Neue GA-Serie „Kulturstandort Beuel“ Das sagt Kulturdezernent Schumacher zum Angebot in Beuel

Beuel · In einer neuen Serie wird der General-Anzeiger in den kommenden Wochen über den Kulturstandort Beuel berichten. Wo liegen seine Stärken? Wo gibt es Nachholbedarf? Zum Start sprach GA-Redakteur Holger Willcke mit dem Bonner Kulturdezernenten Martin Schumacher.

 Kulturdezernent Martin Schumacher schwebt ein Kulturquartier für das Gelände der Halle Beuel vor.

Kulturdezernent Martin Schumacher schwebt ein Kulturquartier für das Gelände der Halle Beuel vor.

Foto: Max Malsch

Den Abschluss der Serie bildet am Donnerstag, 17. August, ab 19.30 Uhr ein „Beueler Treff“ im Jungen Theater mit Vertretern aus der Kulturszene. Während der Diskussionsrunde können Bürger Fragen an die Podiumsteilnehmer richten. Bonns Kulturdezernent Martin Schumacher bezieht im Gespräch mit Holger Willcke aus städtischer Sicht Stellung zur aktuellen Situation der Beueler Kulturszene.

Wie charakterisieren Sie den Kulturstandort Beuel?

Martin Schumacher: Der Stadtbezirk Beuel zeichnet sich durch ein überzeugendes Kulturangebot aus, das auch aus gesamtstädtischer Sicht wichtige Funktionen hat.

Können Sie Beispiele benennen?

Schumacher: Die Brotfabrik nimmt eine ganz besondere Stellung ein, weil sie das einzige soziokulturelle Zentrum in der Bundesstadt ist. Oder nehmen wir das Theater Marabu: Aus meiner Sicht ist es eine der besten Jugendbühnen Deutschlands. Auch das Junge Theater ist bundesweit einzigartig, weil es wohl das erfolgreichste seiner Art ist. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Bonner und jede Bonnerin in seiner Schulzeit Gast im Jungen Theater war. Aus diesen Schülerinnen und Schülern sind viele theateraffine Erwachsene geworden, die heute Schauspiel und Oper besuchen. Dass man heutzutage so viele junge Menschen in Oper und Schauspiel antrifft, ist auch ein Verdienst der beiden Jugendtheater in Beuel.

Machen diese beiden Theater sich nicht gegenseitig Konkurrenz?

Schumacher: Nein – und das liegt an ihrer unterschiedlichen Ausrichtung. Das Junge Theater setzt auf gekonnte Art bekannte Stoffe um. Theater Marabu erarbeitet sich die Stoffe selbst und legt dabei einen hohen ästhetischen Anspruch an die Schauspieler. Ich habe dort mal einen getanzten Woyzeck gesehen – ich war begeistert.

Was macht die Beueler Kulturszene sonst noch aus?

Schumacher: Das Green Juice Festival ist hier unbedingt zu nennen. Aus einer Idee ist ein einzigartiges Musikfestival entstanden, das zum Gesicht des jungen Bonns geworden ist. Die Strahlkraft des Festivals reicht mittlerweile bis weit in die Region Köln. Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass es in Beuel eine sehr gut funktionierende Musikschule und eine Bezirksbibliothek der Stadt Bonn gibt.

Hat der Kulturstandort Beuel durch den Umzug des Pantheon-Theaters gewonnen?

Schumacher: Ja, das muss man so sagen, obwohl dadurch das Schauspiel die Halle Beuel in Richtung Bad Godesberg verlassen hat. Aber dieser Kompromiss war im vergangenen Jahr nötig geworden, um dem Pantheon eine Zukunft in Bonn bieten zu können.

Was fehlt denn dem Kulturstandort an Angeboten?

Schumacher: Beuel bietet nahezu fast alles: Musik, Tanz, Schauspiel. Was fehlt, ist die Clubszene, aber das trifft auch für die Gesamtstadt zu. Das Pantheon fängt zwar die Clubatmosphäre nach und nach ein wenig ein, aber da ist noch viel Luft nach oben. Als Universitätsstadt sollten wir diese Szene nicht Köln überlassen. Feiern spielt für junge Menschen eine große Rolle.

