Über den Bonner Comic-Künstler "Özi" Der Bonner „Özi“

Bonn · „Özi“ gab und gibt Zeichenkurse in vielen Bonner Grundschulen. Im September zeigt Sebastian Jenal seine Comic-Werke im Heimatmuseum Beuel.

 Die Kinder arbeiten gerne mit Özi (Mitte) zusammen und zeigen ihm stolz die mit seiner Hilfe gezeichneten Werke.

Die Kinder arbeiten gerne mit Özi (Mitte) zusammen und zeigen ihm stolz die mit seiner Hilfe gezeichneten Werke.

Özi ist gefragt. Aktuelle Werke des Bonner Zeichenkünstlers werden viele der LVR-Museumsbesucher ohne ihr Wissen bereits bestaunt haben. Zu der derzeitigen Ausstellung „Germanen“ steuerte er zahlreiche Zeichnungen bei. Ende September wird seine erste eigene Ausstellung im Beueler Heimatmuseum zu sehen sein.

Immer wieder widmet sich der Künstler, der stets einen Zeichenblock in der Tasche hat, auch der Arbeit mit Kindern.„Die Superheldenwelt von heute ist mir zu anstrengend geworden“, gesteht der bekannte Bonner Comiczeichner und Illustrator Özi. Die Fülle der DC- und Marvelverfilmungen während der letzten Dekade und der sich daraus ergebende Einfluss auf die klassische Comicindustrie führten beim bekennenden Zeichenbuchliebhaber zu seiner ganz eigenen Superhelden-Fatigue. Stattdessen bevorzuge er die franko-belgischen Vertreter der Zunft wie „Asterix“, „Tim und Struppi“ oder „Lucky Luke“. „Denen hat bis heute noch keiner den Rang abgelaufen. Sie besitzen einen feinen Witz und man kann sowohl als Dreijähriger als auch Erwachsener etwas für sich darin entdecken“, so der 44-Jährige.

Für Sebastian Jenal, wie Özi mit bürgerlichem Namen heißt, waren diese Comics jedoch schon in jungen Jahren nicht nur unterhaltsame Lektüre, sondern eine Inspirationsquelle. So versuchte er bereits als Kind, den großen Vorbildern nachzueifern und zeichnete ganze Comic-Strips nach oder nutzte sie für eigene kreative Ideen. „Damals, als ich während der Schulzeit damit angefangen habe, war das noch eine Zeit ohne Internet. Das war noch vor den ganzen Youtube-Tutorials“, scherzt er. Interessanterweise war es dann doch ein Superhelden-Comic aus der Reihe „Catwoman“, welcher bei ihm im Alter von 16 Jahren den endgültigen Berufswunsch weckte, Zeichner und Illustrator zu werden.

Sein Weg führte den passionierten Autodidakten zunächst über klassische Ausbildungspfade, etwa ein Studium an der Brüsseler Kunsthochschule, wo er sich allerdings nie so recht heimisch fühlte. „Dort bekam man für drei Jahre eine rosa-rote Brille aufgesetzt und hoffte vergeblich auf eine handfeste Anleitung“, erinnert sich der Mann mit den eindrucksvollen Dreadlocks. „Die Kunst ist zwar natürlich frei. Aber es sollten einem im Rahmen eines solchen Studiums schon Grundregeln und Techniken nähergebracht werden.“ Diese brachte sich der seit 1999 bekennende Bonner und seit 2003 überzeugte Beueler im Laufe seines Lebensweges sodann größtenteils selbst bei.

In seiner Wahlheimat Beuel entwickelte Özi auch die beiden Figuren „Bonni und Bo“, die zwar gänzlich ohne Superkräfte auskommen, dafür aber durchaus heldenhaft zahlreiche Grundschulkinder der Stadt für die Klimaproblematik sensibilisiert haben. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung Bonn haben der Künstler und die Konrektorin der Grundschule Medinghoven Elke Buttgereit vor knapp zehn Jahren den „Klimaführerschein“ für Kinder entwickelt. Seitdem hat er Workshops an „20 bis 25“ Bonner Grundschulen zum Thema Treibhausgase und Nachhaltigkeit gegeben, immer kindgerecht verpackt mithilfe des klugen Eisbären Bo und des freundlichen, aber etwas unwissenden Löwen Bonni.

Mittlerweile haben tausende Grundschüler den Klimaführerschein absolviert und dürfen sich „Klimabotschafter“ nennen. „Mich kennen jetzt schon Zigtausende von Bonner Ex-Drittklässlern“, bestätigt der freischaffende Zeichner. Seinen Künstlernamen hat er sich vor drei Jahren im Pass eintragen lassen und bevorzugt diesen auch als Anrede. „Sogar in meiner Familie nennt mich niemand bei meinem Geburtsnamen. Auch mein Sohn würde erstmal komisch schauen, wenn mich jemand ‚Sebastian‘ nennt“, erklärt er.

So nennen ihn auch die SchülerInnen der 2. Klasse der Grundschule Medinghoven, wo er ihnen während der letzten Ferienwoche Zeichenunterricht gibt, ganz selbstverständlich Özi. Der Einrichtung fühlt er sich auch aufgrund der langjährigen Bekanntschaft zur Lehrerin Buttgereit besonders verbunden und ist dort laut eigener Aussage bereits „eine Art Haus- und Hofzeichner“. Die Schule, deren Einzugsgebiet sich gerade einmal auf drei Straßen mit insgesamt 180 Schülern beläuft, nimmt teil am Förderprogramm „Extra-Zeit zum Lernen in NRW“. Dieses wurde für die letzten zwei Ferienwochen gestartet, um mit außerschulischen Bildungs- und Betreuungsangeboten die individuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schüler gezielt auszugleichen. Hierbei werden die Klassen jeweils in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt, sodass gezielteres, individuelles Lernen für eine Hälfte ermöglicht wird, während die andere Hälfte gemeinsam mit Özi die Welt des Zeichnens und Malens entdeckt. Anschließend tauschen die Gruppen.

„Dank der Fördermittel können wir den Kindern ein Frühstück und Mittagessen anbieten und uns vor allem das Honorar für die Bildungsbegleiter leisten“, erklärt Elke Bittgereit, „das Programm wurde von den Kindern toll aufgenommen“. Der Kontakt der Kinder zueinander sei in diesem Alter „immens wichtig“, so Buttgereit, „Online-Unterricht kann das Erlernen von sozialer Kompetenz nicht ersetzen“. Zuvor hatte bereits die Theaterpädagogin Özlem Üstundag an der Schule einen beliebten Workshop im Rahmen des Programms abgehalten.

Özi wiederum, der zur großen Freude der Kinder auch mal seinen Pudelmischling „Ruda“ mitbringt, lehrt dabei nicht nur die nötigen Techniken, sondern gibt auch historische Einblicke, wie etwa in die Geschichte der Höhlenmalerei. Dabei stellt er allerdings auch klar, dass sein Name nichts mit dem berühmten Eismenschen aus dem Ötztal zu tun hat: „Ich hieß schon Özi bevor der Ötzi gefunden wurde.“

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