Rund um die Limpericher Burg Der Finkenberg hat viele Gesichter

LIMPERICH · Was hat der Finkenberg nicht alles erlebt: Dort wurde und wird wieder Wein angebaut, dort stand eine Burg und von dort aus blickte Napoleon über das Rheinland.

Im 20. Jahrhundert wurde Basalt abgebaut, die Steinbrüche schüttete man dann mit Müll zu. Heute ist der Berg ein schönes und vielseitiges Naherholungsgebiet, durch das Karl Wengenroth vom Bürgerverein Limperich am Samstag eine Gruppe Interessierter führte.

Von der Bahnhaltestelle Limperich ging es die Treppe hinauf zu den Überresten der Burg. 1010 soll sie gebaut worden sein: "Das ist eines der ältesten Gebäude in Bonn", so Wengenroth. Der Funker-Club nutzt das Gebäude und wollte mit der Stadt einen Erbpachtvertrag aushandeln. Jetzt laufe es wohl auf einen normalen Mietvertrag hinaus, sagte der Bürgervereinsvorsitzende.

Vorbei am Aussichtspunkt mit Blick auf das Siebengebirge: "Dieser Blick war entscheidend für die Bedeutung des Siebengebirges", sagte Wengenroth. Es sei der Blick gewesen, den die Engländer in der Zeit der Rheinromantik auf dem Weg nach Italien mitgenommen hätten. Der Finkenberg habe nicht das Glück gehabt, wie das Siebengebirge geschützt zu sein: "Er ist radikal ausgebeutet worden." Viele Steinbrüche entstanden, und als die Stadt Eigentümerin wurde, habe sie diese als Müllabladefläche genutzt. Wengenroth erinnerte sich noch daran, in seiner Kindheit beobachtet zu haben, die dort unter anderem auch Fässer aus einer Beueler Chemiefabrik dort abgekippt hätten. Danach habe die Stadt die Müllhalden verklappt und das Gelände renaturiert.

Die große Wiese sei zum Teil als Hundefreilaufwiese ausgewiesen, allerdings sei die Beschilderung nicht eindeutig, so Wengenroth. Hundebesitzer würden sie so interpretieren, dass die Tiere auf dem ganzen Gelände nicht angeleint werden müssten - wodurch sie immer wieder die Wildtiere aufscheuchten, die dort leben. Der Verein wolle sich dafür einsetzen, dass mehr Schilder aufgestellt werden.

Der Bürgerverein hatte auch erreicht, dass zumindest ein Teil des Steinbruchs nicht verfüllt wird, um die Erinnerung an den Abbau zu wahren. Das Gestein biete außerdem mineralogische Besonderheiten, etwa einen großen Saphir, der im Poppelsdorfer Schloss aufbewahrt wird. Vorbei am Ein-Mann-Bunker, der dort lange nach dem Krieg illegal hingestellt wurde, und der Eiche, die einige Limpericher zur Stadtwerdung Beuels gepflanzt hatten, ging es dann zum höchsten Punkt des Berges und zum "Russepol", dem idyllischen See, an dessen Ufer im Zweiten Weltkrieg russische Kriegsgefangene stationiert waren. Heute steht dort ein Angelverein und andere Gebäude, Seerosen blühen darauf. Der Bürgerverein wolle dieses Biotop für die Öffentlichkeit wieder naturnah herrichten, sagte Wengenroth.

Die Wanderung endete am Weinberg des Bürgervereins. Bereits 922 sei dort Wein angepflanzt worden, den die Römer mitgebracht hatten. "Das war der erste Weinberg in der Region", sagte Wengenroth. Der lag dann lange Zeit brach, bis der Bürgerverein vor zehn Jahren begonnen hatte, dort die pilzresistente Regenttraube anzubauen - mit Erfolg: Laut Bürgerverein war 2013 ein Spitzenjahrgang mit rund 1200 Flaschen, die aber nicht verkauft werden. Nebenbei sei dieser Hang auch ein Ort der Artenvielfalt: Dort wachse unter anderem die in der Region seltene Skabiosen-Flockenblume wild. Mit einer Weinverkostung endete die aufschlussreiche Wanderung über den Finkenberg.

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