Wanderung durch den Ennert Bürgervereine wollen Braunkohleabbau und Alaungewinnung erlebbar machen

NIEDERHOLTORF · 30 Neugierige trafen sich am Samstagnachmittag im Wendehammer der Ramersdorfer Straße in Niederholtorf zu einer Wanderung durch den Ennert. Ziel war die nur wenige hundert Meter entfernte Fuchskaule - ein ehemaliges Alaunwerk, das in den Jahren von 1806 bis 1866 in Betrieb war. Das Problem: Die Baudenkmäler liegen mitten im Naturschutzgebiet und FFH-Gelände (Fauna-Flora-Habitat). Einen Weg dorthin anzulegen, wird bislang abgelehnt.

 Mit Interesse verfolgen die Exkursionsteilnehmer die Geschichte des Alaunabbaus.

Mit Interesse verfolgen die Exkursionsteilnehmer die Geschichte des Alaunabbaus.

Foto: Doris Pfaff

Zur Geschichte: In jenen Jahren wurden in der Gegend von Niederholtorf, Oberholtorf bis hin nach Vinxel und Stieldorf Braunkohle im Ennert abgebaut. Ein wertvolles Nebenprodukt war Alaun, das für medizinische Zwecke und zur Sodaherstellung bislang kostspielig aus Lüttich bezogen wurde. In der Fuchskaule wurde das Alaun aus der Kohle gewaschen.

Dazu war mitten im Wald auf einer Grundfläche von etwa 800 Quadratmetern eine Halle aus Ziegelsteinen mit einem etwa 20 Meter hohen Kamin gebaut worden, dazu ein rund 26 Quadratmeter großes Becken für die gewonnene Alaunlauge. 1865 wurde der Abbau eingestellt. Bis dahin, so haben Experten berechnet, wurden allein in der Fuchskaule in Spitzenzeiten im Jahr 8000 Zentner Braunkohle abgebaut und davon rund 220 Zentner Alaun gewonnen.

Um dieses Stück Kultur- und Heimatgeschichte erlebbar zu machen, kämpfen die Bürgervereine Niederholtorf und Holzlar. Allen voran Horst Wolfgarten (81), der sich in den vergangenen 20 Jahren intensiv um die Aufarbeitung des Kapitels Braunkohleabbau im Ennert gekümmert hat.

Alte Karten und viele Nachforschungen brachten ihn auch auf die baulichen Reste, die heute noch zu sehen sind. Rund 100 Meter entfernt vom erlaubten Wanderweg sind die imposanten Stützen des Beckens noch zu sehen, ebenso Reste der Grundmauer von der Fabrik und der Ansatz des Kamins.

"Das würden wir gerne den Bürgern zugänglich und die Dorfgeschichte erlebbar machen", sagte Wolfgarten. Doch das Abweichen vom Weg ist wegen des Naturschutzes nicht erlaubt. "Man bräuchte doch nur ein etwa 120 Meter langes Rund anzulegen", sagt Wolfgarten.

Unterstützung gab es laut Elisabeth Schmid, Vorsitzende des Bürgervereins Niederholtdorf, von der Stadt Bonn 2003 bei der Verabschiedung des Denkmalpflegeplans Bonn-Beuel, in dem die Denkmalschutzinteressen im Ennert, besonders an der Fuchskaule, festgehalten wurden. "Leider sind das Forstamt und die Landschaftsbehörde dagegen", sagt Schmid.

Für die ablehnende Haltung der Behörden zeigten am Samstag die Bürger kein Verständnis. Im Gegenteil. Erst vor Kurzem haben im Wald Baggerarbeiten in direkter Nähe begonnen, um Biotope zum Schutz der seltenen Gelbbauchunke anzulegen. Wolfgarten: "Wir sind auch für Naturschutz, aber es muss doch beides gehen."

Schmid und Joachim Kuboth vom Bürgerverein Holzlar sagen: "Uns wundert doch sehr, dass bei der Auswahl der Flächen für die Biotope das Gelände des Alaunwerkes angesichts der bekannten Denkmalschutzinteressen nicht ausgespart wurde. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Kompromiss durch Schaffen von Tatsachen verhindert werden soll." Das schrieben sie auch Bezirksbürgermeister Werner Rambow. Eine Antwort steht noch aus.

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