwischen der Wolfsgasse und der Marienstraße bis zu einem Pegelstand von etwa 9,50 Meter vom Hochwasser verschont.

Der schöne, idyllische Strom, an dessen Ufern sich Bonn erstreckt, hat aber auch seine Tücken. Die meisten Rheinanlieger können nicht nur ein Lied vom romantischen Fluss, sondern leider auch von dessen bedrohlichen Eigenschaften singen: Besonders im Dezember 1993 und im Januar 1995, als die Hochwassermarken jeweils die zehn Meter des Bonner Pegels überschritten haben, haben die von den Fluten betroffenen Rheinanlieger dramatische Stunden erlebt.

Das sogenannte Jahrhunderthochwasser baute sich ab dem 20. Dezember 1993 rasant auf. In nur vier Tagen stieg der Rhein um fast vier Meter an. Der ausufernde Strom versetzte damals rund zwei Wochen lang die Anrainer in Angst und Schrecken. Der Höchststand der Fluten lag bei 10,13 Meter Bonner Pegel und wurde an Heiligabend erreicht.

Für viele Menschen hieß es Koffer packen und Weihnachten bei Freunden verbringen. Aber es gab auch nicht wenige Hartgesottene, die unter allen Umständen das Christfest zu Hause erleben wollten – ohne Strom, ohne Heizung, bei Kartoffelsalat und kalten Würstchen.

Der General-Anzeiger wird in den nächsten drei Wochen in verschiedenen Berichten und Aktionen an dieses Hochwasserereignis erinnern. Zum Abschluss lädt der GA zu einem „Beueler Treff“ mit Zeitzeugen ein. Die öffentliche Gesprächsrunde findet am Freitag, 27. Dezember, ab 18 Uhr im Heimatmuseum Beuel, Wagnergasse 2-4, statt.

Der Eintritt ist frei. Als Gesprächspartner sind die Beueler „Hochwasser-Experten“ Helma Linzbach, Gertrude Jöbsch, Hanns Möhle, Egon Peffekoven, Michael Thielges, Hans Lennarz und Werner Baur eingeladen.

Bei der lockeren Gesprächsrunde sollen Erinnerungen ausgetauscht werden, aber auch Hochwasserschutzmaßnahmen angesprochen werden, die nach 1995 von der Stadt Bonn eingeleitet worden sind. Jeder kann mitdiskutieren. Wer sich vorab informieren möchte, kann das in der Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Beuel.

Unter dem Titel „Wenn der Rhein zu Besuch kommt“ werden im Heimatmuseum Erinnerungsstücke, Berichte und viele Informationen zum Hochwasser in Beuel geliefert. Öffnungszeiten: mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr.

Der Bonner Pegel

Der Bonner Pegel (BP) ist die Messlatte, an der sich die Bürger bei Hochwasser orientieren können. Der Nullpunkt des BPs wurde 2000 aktualisiert und auf 42,693 Meter über NN festgelegt. Hauseigentümer können somit recht einfach ermitteln, ab welchem Pegelstand ihre Immobilien mit dem Rhein in Kontakt kommt. Die Höhenlage ihres Gebäudes können Hausbesitzer aus den Bauakten entnehmen. Zieht man von der NN-Angabe des Hauses 42,693 Meter ab, so erhält man die Pegelhöhe, bei der das Haus in Berührung mit dem Hochwasser kommen würde. Ein Beispiel: Das Heimatmuseum Beuel hat einen NN-Wert von 52,8 Metern. Zieht man davon den festgelegten Nullpunkt des BPs von 42,639 Meter ab, erhält man den Pegelstand 10,16 Meter, an dem das Hochwasser das Grundstück erreicht. Die Idealhöhe des Rheins liegt bei fünr Metern.

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