Proberaum in Beuel Bonner Band gibt im Lockdown Gas

Beuel · Die Band Chamistry hat in kurzer Zeit mehrere Songs veröffentlicht. Einen der vielen Proberäume an der Siegburger Straße in Beuel können sie derzeit aber nicht nutzen.

 Sänger und Gitarrist Jonas Hennecke (25) ist Frontmann der Gruppe Chamistry. Von den Räumen an der Siegburger Straße hat die Band die Proben vorerst nach Hause verlegt.

Sänger und Gitarrist Jonas Hennecke (25) ist Frontmann der Gruppe Chamistry. Von den Räumen an der Siegburger Straße hat die Band die Proben vorerst nach Hause verlegt.

Foto: Niklas Schröder

Laut und rockig geht es für gewöhnlich in den Proberäumen an der Siegburger Straße zu. Mit dem Lockdown ist die Beueler Musikschmiede nun merklich ruhiger geworden. Wegen der Kontaktbeschränkungen weichen immer mehr Bands auf Onlineproben aus. Auch die Rockband Chamistry, die sich sonst wöchentlich an der Siegburger Straße trifft, muss pausieren.

„Es fühlt sich natürlich sehr blöd an, dass wir zurzeit nicht gemeinsam spielen können. Gerade die Musik war eigentlich immer das, womit man sich noch gut ablenken konnte“, sagt Sänger und Gitarrist Jonas Hennecke (25). Vor zwei Jahren gründete der Frontman mit Schlagzeuger Dario Gogoll (27) und Bassist Daniel Huy (30) die Band Chamistry. Eine spontane Sache, denn lange kannte sich das Trio zuvor nicht, wie die Band berichtet. „Ich habe Jonas auf einer Geburtstagsfeier von einem gemeinsamen Freund kennengelernt“, sagt Gogoll. Huy, der ein Studienkollege von Hennecke war, rundete anschließend das Trio ab,

Die Band spielt eine Mischung aus den Stilrichtungen Alternativ und melodischer Pop-Rock. Mit „Cape the Rope“ haben die Fans auch schnell einen Lieblingssong auserkoren, sagt die Band.

Nach der Bandgründung folgten Liveauftritte und später sogar der Halbfinaleinzug bei dem überregionalen Bandwettbewerb Toys2Master. „2019 hatten wir schon einige Konzerte, waren aber noch recht frisch. Deswegen hatten wir uns für 2020 vorgenommen, noch mehr Bühnenerfahrung zu sammeln“, erzählt Hennecke.

 Schlagzeuger Dario Gogoll (27) gibt den Rhythmus vor.

Schlagzeuger Dario Gogoll (27) gibt den Rhythmus vor.

Foto: Niklas Schröder

Zwei Konzerte durfte die Rockband im Frühjahr dieses Jahres spielen, dann folgte der Lockdown im März. „Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, wie es weitergeht und haben im Prinzip erstmal alles ruhen lassen“, sagt Gogoll. Zwei Auftritte musste die Band dann kurzerhand absagen. „Um mit dem Publikum weiterhin im Kontakt zu bleiben, haben wir unsere Website überarbeitet und die Social-Media-Kanäle gefüttert.“

Auch ein Livekonzert über Instagram folgte. Da weitere Liveauftritte auf der Kippe standen, beschloss die Band kurzerhand, das restliche Jahr für Studioaufnahmen zu nutzen. „Um eine Platte zusammenzubekommen, haben wir unsere Songs aufgenommen. Einige Titel haben wir nun auch veröffentlicht“, sagt Gogoll.

Wegen der Einschränkungen sei das „Recording“, also die Aufnahme der Musik, aber nicht immer leicht gewesen, berichtet Hennecke. „Wir haben die Tonspuren teilweise selbst eingespielt und am Ende über den Computer zusammengeführt. Daniel hat die Mischung mit einem entsprechenden Equipment vorgenommen.“ Für den letzten Feinschliff wurde im Sommer auch ein befreundeter Produzent mit ins Boot geholt.

 Für den Groove ist Bassist Daniel Huy (30) zuständig.

Für den Groove ist Bassist Daniel Huy (30) zuständig.

Foto: Niklas Schröder

Entstanden sind nun zwei EPs (Tonträger in der Größe zwischen Single und Album), die nacheinander im Dezember veröffentlicht wurden. Die erste EP „Seed“ liefert mit „Believer“ und „Fight We’re Losing“ zwei Songs aus den Anfängen der Band. Während „Believer“ als schnelle Alternative-Rocknummer von Diskriminierung und blindem Vertrauen in falsche Instanzen handelt, erzählt die kraftvolle Ballade „Fight We’re Losing“ eine Geschichte von der Angst, einen Menschen zu verlieren.

Vor Kurzem ist zudem auch die EP „Evolve“ veröffentlicht worden. „Die letzte Platte steht für unsere musikalische Entwicklung“, sagt Hennecke. Der Song „The Edge“ sei das lyrische Gegenstück zu „Believer“ und symbolisiere den Mut, die Dinge anzusprechen. Der Titeltrack „Stories“ stelle hingegen das musikalische Finale der Doppel-EP dar. „Aus kleinen Ereignissen können große Sachen entstehen. Diese einfache, aber starke Message steht im Mittelpunkt aller Stories“, sagt Hennecke.

Mit der neuen Musik will die Band auch weiterhin in den Köpfen der Menschen bleiben. „Uns fehlen natürlich die Kontakte, die wir über unsere Livekonzerte haben“, sagt Gogoll. Besonders spürbar werde die Isolation für die Bandmitglieder, wenn die drei Musiker ihre Songs alleine zu Hause proben. „Wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder gemeinsam in den Proberaum können, denn so eine Bandprobe lebt ja auch von ihrer Dynamik, die entsteht, wenn man zusammen Musik macht“, sagt Gogoll zum Raumangebot an der Siegburger Straße.

Alle drei sind sich aber einig, dass in dem vergleichsweise engen Proberaum die Gefahr einer Ansteckung derzeit zu groß ist. „Wir haben die Tonspuren der anderen auf dem Rechner und proben damit“, sagt Hennecke. Gemeinsame Onlineproben macht die Band aber nicht, denn mit der Internetverbindung sei das nicht immer leicht – und nicht dasselbe Gefühl. „Wir haben aber ein sehr gutes Verhältnis und sind alle sehr motiviert und haben jede Woche große Lust, uns zu treffen“, betont Gogoll.

Nun freut sich Chamistry auf das kommende Jahr. Dann möchten die Bandmitglieder wieder gemeinsam musizieren und vor Publikum auftreten. „Wir haben noch Termine, die wir nachholen werden“, kündigt Hennecke an. Wann genau es aber Konzerte geben wird, sei noch nicht sicher.

Weitere Informationen zur Band sowie beispielsweise Videos, Fotos und Texte zu Songs wie „Believer“ gibt es im Internet: www.chamistry.de

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