92-Jähriger aus Beuel Bruno Hönig hat den Modernen Fünfkampf nach Bonn geholt

Beuel · Bruno Hönig hat 1973 den Modernen Fünfkampf nach Bonn geholt. Damit hat der heute 92-Jährige auch den Grundstein für Olympia-Erfolge gelegt: Lena Schöneborn errang 2008 als Mitglied der Schwimm- und Sportfreunde Bonn Gold in Peking.

Mit 92 Jahren trainiert Bruno Hönig noch regelmäßig im Kraftraum der Schwimm- und Sportfreunde.

Mit 92 Jahren trainiert Bruno Hönig noch regelmäßig im Kraftraum der Schwimm- und Sportfreunde.

Foto: Stefan Hermes

Auch sein 92. Geburtstag hat Bruno Hermann Hönig nicht davon abgehalten, am frühen Montagvormittag das bestellte Taxi zu besteigen. Es bringt ihn zweimal wöchentlich von seinem heutigen Wohnort in Sankt Augustin zum Fitnessstudio der Schwimm- und Sportfreunde (SSF) am Beueler Rheinufer.

Die tiefe Verbundenheit zum SSF schließt für ihn die Nutzung eines näher gelegenen Studios aus. Hönig ist nicht nur seit Anfang der 1960er Jahre Mitglied in dem mit mehr als 10.000 Mitgliedern größten Bonner Sportverein, sondern begründete dort auch 1973 die heute so erfolgreiche Abteilung des Modernen Fünfkampfs. Das erklärt auch, warum aus dem ursprünglichen Verein der Schwimmsportfreunde die heutigen Schwimm- und Sportfreunde wurden.

Für den 1928 in Potsdam geborenen und im ostpreußischen Elbing aufgewachsenen Hönig sind sportliche Aktivitäten untrennbar mit einer Lebensbildung verbunden, die weit mehr als körperliche Ertüchtigung bedeutet. Mit anhaltender Begeisterung erklärt der 92-Jährige die Disziplinen des Modernen Fünfkampfs, die für ihn – neben Reiten, Schießen, Schwimmen, Fechten und Laufen – vor allem auch ein mentales Training bedeuten. „Das fängt beim Reiten an“, sagt er. Schließlich sei das kein Sport, den jeder von Haus aus könne. „Dafür muss der ganze Körper so gestaltet werden, dass man das Pferd beherrschen kann“, erklärt Hönig. Er betont, dass die Sportler nicht mit eigenem Pferd antreten, sondern sich auf ein ausgelostes Tier einstellen müssten. Dabei gehe es immer auch um die mentale Führung des Pferdes.

Auch das Schießen setze bei den Sportlern hohe Konzentration voraus. Von der Vielfalt der Sportart begeistert, beschreibt Hönig auch die Bewegung der Menschen in dem für sie so fremden Lebensraum des Wassers als eine ähnlich hohe Herausforderung wie das Fechten oder das Laufen in unbekanntem Gelände. „All das verlangt von den Athleten eine hohe mentale Fitness“, so Hönig.

„Als Psychologe bin ich davon überzeugt, dass der Moderne Fünfkampf eine Form von moderner Menschenbildung ist.“ So habe es sich auch der Erfinder Pierre de Coubertin (1863 bis 1927) vorgestellt. Der französische Baron hatte die Idee der Olympischen Spiele wiederbelebt und 1894 das Internationale Olympische Komitee gegründet. Für den SSF ist der Moderne Fünfkampf mit mehreren Europa- und Weltmeistern sowie der Olympiasiegerin Lena Schöneborn (2008) zur erfolgreichsten Sparte des Vereins geworden.

Dass Sport auch Menschenbildung bedeuten kann, hat Hönig ein Leben lang angetrieben, ihn zu vermitteln. Schon die Griechen hätten die antiken Festspiele in Olympia veranstaltet, um Kriege zu verhindern. „Krieg und Sport sollten sich ausschließen“, sagt Hönig, der durch seinen Kriegsdienst als 15-jähriger Luftwaffenhelfer zum Pazifisten wurde.

Unmittelbar nach den Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg begann er in Fulda Katholische Theologie und Psychologie zu studieren, bevor er nach sechs Semestern an die Bonner Universität wechselte. 1950 schloss er seine Studien mit den notwendigen Examenina ab. Doch statt als Lehrer zu arbeiten, entschloss sich Hönig, erst einmal Autoverkäufer zu werden. „Da habe ich gutes Geld verdient“, sagt er und schmunzelt. Er habe sich davon ein Haus bauen können und erst 1956 begonnen, an Berufsschulen in Bonn und Köln als Religionslehrer zu unterrichten.

Neben seinen vielen Ehrenämtern und der Tätigkeit als Referent, Buchautor, als Stadt- und Domführer konnten die Organisatoren den guten Reiter auch davon überzeugen, 17 Jahre lang den Bonner Martinszug als Sankt Martin anzuführen. „Ich habe eine Unzahl an Vorträgen und Fortbildungen abgehalten“, sagt Hönig. Dazu gehörten auch ab 2014 seine Vorträge zu den „Oberkasseler Menschen“. Unter dem Motto „Bibel, Brot und Becher“ hielt er seit 2008 in seinem Haus viel beachtete Treffen zum Gespräch über Jesu und die Evangelisten ab. Den kleinen privaten Rahmen im Kreis von Interessierten aller Konfessionen sprengte schon bald eine Teilnehmerzahl von mehr als 100 Christen, Juden, Muslimen – und Theologen.

Zudem war Hönig mehr als 40 Jahre als Reiseleiter in Israel, Afrika, Europa und der Türkei unterwegs. Mit all seinen Erlebnissen und Erfahrungen fasst Hönig heute zusammen, dass sich das „richtige Leben“ am besten mit Sport erlernen lasse. So sagt es Hönig und beginnt sein wöchentliches Krafttraining im Fitnessstudio mit dem Blick auf den Rhein.

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