Kirchenchöre in Beuel Chorprojekte an St. Adelheid boomen

PÜTZCHEN · Locker, aber konzentriert geht es an die Noten. An erster Stelle im Gesangsheftchen steht "O singet unserem Gott". "Damit steigen wir jetzt ein", sagt Marita Hersam, die das neue Musikprojekt an St. Adelheid leitet. Nachdem im vergangenen Jahr das Weihnachtsoratorium gut ankam, studiert nun ein Kantatenchor Stücke für das Osterfest ein.

 Die Sänger im Blick: Locker, aber konzentriert leitet Marita Hersam die Proben für die Chorprojekte an St. Adelheid.

Die Sänger im Blick: Locker, aber konzentriert leitet Marita Hersam die Proben für die Chorprojekte an St. Adelheid.

Foto: Nicolas Ottersbach

Mitmachen kann jeder. "Nicht singen können gibt's nicht", stellt Hersam vor ihren rund 45 Sängerinnen und Sängern klar. Die meisten wechselten direkt aus dem vorherigen Chorprojekt hinüber, das mache den Einstieg einfacher. Aber auch einige neue Gesichter sind dabei, sogar aus den umliegenden Kirchengemeinden kommen die Sänger nach Pützchen.

Damit aus der bunt gemischten Gruppe am Ende ein ordentlicher Chor entsteht, arbeitet sie nach dem Minimalprinzip: Wie ein Bildhauer schlägt sie nach und nach alles Überflüssige weg, bis nur noch die klare Stimme übrig bleibt. Das schafft sie mit gezielten Atem- und Muskulaturübungen.

Wer total schief singt, kommt ins Einzeltraining. Das passiere allerdings nicht oft. "Die schiefen Töne hängen viel mit falscher Technik zusammen", erklärt sie. Meistens wird der Ton einfach nicht richtig getroffen, oder die Stimme kommt nicht hoch genug. Viele sprängen im Chor über ihren eigenen Schatten, nach dem Einsingen herrsche eine ganz andere Stimmung. Nicht nur die Gruppe, auch die Akustik in der Kirche beflügele. Deshalb wird von Anfang an auf der Empore von St. Adelheid geprobt. Dass die Melodie sitzt, ist für Hersam zweitrangig. Am wichtigsten sei der Rhythmus, als letztes müsse der Text gelernt werden.

Vor acht Jahren kam Marita Hersam als Seelsorgebereichskirchenmusikerin nach Pützchen, seitdem hat sich fünf Chorprojekte geleitet. "Das Problem ist, dass kaum noch jemand Lust auf einen festen Chor hat", sagt die 48-Jährige. Das sieht so auch die Leiterin der Frauengemeinschaft St. Adelheid, Silvia Link: "Die Chöre in Deutschland werden immer älter, auch bei uns am Ennert."

Durch Arbeit und Familie seien viele so sehr eingespannt, dass für einen Verein keine Zeit mehr bleibe. Die Chorprojekte in St. Adelheid setzen genau in dieser Nische an: Nichts ist verbindlich, man ist jederzeit flexibel. "Trotzdem können wir uns voll auf die Sänger verlassen, sie nehmen den Chor ernst und besuchen regelmäßig die Proben", sagt Hersam. Das zeige ihr, dass die Menschen noch immer Spaß am Singen haben. Nur das Angebot müsse sich ändern.

Jeden zweiten Montag ab 19.45 Uhr probt der Chor seine Kantaten von Händel, Bach, Buxtehude und Rutter in St. Adelheid, auch jetzt kann man noch einsteigen. Das Projekt läuft noch bis Pfingsten, danach startet der Kantatenchor mit neuen Stücken von vorne.

Weitere Informationen gibt es bei Chorleiterin Marita Hersam unter 0228/9088789.

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