Gespräch am Wochenende Der neue Vorsitzender des Bürgervereins Vilich-Müldorf über die Mühlenbachhalle

Vilich-Müldorf · Im Sommer schlug der Bürgerverein Vilich-Müldorf Alarm: Die erste Vorsitzende Andrea Hatzfeld war aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, ein Nachfolger auch nach intensiver Suche nicht in Sicht.

 Der neuen Bürgervereinsvorsitzende Thomas Biedermann möchte ein Vermittler zwischen den Alt und Jung, den Alteingesessenen und Neubürgern in Vilich-Müldorf sein.

Der neuen Bürgervereinsvorsitzende Thomas Biedermann möchte ein Vermittler zwischen den Alt und Jung, den Alteingesessenen und Neubürgern in Vilich-Müldorf sein.

Foto: Max Malsch

Auch der Betrieb der vereinseigenen, stark sanierungsbedürftigen Mühlenbachhalle wuchs den Mitgliedern über den Kopf. Die Jahreshauptversammlung im Juli brachte keine Lösungen. Mit Thomas Biedermann hat sich nun doch ein neuer Vorsitzender gefunden. Mit dem 44-Jährigen sprach Johanna Heinz.

Warum haben Sie sich dazu durchgerungen, den Vorsitz zu übernehmen?
Thomas Biedermann: Vor einem halben Jahr hätte ich mir das gar nicht vorstellen können, ein solches Amt zu übernehmen. Bislang war ich immer eher derjenige, der einfach mit angepackt hat, wenn es etwas zu helfen gab. Aber es hat sich niemand im Vorstand gefunden, der das Amt übernehmen wollte. Es hieß dann: Eventuell wird es im Ort keinen Karnevalszug und kein Martinsfeuer mehr geben. Das wollten wir alle nicht. Dann haben wir in einer Gruppe von Leute gesagt: Komm, wir engagieren uns! Wie viel Arbeit das ist, wird mir jetzt erst bewusst. Aber ich weiß ja, dass ich nicht alleine bin. Ohne dieses Wissen hätte ich es nicht gewagt.

Was möchten Sie als Vorsitzender des Bürgervereins erreichen?
Biedermann: Wir wollen vor allem das Brauchtum im Ort pflegen. Martinsfeuer, Adventsmarkt, Seniorenweihnachtsfeier, Karnevalsumzug und Dorffest wollen wir aufrechterhalten oder wieder ins Leben rufen. Einiges ist in den letzten Jahren eingeschlafen. Wir möchten auch Werbung für den Bürgerverein machen, damit wir mehr aktive Mitglieder werden. Und die Mühlenbachhalle, die dem Bürgerverein gehört, soll am Leben gehalten werden.

Auch darüber gab es Diskussionen. Zum einen muss die Halle dringend saniert werden, zum anderen hatten sich Salafisten unbemerkt eingemietet. Wie soll es weitergehen?
Biedermann: Wir werden dem Bürgerverein eine neue Satzung geben. Darin wollen wir festschreiben, dass der Schwerpunkt des Bürgervereins und der Mühlenbachhalle im Ort bleiben soll. Die Vermietung an Externe wollen wir stark zurückfahren, auch um die Gemeinnützigkeit nicht zu gefährden. Das Hauptziel soll sein, dass wir Ortsvereinen und Gruppen aus dem Ort die Halle zur Verfügung stellen. Klar, das Geld muss irgendwie reinkommen.

Deswegen mussten wir dem Sportverein, der Prinzengarde und dem Sängerkreis, die die Hauptmieter sind, die Mieten erhöhen. Wir sind gerade dabei, mit einem Wirtschaftsprüfer alles genau zu kalkulieren. Mit weniger Fremdvermietung wird die Gefahr unliebsamer Mieter natürlich gedämmt. Eine Sicherheit hat man dabei natürlich nie. Man kann den Menschen ja nur vor den Kopf gucken.

