Landwirtschaftskammer-Areal Bürger, Politik und Verwaltung diskutierten über Zukunft des Geländes

ROLEBER · Eigentlich ist es ein ungelegtes Ei, über das am Donnerstagabend in der Gaststätte Dreizehn Linden in Niederholtorf diskutiert wurde. Ende 2015 will die Landwirtschaftskammer NRW ihren Standort in Roleber schließen.

Was mit dem Gebäude und dem umliegenden 64 Hektar großen Gelände passiert, ist noch unklar. Zurzeit lässt die Verwaltung das Areal zwischen Löwenburgstraße, Rodeweg, Siebengebirgsstraße und Ungartenstraße auf mögliche zukünftige Nutzungen prüfen. Doch die Angst der Anwohner in Holtorf und Holzlar, das Gelände könnte großräumig bebaut werden, ist groß. Und so nahmen mehr als 60 Interessierte die Einladung des Vereins "Lebenswerte Siebengebirgsregion" dankend an, mit Vertretern der Verwaltung und der Politik über die Zukunft des Geländes zu diskutieren.

Welche Absichten verfolgt die Stadt auf dem Areal, das zu Teilen der Landwirtschaftskammer, der Stadt und Privatbesitzern gehört? Soll, wenn möglich, großflächig Wohnraum entstehen? Welche Nachnutzungen sind für die Labor- und Büroräume der Landwirtschaftskammer möglich? All diese Fragen trieben die anwesenden Bürger um.

Konkrete Antworten konnte Michael Isselmann vom Stadtplanungsamt noch nicht geben. "Es gibt noch keine Konzepte, die vorgestellt werden könnten", sagte er. Die Verwaltung habe ein externes Büro, die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK), damit beauftragt, Perspektiven für die sogenannte "Entwicklungsmaßnahme Roleber" aufzuzeigen.

Dabei werde untersucht, ob es möglich ist, im Gebäude der Landwirtschaftskammer und dem angrenzenden Bereich Wohnraum zu schaffen, in welchem Umfang dies möglich ist und mit welchen Konsequenzen, beispielsweise auch für den Verkehr und die vorhandenen Landschaftsschutzgebiete. Eine Änderung des Bebauungsplan sei schon allein deshalb notwendig, weil der jetzige allein eine "Sondernutzung Landwirtschaftskammer" vorsehe. Auch die Ermittlung des Bedarfs an Wohnraum insgesamt in Bonn spiele dabei eine Rolle. Schließlich sollen die Gutachter eine Übersicht über Kosten und finanziellen Nutzen geben. Mit Ergebnissen der Untersuchung rechne die Verwaltung erst frühestens Mitte des Jahres.

Die Vertreter der Politik, Rolf Beu (Grüne), Rainer Bohnet (SPD) und Michael Hiepler (CDU) sprachen sich einhellig gegen "eine massive Bebauung" des Geländes aus. Die Angst der Anwohner sei also unbegründet, sagte Beu. "Am Ende entscheidet nämlich nicht die Verwaltung, sondern der Rat." Die Diskussion komme außerdem zu früh.

Zunächst müssten einmal die Ergebnisse abgewartet werden. Ihre Sorgen ließen sich die anwesenden Bürger allerdings nicht nehmen. "Mag sein, dass wir über Dinge diskutieren, die noch nicht spruchreif sind", sagte ein Anwesender. "Aber man muss das Huhn schon beobachten, während es das Ei legt."

Landwirtschaftskammer: Noch kein Käufer in Sicht

Ein Käufer für den Bau in Roleber, in dem sich vor allem Büro- und Laborräume befinden, und das angrenzende Grundstück sei noch nicht gefunden, sagt der Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, Bernhard Rüb, auf Anfrage. "Wir können leider nicht sagen, dass die Käufer bei uns Schlange stehen." Über konkrete Angebote könne man ohnehin erst sprechen, wenn klar sei, welche Nutzung in Zukunft laut Bebauungsplan möglich ist. Die Kammer gibt den Standort bis Ende 2015 auf. Rund 250 Mitarbeiter sind von dem Umzug betroffen.

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