Denkmalschutz in Beuel Das Kreuz mit den Wegekreuzen

Beuel · Mehr Zusammenarbeit und Transparenz wünscht sich der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch bei der Restaurierung von Kleindenkmälern. Wie zum Beispiel bei verschiedenen Wegekreuzen.

 Im Zuge der Restaurierung des Köppekreuzes entspricht die Inschrift nicht mehr dem Original, beklagt der Denkmal- und Geschichtsverein.

Im Zuge der Restaurierung des Köppekreuzes entspricht die Inschrift nicht mehr dem Original, beklagt der Denkmal- und Geschichtsverein.

Foto: Stefan Hermes

Die Freude über die Rückkehr des Ehmons-Kreuzes in die Grünanlage an der Hermannstraße ist nicht für jedermann ungetrübt. Bis 2019 stand das rund 350 Jahre alte Wegekreuz im Beueler Süden. „Dann war es plötzlich verschwunden, spurlos, quasi über Nacht“, ließ Carl J. Bachem als Vorsitzender des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch unsere Redaktion wissen. Nach langer Suche habe der Verein herausgefunden, dass ein städtisches Fahrzeug das Kulturdenkmal umgefahren hatte. Das Städtische Gebäudemanagement (SGB), das auch für die Restaurierung der sogenannten Kleinen Denkmäler zuständig ist, versicherte daraufhin, dass das Kreuz selbstverständlich wieder aufgebaut werden würde. Nur wann das der Fall sein werde und ob noch genügend Originalsubstanz für die Wiedererrichtung vorhanden sei, die der Verein mit seiner Expertise hätte unterstützen können, blieb unbeantwortet. Noch wenige Tage bevor es im Februar zur unvermittelten Wiederaufstellung des Ehmons-Kreuzes kam, hatte sich Bachem an den GA gewandt, um der Rückkehrforderung eines der ältesten Wegekreuze im Stadtbezirk Nachdruck zu verleihen. Auch wenn das Kreuz inzwischen wieder aufgestellt ist, beklagt Bachem darüber hinaus die mangelnde Bereitschaft zur Transparenz von SGB und Unterer Denkmalbehörde. „Man kommt sich geradezu wie ein Bittsteller vor“, sagt er. Dabei gehörten diese Kulturschätze doch der Bürgerschaft und nicht der Verwaltung, so der Ortshistoriker, der unter anderem auch dem Denkmalgremium des Rates der Stadt angehört.

 Der Vorsitzende des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch, Carl J. Bachem, untersucht das neu aufgestellte Köppekreuz.

Der Vorsitzende des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch, Carl J. Bachem, untersucht das neu aufgestellte Köppekreuz.

Foto: Stefan Hermes

Historische Ursubstanz am Ehmons-Kreuz

 Gelungene Aufstellung in einer Grünanlage: Carl J. Bachem vor dem verwitterten Honschaftskreuz in Limperich.

Gelungene Aufstellung in einer Grünanlage: Carl J. Bachem vor dem verwitterten Honschaftskreuz in Limperich.

Foto: Stefan Hermes

Jetzt steht Bachem vor dem Ehmons-Kreuz und stellt fest, dass von der historischen Ursubstanz, außer der Bodenplatte nur noch die beiden Teile mit Muschelnische und Inschriftenblock original erhalten sind. Im Detail erkennt Bachem, dass die nachgebildeten Teile nicht mehr exakt nach ihren Ursprungsmaßen gefertigt wurden. Was sich der flüchtigen Betrachtung entzieht, bleibt für Bachem ein Ärgernis, da mit den Aufzeichnungen und Kenntnissen seines Vereins solche Fehler vermeidbar gewesen wären. Zudem bedauert er, dass die farbliche Heraushebung der Inschrift des Steins, durch ihre großflächige Übermalung einen „ästhetisch wenig ansprechenden Charakter“ habe. In den neuen Querholm des Kreuzes wurde die Jahreszahl 1668 eingeschlagen, allerdings in Abweichung von der ursprünglichen Schriftart. „Das eigentliche Ärgernis ist“, resümiert Bachem, dass das, was von der Verwaltung Restaurierung genannt werde, oftmals nicht Konservierung, also Bewahrung, sondern Erneuerung und Rekonstruktion, sei. Mit einer Rekonstruktion gehe immer wieder nicht nur die Patina, sondern auch wertvolle Originalsubstanz verloren, kritisiert er.

 Carl J. Bachem steht am Pfingsten-Kreuz in Vilich, bei dem der Kreuzaufsatz komplett erneuert wurde.

Carl J. Bachem steht am Pfingsten-Kreuz in Vilich, bei dem der Kreuzaufsatz komplett erneuert wurde.

