Diskussion in Oberkassel Bürgerverein plant Neuausrichtung

Oberkassel · Beim Treffen des Oberkasseler Bürgervereins wurde Klartext gesprochen. Der Vorstand beklagte mangelnde Unterstützung der Mitgliedschaft. Weitermachen will man trotzdem.

 Bei der Mitgliederversammlung des Bürgervereins ging es am Dienstagabend hoch her.

Bei der Mitgliederversammlung des Bürgervereins ging es am Dienstagabend hoch her.

Foto: Roland Kohls

Der Bürgerverein Oberkassel (BVO) tritt die Flucht nach vorne an. Auf einer öffentlichen, außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstagabend stellte der Vorstand die ketzerische Frage: Braucht Oberkassel einen Bürgerverein? Heimatvereinsvorsitzender Sebastian Freistedt erinnerte daran, dass in der Vergangenheit bereits zwei Bürgervereine gescheitert seien. Nach der rund zweieinhalbstündigen, teils kontroversen Diskussion war klar: Auf jeden Fall braucht das Gremium eine Neuausrichtung.

Die Tische im Vereinsheim sind in der klassischen U-Form aufgestellt. Auf der Stirnseite, frontal zum Publikum, sitzt der Vorstand. Fünf Männer, eine Frau. Elf Bürgervereinsmitglieder und zwei weitere Gäste nehmen an den Seiten Platz. Mehr sind zur Versammlung nicht gekommen. Aber das ist genau das Problem des Bürgervereins. „Es mangelt an Interesse“, beklagt Vorsitzender Hans-Georg Dreidoppel. Der Vorstand habe den Eindruck gewonnen, dass es in letzter Zeit recht ruhig geworden sei, was die Aktivitäten des BVO anbelangt. Als direkter Ansprechpartner für alle Bewohner gegründet, war der Verein als „starke Stimme“ für die Belange der Bürgerschaft angetreten. Mitglied kann jeder werden.

Im zehnten Jahr seines Bestehens sorgt sich der Verein um seine Existenzberechtigung. „Liegt es an uns, am Programm oder an etwas anderem? Mangels Unterstützung war es zuletzt nicht mehr möglich, an Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt, den der BVO selbst ins Leben gerufen hat oder dem Maikäferfest teilzunehmen“, sagt Dreidoppel. Immerhin könne der Vorstand eine gute Bilanz für die „wenigen Aktionen“, wie etwa den Einsatz für einen Fußgängerüberweg am Oberkasseler Hof, vorweisen. „Ansonsten ist kaum etwas an uns herangetragen worden.“ Vorstandskollege Karl Waldecker hat einen möglichen Grund dafür ausgemacht. „Vielleicht haben wir in Oberkassel keine Probleme.“

Das wollten indes die Bürgervereinsmitglieder so nicht stehen lassen. Klaus Großjohann vermisse beim Vorstand Fantasie, Themen umzusetzen. Klaus Nagel führt einen weiteren Kritikpunkt an. Seit 34 Jahren wohne er in Oberkassel und habe immer noch das Gefühl, nicht dazuzugehören. Sein Plädoyer: Aufgabe des Bürgervereins sei, die Ortsgemeinschaft für Neubürger zu öffnen und an der Integration mitzuwirken. Der Vorsitzende des Oberkasseler Heimatvereins, Sebastian Freistedt, findet ohnehin, dass es dem Bürgerverein an öffentlicher Präsenz fehle. „Nachdem der Weihnachtsmarkt in andere Regie übergegangen ist, fehlt auch ein Stück Öffentlichkeitswirksamkeit.“ Dem kann der Vorstand nur achselzuckend zustimmen. „Wir sind einfach zu wenig Leute, das können wir nicht alles stemmen“, entgegnet Dreidoppel. Das ist das am häufigsten angeführte Argument. Zu wenig Leute, fehlende Motivation zur Unterstützung. Zur Erheiterung aller erinnert Hans Gilles daran, wie er an den Posten des Schriftführers gekommen ist. „Alle anderen hatten die Versammlung wohlweislich schon vorher verlassen.“

Bei knapp 35 Vereinen und vielen Initiativen wie etwa den Kulturtagen sind die meisten der gut 7000 Oberkasseler in einer, wenn nicht sogar mehreren Gemeinschaften aktiv – auch die Vorstandsmitglieder des Bürgervereins. „Die Zahl der Veranstaltungen nimmt weiter zu“, argumentiert Rolf Sülzen. Der Vorsitzende des Verbands der Ortsvereine sieht die „abnehmende Motivation, mitzuwirken und sich den Hut aufzusetzen, als allgemeines Problem. Die Zeiten ändern sich eben.“

Mit einem konkreten Vorschlag bringt Barbara Eichenauer Struktur in die langwierige Diskussion. „Wir haben genügend Vereine, die Veranstaltungen organisieren. Der Bürgerverein soll den Fokus auf Oberkasseler Themen legen.“ Gute Resonanz habe es auf die Einladung zu Bürgerstammtischen oder Spaziergängen gegeben. Konsensfähig formulierte Klaus Busch zum Schluss die Hausaufgaben für den Bürgerverein in einem Vier-Punkte-Katalog. Danach soll er mehr Präsenz und Kontakt pflegen und gezielt Themen und Probleme aus Oberkassel aufnehmen. Die Arbeit des Bürgervereins soll besser kommuniziert werden, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein weiterer Auftrag ist, verstärkt nach Unterstützung im Vorstand zu suchen.

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