GA-Interview mit Guido Déus Der neue Bezirksbürgermeister Beuels über seine Ziele

BONN · Guido Déus ist seit dem 12. Juni Bezirksbürgermeister des rechtsrheinischen Stadtbezirks. Über seine politischen Ziele sprach Guido Déus mit GA-Redakteur Holger Willcke.

 Antrittsbesuch in der Partnerstadt: Zwei neue Amtsinhaber, die sich gut verstehen, Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus (links) und Mirecourts neuer Bürgermeister Yves Séjourné.

Antrittsbesuch in der Partnerstadt: Zwei neue Amtsinhaber, die sich gut verstehen, Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus (links) und Mirecourts neuer Bürgermeister Yves Séjourné.

Foto: Holger Willcke

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Zweimal Sie sind bei den Kommunalwahlen 1999 und 2004 als Spitzenkandidat knapp gescheitert.
Guido Déus: Auch bei den ersten beiden Wahlen ist die CDU jeweils die stärkste Fraktion geworden, aber es haben sich halt andere Parteien zu Koalitionen zusammengetan. In diesen zehn Jahren habe ich als erster Stellvertreter des Bezirksbürgermeisters viele Erfahrungen sammeln können. Nun, mit einem starken Wahlergebnis im Rücken, haben wir Verhandlungen aufgenommen, die gemeinsame Inhalte und persönliches Vertrauen in den Vordergrund gerückt haben, dies führte zu unserem Bündnis mit SPD und FDP.

Wie ist die Amtsübergabe verlaufen?
Déus: Harmonisch. Mein Vorgänger und die Bezirksverwaltungsstelle haben mich über alles in Kenntnis gesetzt. In den kommunalpolitischen Themen fühle ich mich ja schon lange heimisch.

Als Angestellter müssen Sie die Interessen Ihres Arbeitgebers mit den Anforderungen Ihres neuen ehrenamtliches Jobs verbinden. Wie gelingt das?
Déus: Ich habe nach meiner Wahl sofort das Gespräch mit dem Vorstandssprecher meiner Bundesanstalt gesucht. Ich werde nun immer montags vormittags im Rathaus Beuel sein und dort meine Aufgaben erledigen. Der Rest wird bei Bedarf und angegliedert an einzelne Termine oder am Wochenende geregelt. Außerdem habe ich mit Ralf Laubenthal und Werner Rambow zwei Stellvertreter, auf die ich mich verlassen kann. Wir werden die Arbeit untereinander aufteilen. Und was mich ebenfalls gelassen sein lässt, ist die professionelle Arbeit der Bezirksverwaltungsstelle Beuel.

Welche inhaltlichen Themen stehen für Sie in den nächsten sechs Jahren im Vordergrund?
Déus: Grundsätzlich alle Bereiche, die mit Verkehr, Gewerbe und Stadtplanung zu tun haben - und davon gibt es viele - ,aber auch die Aufrechterhaltung der Eigenständigkeit unseres schönen Stadtbezirkes.

Was meinen Sie denn damit im Einzelnen?
Déus: Zum Beispiel die Zukunft des Gewerbegebiets Beuel-Ost, die Flächen um den Bahnhof Beuel und an der Königswinterer Straße. Diese drei Punkte und der geplante Anschluss der Maarstraße an die Autobahn 59 sind ganz eng miteinander verknüpft und sind sozusagen der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Beueler Zentrums und der angrenzenden Bereiche. Wir müssen dort interessante Gewerbeflächen anbieten und gleichzeitig den Aufenthalt für die Menschen attraktiver machen. Wir benötigen einen Busbahnhof auf dem Gelände des Güterbahnhofs, wir müssen die Unterführung zur Oberen Wilhelmstraße endlich aufwerten, und wir benötigen zwei Kreisverkehre auf der Königswinterer Straße - und zwar in Höhe der Siegburger Straße und in Höhe der Maarstraße.

Und was ist mit der S13?
Déus: Die Entscheidung, wann die Schnellbahn zwischen Troisdorf und Oberkassel endlich gebaut wird, können wir hier in Beuel nicht wesentlich beeinflussen. Aber für mich sowie für meine Partei und für unsere Koalitionspartner SPD und FDP steht fest: Wir benötigen die Schienenverbindung und den dazu gehörenden Lärmschutz an den Gleisen dringend.

Was ist Ihnen noch wichtig?
Déus: Ich will helfen, die Liebenswürdigkeit unseres Stadtbezirkes zu erhalten, die von unserer Vereinslandschaft geprägt wird, und ich will die Lebensqualität in Beuel weiter verbessern. Dazu zählt für mich unter anderem, die Aufenthaltsdauer der Bürger im Zentrum zu verlängern. Soll heißen: Mehr Außengastronomie, attraktive Einzelhandelsangebote verbunden mit erlebbarer Kultur. Ich hoffe, dass der Café-Pavillon vor dem Rathaus bald in Betrieb genommen werden kann. Ich habe mit dem Investor des Facharztzentrums bereits Kontakt aufgenommen und werde mich mit ihm diesbezüglich kurzfristig treffen.

Beuel wird als Wohnstandort immer beliebter, aber bald gehen die Reserveflächen aus. Wie wollen Sie Angebot und Nachfrage übereinbringen?
Déus: Ich will mit dafür Sorge tragen, dass wir für alle Bürger bezahlbaren, aber qualitativ hochwertigen Wohnraum schaffen. Das heißt, dass wir sowohl Flächen für öffentlich-geförderten Wohnungsbau als auch für frei stehende Einfamilienhäuser bereitstellen müssen. Wo diese Flächen sein werden, müssen wir mit Bedacht und ideologiefrei entscheiden, diese müssen sich immer in das vorhandene Umfeld harmonisch einpassen.

Was bedeutet für Sie Brauchtum?
Déus: Beuel ohne Pützchens Markt oder unsere Weiberfastnacht? Undenkbar! Ich schätze besonders das ausgeprägte und vielfältige Beueler Vereinsleben. Die Ehrenamtlichen leisten bei uns auf allen Ebenen enorme Arbeit und sind Garant für ein harmonisches Zusammenleben. Die Politik muss die Vereine bei ihrer Arbeit unterstützen, damit diese Standards gehalten werden können.

Wie bewerten Sie das aktuelle Verhältnis zwischen Bürgern, Politik und Stadtverwaltung?
Déus: Es ist leider oftmals angespannt. Das liegt auch daran, dass sich viele Bürger nicht gut informiert fühlen. Bestes Beispiel sind derzeit die Bauarbeiten in Vilich auf dem Eckgrundstück B 56/Gartenstraße. Der Ärger hätte vermieden werden können, wenn man die Anlieger rechtzeitig und umfassend über die lärmintensive Bodenverdichtung informiert hätte. Ich will mich künftig regelmäßig mit Vertretern des Planungs- und des Bauordnungsamtes treffen und mich über anstehende Großprojekte informieren lassen. Die Bürger wollen - aus meiner Sicht zu Recht - früher einbezogen werden.

Wie stehen Sie zum umstrittenen Ennertaufstieg?
Déus: Aus Gründen der Verkehrsentlastung halte ich ihn in Kombination mit der Aufweitung der B 56 und einer Ortsumgehung Birlinghoven mit Anschluss an die Autobahn 3 persönlich für sinnvoll. Aber ganz losgelöst vom Streit über dieses Verkehrsprojekt brauchen wir, um den Beueler Süden vom Verkehr zu entlasten, viele kleinteilige Maßnahmen wie Park-and-ride-Plätze, Taktverdichtung im ÖPNV und die Bündelung des Individualverkehrs auf den innerörtlichen Hauptstraßen, um die Wohngebiete hiervon weitestgehend zu entlasten.

Was ist Ihnen persönlich wichtig?
Déus: Ich will meine Unabhängigkeit behalten. Ich habe einen guten Job, eine glückliche Ehe, und mein engster Freundeskreis besteht nicht aus Politikern. Ich werde mich nicht verbiegen oder anbiedern. Und ich habe versprochen, nicht zu vergessen, wo ich auch vor meinem neuen Amt willkommen war. Ich möchte für Neues offen bleiben, aber vor allem eines bleiben: ein verlässlicher Partner.

Beueler Treff

Wer Guido Déus persönlich kennenlernen will, wer ihm Fragen stellen will oder wer ihm Anregungen mit auf den Weg geben will, der hat dazu am Montag, 7. Juli, Gelegenheit. An diesem spielfreien Tag der Fußball-WM in Brasilien lädt der General-Anzeiger zu einem "Beueler Treff" mit Guido Déus ein.

Ab 19 Uhr steht der neue Bezirksbürgermeister von Beuel als Gesprächspartner zur Verfügung. Ort der Veranstaltung: Großer Sitzungssaal des Beueler Rathauses, Friedrich-Breuer-Straße 65. Der Eintritt ist frei. Gäste sind willkommen.

Zur Person

Guido Déus wurde 1968 in Köln-Porz geboren. Seit seinem zweiten Lebenstag ist er aber in Beuel zu Hause. Er hat die Arnold-von-Wied-Schule und das Beethoven-Gymnasium besucht. Nach Abitur und Fachhochschulstudium zog es ihn zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Dort arbeitet er unmittelbar unter dem Vorstand als Abteilungsleiter Presse und Kommunikation. Er wohnt in Vilich und ist seit 2006 mit Ex-Wäscherprinzessin Martina I. verheiratet. Seit 1999 ist er für die CDU direkt gewählter Stadtverordneter und seit 2004 Mitglied der Bezirksvertretung Beuel.

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