Flüchtlinge in Beuel Bürger befürchten Ghettoisierung

Beuel · Auf viele Fragen und wohl auch Widerstand hatte sich die Verwaltung bei der Bürgerversammlung zu Flüchtlingsstandorten eingerichtet. In großer Personalstärke rückten deshalb die städtischen Fachleute am Mittwochabend im Beueler Rathaus an.

Mehr als 350 Bürger waren der Einladung gefolgt, mehr über die geplante temporäre Unterbringung im Stadtbezirk zu erfahren. Wie berichtet, hatten vor allem die Vilich-Müldorfer im Vorfeld gegen die ihrer Meinung nach zu massive Ansiedlung von Flüchtlingen mobil gemacht. Hier kann sich die Verwaltung die Belegung von vier Grundstücken vorstellen.

Die Moderation lag bei Planungsamtsleiter Michael Isselmann, der zu Anfang betonte, die Verwaltung müsse noch besser werden im Führen des Dialogs, um die Bürger auch wirklich mitzunehmen. Die Kritik an der mangelnden Informationspolitik der Stadt zog sich wie ein roter Faden durch den Abend.

Bereits beschlossen für Beuel sind die Flächen des Adelheidvereins an der Tennishalle sowie ein Grundstück des Wohn- und Wissenschaftsparks (WTP) an der Siegburger Straße, beide in Pützchen. Laut Marion Duisberg vom Städtischen Gebäudemanagement kommen an die Tennishalle zwei Container und gegenüber der Mercedes-Niederlassung drei. „Wir bestellen zweigeschossige Container, die pro Etage 40 Menschen beherbergen können“, so Duisberg. Sie rechne mit einer Lieferung im Sommer, dann gebe es weitere Bürgerinformationen. Ob denn die Obergrenzen mit 80 Leuten pro Container ausgeschöpft würden, wollte ein Pützchener wissen. „Wir wünschen uns, dass wir Räume zur Begegnung freihalten können, aber wir wissen nicht, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln werden“, gab Kurt Berger, Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen, zu bedenken.

Die von mehreren Zuhörern befürchtete Ghettoisierung teilt der Amtsleiter nicht: „Es wird kaum einer sechs Jahre in einem Container bleiben, die durchschnittliche Dauer zur Bearbeitung der Asylanträge liegt derzeit bei fünf Monaten.“ Die Frage nach der Schaffung von künftigem, festem und bezahlbarem Wohnraum begrüßte die Verwaltung, hatte aber keine Plangebiete zur Hand.

Der Großteil der Diskussion drehte sich um die ausgeguckten Areale in Vilich-Müldorf. „Ich hätte gerne mal eine Rechtfertigung der Stadt, warum wir hier mit vier Flächen regelrecht umzingelt werden“, brachte ein Besucher die Stimmung im Saal auf den Punkt. Ein wenig Licht ins Dunkel brachte Martin Seelbach vom Planungsdezernat, der anführte, man habe zunächst Flächen ausgewählt, die leicht zu beplanen seien. Aber auch wenn Amtsleiter Berger darauf hinwies, dass der Planungsprozess erst beginne: Für viele Bürger ist ausgemacht, dass früher oder später Flüchtlinge nördlich und südlich des Mendener Weges, auf eine Teilfläche im Wohnpark II sowie die geplante Schulfläche im Wohnpark I ziehen werden.

Bei der Schulfläche bestand übrigens Uneinigkeit im Saal: Während die einen immer noch und gerade durch Flüchtlingskinder einen großen Bedarf für eine eigene Schule im Ortsteil sehen, wurden andere Stimmen laut, dass die Vorhaltung der Fläche wegen fehlendem Primarschulbedarfs nur ein fadenscheiniges Argument sei.

Fast unter ging, dass Bezirksbürgermeister Guido Déus eingangs erwähnt hatte, die Bezirksvertretung peile nur die Belegung von zwei Flächen in Vilich-Müldorf an: „Das erfordert aber die Solidarität anderer Ortschaften in Beuel.“

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