Glockenspiel im Kirchturm von St. Josef in Beuel Das „St. Adelheidisspiel“ von St. Josef ertüchtigt

Beuel · Das Glockenspiel im Kirchturm von St. Josef ist jetzt auch digital spielbar. Rheinische Melodien sollen auch an Weiberfastnacht über Beuel erklingen.

Glockenspiel im Kirchturm von St. Josef in Beuel: Das „St. Adelheidisspiel“ von St. Josef ertüchtigt
Foto: Rainer Schmidt

Das „St. Adelheidisspiel“, ein Glockenspiel im Kirchturm von St. Josef in Beuel, ist im Normalfall am späten Vormittag und am frühen Abend zu hören. Mit seinen 62 Glocken ist es eines der größten Carillons, wie Glockenspiele offiziell genannt werden, in Europa. Gleichzeitig ist es technisch einmalig, weil es sowohl als Stockenklavier, als auch mittels einer Klaviatur und zusätzlich mit einer Lochbandtechnik gespielt werden kann. „Vor Kurzem ist eine vierte Spielmöglichkeit hinzugekommen. Eine Computersteuerung ermöglicht nunmehr ein digitales Spiel auf diesem einmaligen Instrument,“ berichtet Käpt’n Reiner Burgunder vom Schiffer-Verein voller Stolz, denn es ist der Schiffer-Verein, der die Initiative zu dieser Erweiterung ergriffen hat. Kürzlich ist es offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Neben Pfarrer Wilfried Evertz war Drehorgelspieler Hermann Hergarten mit dabei, als das Notenarrangement, geschrieben vom Carilloneur von St. Josef, Georg Wagner, an einen der Spender als Dank überreicht wurde: die Spenderfamilie Endres-Becker. „Jetzt kann ich Arrangements am Computer als MIDI-Datei erstellen, die dann am Spieltisch hoch oben im Turm abgespielt werden“, erläutert Wagner.

 Bei der Premiere mit dabei waren der Drehorgelspieler Hermann Hergarten und die Wäscherprinzessin Lena I. (Obliers).

Bei der Premiere mit dabei waren der Drehorgelspieler Hermann Hergarten und die Wäscherprinzessin Lena I. (Obliers).

Foto: Rainer Schmidt

„Ich wohne direkt um die Ecke“, sagt Björn Endres-Becker, „und wir haben das Glockenspiel nach dem Blitzeinschlag vermisst. Als wir gehört haben, dass der Schiffer-Verein sich um die Restaurierung kümmert, war es uns ein Anliegen, hier mit einer Spende helfen zu können. Das Glockenspiel ist einfach ein Stück Heimat für meine Familie.“

Rheinische Melodien über den Dächern von Beuel

Auf Wunsch von Endres-Becker hat Georg Wagner mehrere bekannte rheinische Melodien arrangiert, die am Premierentag auch zu hören waren und die viele, rein zufällig vorbeikommende Passanten zum Staunen brachten. Somit sollen in den kommenden Jahren rheinische Melodien über den Dächern von Beuel erklingen, zum Beispiel wenn am Weiberfastnachtstag der Karnevalsumzug mit der Wäscherprinzessin an St. Josef vorbei zieht.

Das „St. Adelheidisspiel“ ist im Jahre 1962 eingeweiht worden. Zum 125-jährigen Bestehen von St. Josef im Jahre 2007 ist der Schiffer-Verein auf die Idee gekommen, der Pfarrgemeinde als „Geburtstagsgeschenk“ die Sanierung des Carillons zu ermöglichen. Wegen seiner Größe und seiner Spielmöglichkeiten ist das Beueler Carillon ein technisches Denkmal und steht unter Denkmalschutz. „Im September 2010 konnte das Carillon in einer großen feierlichen Veranstaltung wieder eingeweiht werden“, berichtet Claus Werner Müller vom Schiffer-Verein über die Historie des Instruments. Im Laufe der Zeit zeigte sich jedoch, dass es die Lochbänder sind, die die Automatik des Carillons anfällig für Störungen machten. Ein heftiger Blitzeinschlag in den Kirchturm von St. Josef im Juli 2017 bedeutete eine Zäsur für die erforderliche Modernisierung des Glockenspiels. Die Beseitigung der enormen Schäden nahm sehr viel Zeit und Geld in Anspruch, sodass erst im vergangenen Jahr die Arbeiten an der digitalen Erweiterung des Carillons aufgenommen werden konnten.

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