Warum messen Sie der Clubatmosphäre so eine Bedeutung bei?

Schumacher: In Zeiten der digitalen Kommunikation nehmen Clubs eine wichtige Stellung ein, weil man dort noch analog kommuniziert. Da wird das persönliche Gespräch zu einem einmaligen Gemeinschaftserlebnis. Für mich gewinnt dieses Angebot zunehmend an Bedeutung.

Ist das Pantheon aus Ihrer Sicht in Beuel gut angekommen?

Schumacher: Auf jeden Fall. Alle Stimmen, die ich dazu gehört habe, sind positiv. Die Atmosphäre eines Kellertheaters ist natürlich mit dem Umzug verloren gegangen. Dafür bieten sich dem Theater in der Halle Beuel aber ganz andere Möglichkeiten. Für die Theaterbesucher ist es egal, wohin sie zu einer Aufführung fahren. Ein Orts- und Gebäudewechsel ist vielmehr für das Theater ein Einschnitt. Das Angebot im Pantheon ist durch den größeren Saal vielfältiger geworden.

Würde eine Vernetzung der Einrichtungen zu einer Art Kulturmeile Beuel Vorteile bringen?

Schumacher: Ich habe den Eindruck, dass die Kulturschaffenden in Beuel gut vernetzt sind. Eine Kulturmeile würde nach meiner Auffassung auch eine städtebauliche Verbindung bedeuten. Und dafür gibt es derzeit keine konkreten Planungen. Wenn ein Theater in einer Notsituation steckt, hilft man sich untereinander. Ansonsten ist jede Einrichtung doch eher auf ihr eigenes Tun fixiert.

Wie sehen die Pläne der Stadt für die Halle Beuel aus?

Schumacher: Mir schwebt eine Art Kulturquartier auf dem Gelände an der Siegburger Straße vor. Dort könnten Einrichtungen der Kultur, aber auch der Kreativwirtschaft angesiedelt werden. Wohnen ist ebenfalls vorstellbar. Natürlich werden die Theaterwerkstätten dort bleiben. Es wird in den nächsten Jahren darum gehen, rund um das Pantheon-Theater ein attraktives Kulturangebot samt Außengastronomie zu schaffen. Die ehemalige Jutespinnerei, die unter Denkmalschutz steht, bietet eine einmalige Kulisse für ein Kulturquartier. Ein erster Schritt wird sein, dass die ausgebrannte Halle neben dem Pantheon bald abgerissen wird. Die Stadt Bonn verhandelt derzeit mit dem Eigentümer. Ist die Halle weg, kann das Pantheon seinen Außenbereich vergrößern, weil der Sicherheitsabstand zum Nachbargrundstück nicht mehr eingehalten werden muss.

Gibt es schon weitere Projekte?

Schumacher: Die Stadt hat damit begonnen, das Verwaltungsgebäude und das Pförtnerhaus an der Siegburger Straße zu sanieren. Die Werkstätten werden folgen. Im September wird es dazu einen Ratsbeschluss geben. Wir müssen den Schornstein, die Fassade, die Treppen und das Dach instand setzen. Wir werden diese Maßnahmen Schritt für Schritt abarbeiten.

Stimmt der Vorwurf, dass die Stadt Bonn die freie Kulturszene zu wenig finanziell unterstützt?

Schumacher: Wir fördern die freien Kulturträger nach den finanziellen Möglichkeiten der Stadt Bonn. Den Verein Traumpalast als Trägerverein der Brotfabrik fördern wir jährlich mit 205.000 Euro plus Mietübernahme, der Förderverein Filmkultur erhält 64.000 Euro plus 50.000 Euro für das Bonner Sommerkino. Theater Marabu erhält 50.000 Euro, das Green Juice Festival 10.000 Euro, das Pantheon-Theater 30.000 Euro und das Junge Theater 145 000 Euro zuzüglich Mietübernahme. Meine Sorge ist eher, ob die Stadt Bonn dauerhaft diese finanzielle Unterstützung leisten kann. Es ist daher wichtig, dafür zu sorgen, dass der Ist-Zustand sich nicht verschlechtert.

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