Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberkassel Das Weltall als Inspiration

Oberkassel · Sein Ziel: Die Internationale Raumstation ISS. Seine Mission: Forschen im Weltall. In einem Jahr wird Alexander Gerst als sechster deutscher ESA-Astronaut (ESA ist die Europäische Weltraumorganisation) zur ISS aufbrechen. In knapp 400 Kilometern Höhe wird er ein halbes Jahr lang in der Schwerelosigkeit leben und arbeiten. Vier Jahre dauern Ausbildung und Vorbereitung des Geophysikers für seinen Einsatz im All. Unterstützt wird er dabei vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - und zwar vom DLR-Raumfahrtmanagement in Oberkassel.

"Wir setzen die deutschen ESA-Beiträge um und arbeiten intensiv bei der Vorbereitung der ISS-Expedition 40/41 mit", sagt Gerd Gruppe, Mitglied des Vorstands des DLR und zuständig für das Raumfahrtmanagement. "Wir finanzieren die nationalen Experimente und wählen die ESA-Experimente mit aus, die Alexander Gerst auf der ISS ausführen wird", sagt Gruppe.

Wer das DLR in Oberkassel besucht, spürt sie überall, die Faszination Weltall. Im Foyer hängt ein Modell der ISS, von den Wänden lächeln die deutschen Astronauten. Ein Funkeln in den Augen bekommt auch Gerd Gruppe, wenn er von seiner Arbeit erzählt. "Als Schüler habe ich die Mondlandung im Fernsehen verfolgt. Das war mein Schlüsselerlebnis und hat bei mir die Faszination Weltall ausgelöst", sagt der 61-Jährige. "Nein, Astronaut wollte ich nicht werden. Mich reizt eher die Technologie und der Transfer der Erkenntnisse aus der Raumfahrt in das tägliche Leben", sagt der studierte Bergbau-Ingenieur. Seit dem 1. April 2011 ist er verantwortlich für das Raumfahrtmanagement in Oberkassel, das im Auftrag der Bundesregierung zuständig ist für die Umsetzung des deutschen Raumfahrtprogramms mit Satellitenkommunikation, Navigation, Erdbeobachtung, astronautische Raumfahrt und die Erforschung des Weltraums.

"Raumfahrt ist für mich die Verbindung von Visions and Heroes (Visionen und Helden). Raumfahrt bietet einen Blick ins Weltall, wie es ihn von der Erde aus nicht gibt. Und von der ISS hat man in 90 Minuten ein Komplettbild der Erde. Raumfahrt ist aber nur mit technischem Knowhow wie Raketen und Satelliten möglich. Und Raumfahrt braucht Helden, die Astronauten, und einen klaren Nutzen für das Leben auf der Erde", sagt Gruppe. Ein Beispiel für den Alltagsbezug der Raumfahrt ist das europäische Satellitennavigationssystem Galileo - eine unabhängige und zivile Alternative zu GPS. Das DLR Raumfahrtmanagement organisiert den deutschen Beitrag zum Großprojekt.

Ein weiteres ist die Erdbeobachtung: Mit Hilfe von Satelliten werden Veränderungen etwa der Erdoberfläche, der Meere oder der Atmosphäre entdeckt und Lösungen zum Schutz von Umwelt und Klima entwickelt. "Durch die Erdbeobachtungssatelliten bekommen wir zum Beispiel bei Katastrophen wie Erdbeben oder Hochwasser sofort einen Überblick über das Ausmaß und können so die Hilfsdienste vor Ort unterstützen", sagt DLR-Vorstand Gruppe.

Und viele Aspekte der Weltraum-Robotik haben bereits Eingang und Anwendung in konventionelle Industrien wie die Automobilproduktion gefunden. "Wir sind hier in Oberkassel ein stabiler Faktor und Arbeitgeber. Wir verstehen uns als eine Ideenschmiede, ein Zentrum aus Vordenkern und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Ingenieurwesen, die interdisziplinär zusammenarbeiten", steht für Raumfahrtmanager Gruppe fest. "Für uns ist das Weltall Inspiration. Es gibt noch viel zu entdecken und wir wollen unsere Rolle als Impulsgeber für den Technologietransfer - auch in der Region Bonn - in Zukunft gern verstärken."

Das Forschungszentrum

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist das nationale Forschungszentrum für Luft und Raumfahrt und darüber hinaus als Raumfahrt-Agentur im Auftrag der Bundesregierung tätig. Das DLR hat rund 7 400 Mitarbeiter an 16 Standorten in Deutschland sowie Außenbüros in Brüssel, Paris, Tokio und Washington. Beim DLR Raumfahrtmanagement in Bonn-Oberkassel arbeiten rund 230 Mitarbeiter. Zudem fungiert das DLR als Dachorganisation für den größten deutschen Projektträger. Weitere Informationen: www.dlr.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort