Ausstellung im Bürgermeister-Stroof-Haus Das tragische Ende eines Beueler Malers

Vilich · Der Beueler Maler Helmut Degenhardt, war besessen von seiner Arbeit. Weil er halbseitig gelähmt war, mussten ihm seine Eltern dabei helfen. Ihr Tod traf den Künstler deshalb besonders hart.

 Autorin Sylva Harst (links) und Vorständin Claudia Knöfel im Bürgermeister-Stroof-Haus, in dem neben den Arbeiten von Helmut Degenhardt auch Laternen zu sehen sind.

Autorin Sylva Harst (links) und Vorständin Claudia Knöfel im Bürgermeister-Stroof-Haus, in dem neben den Arbeiten von Helmut Degenhardt auch Laternen zu sehen sind.

Foto: Lea Henneberg

Vilich ist durch seine historischen Bauten und Persönlichkeiten wie die heilige Adelheid bekannt. Weniger geläufig dürfte den meisten Beuelern ein Maler und Grafiker sein, der dennoch in die Geschichtsbücher des Stadtteils gehört. So empfindet es zumindest die Autorin Sylva Harst, die kürzlich ein Buch über „Maler in Beuel“ veröffentlichte (der GA berichtete). Darin geht es auch um den Vilicher Künstler Helmut Degenhardt.

„Er muss ein überdurchschnittliches Talent gehabt haben und besessen von seiner Arbeit gewesen sein“, erzählt die 81-jährige. Denn trotz der Lähmung seiner rechten Körperhälfte habe er sich als gelernter Maler und Glaskünstler durchsetzen können. Unter anderem entwarf er die Kirchenfenster von St. Michael in der Bonner Weststadt und gestaltete den Altar der Endenicher Kirche St. Maria Magdalena. „Obwohl seine Kindheit durch Hänseleien von Dunkelheit erfüllt war, arbeitete er mit hellen und bunten Farben“, so Harst.

Degenhardt kam 1924 in Beuel zur Welt und war von Beginn an auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen. Im Alltag beim Anziehen und in der Kunst für die Vorlagen von Glasgrafiken. Zeichnen und malen konnte Degenhardt selbst mit seiner rechten Hand. Ende der 40er Jahre malte er eine Bilderreihe über den rheinischen Martinszug, die 1950 erstmalig ausgestellt wurden. Es war der Beginn seiner Karriere. Später entstand aus den 12 Bildern eine öffentliche Fotomappe.

Künstler starb als verbitterter Mann im Pflegeheim

Während des Wiederaufbaus in den Nachkriegsjahren ergab sich für Degenhardt die Chance, sich als Glasmaler einen Namen zu machen. Doch als seine Eltern starben bedeutete dies auch das Ende seiner Karriere. In einem Alters- und Pflegeheim verbrachte er seine restlichen 32 Lebensjahre, bis er 2002 verstarb. „Das, was er liebte, konnte er nicht mehr tun. Das machte ihn zu einem verbitterten Mann“, sagt die Autorin.

Wer mehr über das Leben von Degenhardt erfahren möchte, kann die museale Erinnerungsstätte Bürgermeister-Stroof-Haus besuchen. Denn neben der Dauerausstellung über das Leben im frühen 19. Jahrhundert und einer historischen Bibliothek werden aktuell die 12 Aquarelle Degenhardts ausgestellt. Das historische Haus wird vom Denkmal- und Geschichtsverein betrieben. „Wir kümmern uns um den Schutz von Denkmählern. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Geschichte in Bonn, insbesondere Beuel, zu wahren“, sagt Claudia Knöfel vom Vorstand.

Der Verein sei im Archiv des Hauses auf die Werke Degenhardts aufmerksam geworden. Buchautorin Harst stellt sie aus ihrem Privatbesitz zur Verfügung: „Ist doch viel schöner, wenn noch mehr als ich diese Bilder betrachten können“, sagt sie. 1979 hatte sie dem Künstler die Bilder abgekauft.

Neben den Aquarellen von Degenhardt werden auch Werke von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Beuel ausgestellt. Insgesamt 14 Schülerinnen und Schüler der Adelheidisschule dürfen ihre selbstgebastelten Laternen präsentieren. „Wir möchten Kinder für unsere Arbeit begeistern und gleichzeitig die Martinstradition würdigen, die im Rheinland nicht unwichtig ist“, sagt Knöfel.

Die Vernissage fand am Freitag, 11. November, mit einem Eröffnungsvortrag von Sylva Harst und anschließendem Glühweinanstoß statt. „Die Bilder sind so nett gemalt, dass sie einem das Herz aufmachen“, sagt Rosemarie Evermann Strotmann, die am Freitagabend zu Gast war. Sie sei begeistert von der Idee, einen Künstler aus der Region auszustellen.

Ein Besuch ist noch bis Sonntag, 20. November möglich, täglich von 17 bis 19 Uhr. Bei der Finissage werden die Künstlerinnen und Künstler der Adelheidisschule ihre Laternen wieder abholen dürfen.

Schulklassen können eine Führung durch das Bürgermeister-Stroof-Haus buchen, per Mail unter: denkmalverein.bonn@t-online.de

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