Folgenschwerer Ölunfall Bürger sind von der Stadt enttäuscht

LIMPERICH · Josef Liehsem ist von Hause aus ein friedlicher und besonnener Mensch. Aber jetzt ist er außer sich vor Wut. Vor zwei Wochen hat sich nämlich ein folgenschwerer Unfall auf dem Stadtbahngleis in Höhe des Hauses Limpericher Straße 122 ereignet. "Bis jetzt haben wir weder von der Stadt Bonn noch von den Stadtwerken erfahren, was dort passiert ist und welche Folgen die Umweltverschmutzungen für uns haben", ereifert sich der 78-Jährige.

 Spuren des Ölunfalls: Josef Liehsem zeigt auf verfärbte Steine im Gleisbett.

Spuren des Ölunfalls: Josef Liehsem zeigt auf verfärbte Steine im Gleisbett.

Foto: Holger Willcke

Der Ur-Limpericher befürchtet nämlich Schlimmeres. Seiner Einschätzung nach ist ein Hydraulikschlauch eines Schienenfahrzeugs geplatzt und hat umfangreiche Verschmutzungen verursacht. Mit bloßem Auge sind jedenfalls deutliche Ölspuren erkennbar - und das auf einer Fläche von mindestens 30 Meter Länge, zehn Meter Breite und vier Meter Höhe. In diesem Straßenabschnitt glänzt eine gleisparallele Hecke wegen des öligen Überzugs, Beete sind ölgetränkt, Gullys und Wasserrinnen zeugen von öliger Schmiere. Und sogar die Mülltonnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind verschmutzt.

"Das ist schon eine ganz schöne Schweinerei. Wenn das Öl Giftstoffe enthält, muss der Erdboden ausgetauscht werden", vermutet Liehsem. Und er ist sich sicher, dass Öl nicht nur in das Grundwasser, sondern auch in das städtische Abwasser gelangt ist. "Wenn einem Bürger so etwas passieren würde, würden die Behörden - vielleicht zu Recht - einen riesigen Aufstand machen und alle Hebel in Bewegung setzen, damit der Schaden möglichst schnell beseitigt wird", ärgert sich Liehsem.

Am Mittwoch nahm die Stadt Bonn auf Nachfrage des GA zu dem Vorfall Stellung. Nach Aussage des Presseamts ist folgendes passiert: Am frühen Morgen des 25. September, gegen 2.50 Uhr, war in Limperich ein von den SWB beauftragtes Landschaftspflege-Unternehmen mit einem Mulch-Fahrzeug auf dem Weg zu den Straßenbahngleisen, um dort die Bahnstrecke freizuschneiden. Bei der Anfahrt zur Einsatzstelle platzte ein Hydraulikschlauch an dem Fahrzeug und verunreinigte in der Limpericher Straße die Umgebung.

Die Feuerwehr wurde umgehend alarmiert und streute die Ölspur auf der Limpericher Straße ab. Ein Mitarbeiter des Umweltamtes der Stadt war noch am selben Tag vor Ort und hat den Schaden begutachtet und die Beseitigung gefordert.

"Es war zu jeder Zeit klar, dass das Landschaftspflege-Unternehmen als Verursacher für die Beseitigung und die Regulierung der Schäden aufzukommen hat. Fälschlicherweise ist das Unternehmen zunächst davon ausgegangen, die Stadt beseitige den Schaden", erklärte Marc Hoffmann, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Bonn. Die Reinigung der verschmutzten Flächen - Bahngleis, Grünstreifen, öffentliche Straße und private Grundstücke - werde nun, nach mehreren Mahnungen der Stadtwerke und der Stadt Bonn, von Freitagmittag an nach Vorgaben des Umweltamtes durchgeführt. Das Landschaftspflege-Unternehmen habe eine entsprechende Fachfirma beauftragt.

Nach Auskunft der Stadt handelt es sich bei dem Öl um ein biologisch abbaubares Produkt, das als nicht wassergefährdend eingestuft ist. Da keine Gefahr für Boden und Wasser besteht, gab es für die Stadtverwaltung keinen Grund für eine Ersatzvornahme. "Es tut uns sehr leid, sollten sich die Anwohner nicht ausreichend informiert oder gar im Stich gelassen gefühlt haben. Wir haben uns nach dem Vorfall umgehend gekümmert und alles Notwendige sofort eingeleitet, nur ist dies leider anscheinend nicht gegenüber den Betroffenen kommuniziert worden", entschuldigte sich gestern Marc Hoffmann im Namen der Stadt Bonn und der Stadtwerke.

Geschädigte Bürger können sich unter Telefon 0 28 24/92 39 34 an die Firma Johannes Janßen GmbH in Kalkar wenden.

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