Anwohner in Oberholtorf sind verärgert Corona-Spaziergänger hinterlassen Hundekot

Oberholtorf · Spaziergänge zählen zu den wenigen Aktivitäten, die in der Corona-Pandemie noch uneingeschränkt möglich sind. In Oberholtorf ärgern sich die Anwohner aber über Besucher, die ihren Hundekot nicht wegräumen.

 Horst Irnig mit der Mülltonne, die seine Enkel Nick und Clara zusammen mit ihrer Mutter Nadia Schoenen für Spaziergänger bereitgestellt haben.

Horst Irnig mit der Mülltonne, die seine Enkel Nick und Clara zusammen mit ihrer Mutter Nadia Schoenen für Spaziergänger bereitgestellt haben.

Foto: Stefan Hermes

Nachdem Horst Irnig auf 200 Metern des Oberholtorfer Steinsweges mehr als Hundert Hinterlassenschaften von Hunden gezählt hatte und seine Bitten beim Ordnungsamt der Stadt, zu Anfang des Weges einen Kotbeutelspender sowie einen Abfallbehälter aufzustellen, erfolglos blieb, wandte er sich an den GA: „Oberholtorf ist ein sehr beliebtes Wanderziel“, leitete der 74-Jährige, der seit mehr als 40 Jahren unweit der viel besuchten Saalkirche wohnt, seinen Wunsch nach Abhilfe des Kot-Dilemmas ein. Seit Beginn der Corona-Pandemie kämen jedoch täglich besonders viele Spaziergänger in seine wunderschöne Heimat, die mit ihren Gassi gehenden Hunden zu einer eklatanten Verschmutzung des Dorfes führten, schreibt er.

Saalkirche ist beliebtes Ausflugsziel

Bei einem Besuch des GA vor Ort bestätigt sich das von Irnig beschriebene Bild: Kaum ein Meter des in den Wald führenden asphaltierten Steinwegs frei von Hundekot. „Die Spaziergänger kommen zur Saalkirche, wo sie ihr Auto abstellen und die Hunde freilassen“, beobachtet nicht nur Irnig die alltäglichen Vorgänge, die zur teilweisen Vermüllung des idyllisch gelegenen Ortes führen. Auch seine Tochter und Nachbarin Nadia Schoenen (42) ist darüber verärgert, was alltäglich vor ihrer Haustüre passiert. „Wir sind hier eine super Dorfgemeinschaft und kümmern uns um die Sauberkeit des Ortes“, sagt Schönen. Doch langsam sei kein dagegen Ankommen mehr möglich. Die Stadt müsse etwas tun.

Anwohner bemalen ihre Fassade

Auf einer von ihr bereits vor dem Haus für die Spaziergänger aufgestellten Mülltonne haben ihre Kinder die freundliche Aufforderung angebracht, „Liebe Leute groß und klein, haltet unser Dorf, Felder und Wiesen rein!“. Mit ihren beiden Kindern Carla (4) und Nick (6) hat sie zudem mit Kreide auf die verschieferte Verkleidung ihres denkmalgeschützten Fachwerkhauses die mahnende Gleichung, „8 Mio. Hunde pro Tag = 16 Mio. Haufen“ gemalt (laut Statista gab es 2020 zwölf Millionen Hunde in Deutschland). Inspiriert durch Fridays for Future prangt über der Kot-Rechnung: „Keine Toleranz für Klimaignoranz“. Beides Aussagen, die nicht jedem Vorbeigehenden recht zu sein scheinen: Man hat Schönen zwischenzeitlich wegen der „Beschmutzung“ ihres denkmalgeschützten Hauses angezeigt. Die umweltaktive Mutter schüttelt lachend den Kopf über solche Reaktionen. Für sie ist es wichtig, ihren noch kleinen Kindern eine Sensibilität für den Erhalt der Umwelt zu vermitteln. „Da fängt es bereits bei dem achtlos in die Landschaft geworfenen Müll, dem Hundekot und den Kotbeuteln an“, sagt sie.

Auch der ortsansässige Landwirt weiß von dem Ärger mit den kotgefüllten Plastikbeuteln zu berichten, die auf seinen Feldern landen. „Besonders schlimm ist es, wenn die Plastikbeutel in die Wiesenmaht geraten und damit ins Futter für die Tiere“, sagt er. Irnig, der täglich seine Runde mit Paula, der 14 Jahre alten Jack Russel-Hündin in Richtung Vinxel dreht, bedauert, dass erst am anderen Ende des Weges der angrenzende Rhein-Sieg-Kreis Abfalleimer und kostenfreie Kotbeutel aufgestellt hat. Die Zustände im Bereich der Saalkirche hält er für nicht mehr zumutbar und fragt sich verärgert, was eigentlich mit seiner Hundesteuer in Höhe von jährlichen 420 Euro (für zwei Hunde) getan werde. Das Ordnungsamt habe ihm am Telefon auf diese Frage geantwortet, dass Aktienbesitzer auch Abgeltungssteuer bezahlen müssten, für die sie nichts bekämen.

Hundesteuer verpflichtet nicht zur Gegenleistung

Weitaus sachlicher weiß dagegen Markus Schmitz vom Bonner Presseamt auf Anfrage des GA zu antworten: „Die Hundesteuer ist – wie alle Steuern – eine Abgabe ohne Anspruch auf eine Gegenleistung, wie zum Beispiel die Entfernung von Hundekot, sondern sie dient als allgemeines Deckungsmittel zur Finanzierung der vielfältigen kommunalen Aufgaben.“ Neben dem Zweck, Einnahmen zu erzielen, solle die Hundesteuer außerdem auch die Hundehaltung eindämmen. Kurz vor der Corona-Pandemie waren in Bonn 10.203 Hunde angemeldet, aktuell sind es 10.944. In der Lesart von Schoenen handelte es sich damit in Bonn um 21.888 Kothaufen, die pro Tag in der „wunderschönen Heimat“ anfallen. Knapp acht Millionen Haufen oder - bei einem angenommenen Durchschnittsgewicht von etwa 200 Gramm – 1598 Tonnen in einem Jahr.

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