Foto: Stefan Hermes

Ein weiteres Beispiel dafür stelle die Restaurierung des sogenannten Köppekröx von 1705 dar, das seit dem vergangenen Jahr vor den Bonava-Bauten an der Niederkasseler Straße zu sehen ist. Auch wenn das Wegekreuz unweit seines jetzigen Standorts rund fünf Jahrzehnte unter Brombeerhecken ein unbeachtetes Dasein gefristet habe, hätte man bei einer Neuaufstellung die Chance wahrnehmen sollen, das „Kuppenkreuz“ wieder zurück in die Nähe seines ursprünglichen Standorts am Eingang des Frankenweg aufzustellen, meint Bachem. Damit wäre es wieder ganz nahe an die „Kuppe“ gerückt, wo es zuvor 250 Jahre gestanden hatte. „Jetzt ist das Köppekreuz kein Betplatz mehr“, so Bachem. Dem widerspricht allerdings Isabel Klotz vom Bonner Presseamt: „Die mögliche Funktion eines ‚Betplatzes‘ wurde somit nach rund 40 Jahren erst wieder durch den nun neuen Standort, auch in Form der Neuschaffung einer durch Pflaster hergestellten Begehungsfläche, wiederhergestellt.“ Die Kritik des Denkmal- und Geschichtsvereinsvereins bezieht sich vor allem auch auf die Inschrift des Steins, die nur noch in Fragmenten vorhanden war. „Mit einigem Aufwand war es dem Verein gelungen, die Stifter zu ermitteln und demgemäß den Ursprungstext zu rekonstruieren. Dennoch hat sich das SGB bei der Restaurierung nicht daran gehalten“, fasst Bachem seinen Ärger über die aus seiner Sicht mangelnde Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem SGB zusammen. Dass Presseamt hält dagegen, dass ein Vertreter des Beueler Heimat- und Geschichtsvereins entscheidende Hintergründe zur Historie der auf dem Kreuz genannten Stifter geliefert habe, „auf deren Grundlage auch die bis zur Restaurierung stark verschmutzte und in Teilen beschädigte Inschrift durch eine partielle Rekonstruktion und neue farbige Fassung wieder lesbar und nachvollziehbar gemacht werden konnte.“

 Der Ausmalung der Inschrift des Ehmonskreuzes attestiert Carl J. Bachem einen „ästhetisch wenig ansprechenden Charakter“.

Der Ausmalung der Inschrift des Ehmonskreuzes attestiert Carl J. Bachem einen „ästhetisch wenig ansprechenden Charakter“.

Foto: Stefan Hermes

Äußerst seltene Urheberschaft

Ähnlich wie in den Grünanlagen der Bonava-Bauten ist vor 60 Jahren ebenfalls ein Wegekreuz in Limperich versetzt worden, das 1727 an der Kreuzung von Königwinterer Straße/Finkenbergstraße errichtet wurde. Es besitzt mit der damaligen Dorfgemeinschaft, „Honschaft von Limperich“ eine äußerst seltene Urheberschaft. Das Wegekreuz wurde für den damals noch kirchenlosen Ort zu einer zentralen Gebetsstätte. Bei der Neuaufstellung kam das Kulturdenkmal jedoch nicht mehr frontal am Weg zu stehen, sondern rückte in die Grünfläche hinein. „So meinte man, ihm etwas Gutes zu tun“, sagt Bachem, „verkannte aber seine eigentliche Bedeutung.“ Trotzdem lobt der Vorsitzende des Denkmalvereins die Grünanlage mit der im Halbkreis um das Kreuz gepflanzten Eibenhecke, die das denkmalgeschützte Monument besonders hervorhebt und es zudem vor dem Tageslärm der Königswinterer Straße abschirmt. Bedauerlicherweise sei jedoch bei der Neuaufstellung der steinerne Korpus Christi verloren gegangen. „Da das Kreuz nicht in der Denkmalliste der Bundesstadt Bonn enthalten ist“, so Isabel Klotz, könne man zu der Restaurierungsgeschichte des Honschaftskreuzes leider keine Angaben mehr machen. Die letzte Restaurierung sei vor rund 20 Jahren erfolgt. Für Bachem ist es jedoch eine Selbstverständlichkeit, dass dieses Kreuz erhalten bleiben muss und deshalb formell auch unter Denkmalschutz gestellt werden müsste.

Ein weiteres Wegekreuz, dessen Restaurierung das SGB veranlasste, konnte Ende des vergangenen Jahres in der Straße Am Burgpark in Vilich wieder aufgestellt werden. Es gehört zu der jüngeren Gruppe von Wegekreuzen, die erst im 19. Jahrhundert errichtet wurden. Das „Pfingsten-Kreuz“ steht nun wieder ganz in der Nähe seines Ursprungsorts und erinnert in „frommem Andenken“ an den zweiten Vilicher Bürgermeister Gabriel von Pfingsten, den Amtsnachfolger von Leonhard Stroof, der von 1825 bis 1851 im Amt war. Das Material hier ist weißer Sandstein, der wesentlich witterungsanfälliger ist als das vulkanische Gestein aus dem Siebengebirge, woraus die anderen genannten Kreuze entstanden sind. Mit der Restaurierung des Pfingsten-Kreuzes wurde der komplette Kreuzaufsatz erneuert, was Bachem zu der Kritik veranlasst, „lieber ein authentisches Kreuz mit Patina und ein paar Blessuren, als Überarbeitungen, bei denen die ehrwürdigen Kulturdenkmäler mehr und mehr ihre Ursprünglichkeit verlieren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Alt, aber erhaltenswert
Kommentar zum Combahnviertel Alt, aber erhaltenswert
Aus dem Ressort