Aber Sie wollen auf jeden Fall an der Mühlenbachhalle festhalten?
Biedermann: Bei der letzten Sitzung war die Stimmung sehr negativ. Für viele im Dorf ist die Mühlenbachhalle schon tot. Aber wir sind optimistisch, dass wir das mit dem Sportverein als Hauptmieter, der schon die Hälfte der laufenden Kosten bezahlt, mit dem Kindergarten als Mieter und einigen externen Vermietungen hinbekommen. Wir wollen ja keinen Gewinn erwirtschaften und auch, wenn die Halle 2000 Euro Minus im Jahr macht, wäre das Geld, das wir aufbringen könnten. Die Mühlenbachhalle wird es weiterhin geben. Dass das möglich ist, hat auch der Wirtschaftsprüfer bestätigt.

Wie sollen die dringend nötigen Sanierungen finanziert werden?
Biedermann: Die Mühlenbachhalle besteht aus zwei Teilen, dem alten Bunker und der neueren Halle. Beim Bunker sind Bäume in das Dach hineingewachsen und haben es teilweise zerstört. Es muss dringend neu gemacht werden. Ein Dachdecker aus dem Ort erstellt uns gerade einen Kostenvoranschlag. Nächste Woche kommt jemand von den Stadtwerken und schaut, was wir mit dem Heizungs- und Lüftungssystem machen können. Für die Finanzierung gibt es Modelle, die das über einen erhöhten Energiepreis regeln. Wir haben auch einige Reserven und werden die Mitgliedsbeiträge von zehn auf 25 Euro jährlich anheben.

Wie sieht es mit der Entwicklung bei den Mitgliederzahlen aus?
Biedermann: Wir haben zurzeit 140 Mitglieder. Die Tendenz ist steigend. Allein in den letzten Wochen haben wir einige Neuanmeldungen bekommen. Ich gehe aktiv auf die Menschen zu, gerade auch hier im Neubaugebiet.

Neben den zahlenden Mitgliedern braucht ein Bürgerverein aber auch Menschen, die sich aktiv einbringen ...
Biedermann: Wir machen in zwei Wochen eine große Saubermach-aktion an der Mühlenbachhalle, Bäume müssen geschnitten, es muss ausgemistet und umgeräumt werden. Da werden wir dann sehen, wie viele sich beteiligen. Natürlich werden es nicht 140 sein, aber wenn 20 oder 30 kämen, wäre das natürlich super.

Was steht außerdem an?
Biedermann: Unser Vorstandsmitglied Astrid Bender organisiert gemeinsam mit ihrem Mann im Frühjahr ein Benefizkonzert zum Erhalt der Mühlenbachhalle. Wir haben im Ort viele Musiker und Bands. Es wäre natürlich auch schön, wenn sie generell den Weg aus ihren Kellern heraus und in die Mühlenbachhalle finden würden, um dort regelmäßig zu proben und die Halle zu beleben. Sie soll der Dorfmittelpunkt sein.

Was wünschen Sie sich für Vilich-Müldorf?
Biedermann: Ich wünsche mir, dass ein Dorfleben stattfindet. Wir sind immer mehr Leute, aber viele fahren in ihrer Freizeit woanders hin, nach Bonn oder Köln zum Beispiel. Ich finde es wichtig, dass unsere Kinder sehen: Man muss nicht ins Phantasialand fahren, um Spaß zu haben, sondern das geht auch im kleineren Kreis im Ort. Wir wohnen jetzt seit acht Jahren hier, waren die ersten im Neubaugebiet, und haben uns von Anfang an sehr wohl gefühlt. Das Schöne an einer solchen Dorfgemeinschaft ist, dass man sich gegenseitig hilft. Das geht hier schon gut, aber ich möchte es auch in Zukunft aufrechterhalten.

Zur Person

Thomas Biedermann (44) wurde auf Rügen geboren und ist in Thüringen aufgewachsen. Nach der Wende ging der gelernte Koch nach Unterfranken und lernte dort seine jetzige Frau kennen. Gemeinsam kamen die beiden über einige Umwege nach Bonn und schließlich nach Vilich-Müldorf, wo sie seit acht Jahren wohnen. Sie haben drei Kinder. 25 Jahre lang arbeitete Biedermann als Koch in Hotels und Restaurants. Seit anderthalb Jahren ist er Küchenchef in einem Altenheim.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort