Menschen am Fluss: DLRG-Retter Sebastian Görgen Der Schutzengel vom Rhein

Beuel · "Das Tolle an der Arbeit ist einfach die Vielseitigkeit, und bei Sonnenschein Patrouille auf dem Rhein fahren ist ja auch was Schönes", sagt Sebastian Görgen lachend. Der 36-Jährige aus Beuel ist seit 2005 ehrenamtlich bei der "Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft" (DLRG) in Beuel tätig.

Unterwegs im Revier: Seit 2005 engagiert sich Sebastian Görgen ehrenamtlich für die DLRG.

Foto: Malsch

Auf der circa 25 Kilometer langen Rheinstrecke von Oberwinter bis Bornheim-Widdig sind er und weitere 34 DLRG-Retter für die Sicherheit der Bonner auf und am Wasser zuständig.

"Mir gefällt es, hier direkt am Rhein in dieser schönen Umgebung etwas Sinnvolles zu machen", sagt Görgen.Der 36-Jährige wuchs in Beuel auf, besuchte das Kardinal-Frings-Gymnasium und war noch nie weg von der "Schäl Sick". Nach dem Zivildienst studierte er Pharmazie und arbeitet seitdem als Apotheker. Zur DLRG sei er durch Bekannte gekommen. "Ein Freund fragte, ob das nicht was für mich wäre und so hab ich mal reingeschnuppert", erzählt Görgen.

Zunächst machte der damals 28-Jährige das silberne Rettungsschwimmabzeichen, einen Erste-Hilfe-Kursus und eine Fachausbildung für den Wasserrettungsdienst. "Man lernt das Gebiet kennen, zum Beispiel wo es gefährliche Strömungen gibt. Nach und nach lernt man dann auch das Bootfahren", sagt er.

Sein erster Einsatz sei ihm am stärksten in Erinnerung geblieben. "An Vatertag 2005 war ein Kanu mit zehn Personen am Drachenfels gekentert. Ich bin das allererste Mal mitgefahren und habe bei der Suche nach den vermissten Personen geholfen. Von zehn konnten wir aber nur acht Menschen finden. Das war schon hart, aber es hat mich nicht abgeschreckt", berichtet Görgen.

Inzwischen ist er Leiter der Verbandskommunikation und verbringt als Retter vier bis fünf Tage im Monat auf der Wache in Beuel. Die DLRG-Retter stellen sich freiwillig am Wochenende und an Feiertagen in den Dienst am Menschen und bekommen dafür keine Aufwandsentschädigung.

Wenn es einen Notfall unter der Woche gibt, lassen die Männer auch mal ihre Arbeit liegen oder springen nachts aus dem Bett, wenn die Feuerwehr sie über Funk alarmiert. Seit 1979 gibt es die Wasserrettungswache in Beuel. Nebenbei bietet die DLRG auch verschiedene Schwimmkurse für Kinder und Jugendliche an. Die Gesellschaft finanziert sich alleine durch Spenden und Beiträgen ihrer 2500 Mitglieder.

Zu einem typischen Wachtag gehöre das Überprüfen der Boote, Autos und des Traktors, damit alles einsatzbereit sei. "Im Notfall setzt einer mit dem Traktor das Boot ins Wasser, drei von uns fahren mit dem Boot zum Einsatz und einer bleibt auf der Wache und koordiniert alles per Funk" , sagt Sebastian Görgen. "Der Tag besteht natürlich auch viel aus Warten, denn es passiert ja nicht dauernd was. Dann nutzen wir die Zeit, um Reparaturen zu machen oder nebenbei den Nachwuchs weiter auszubilden". Bei schönem Wetter fahre er auch gerne Patrouille auf dem Rhein.

Sechs Personen habe er insgesamt schon aus dem Wasser gerettet. Bei der Bergung einer Leiche musste er auch helfen. "Da muss man sich leider drauf einstellen und versuchen, Abstand zu schaffen", sagt er. Nebenbei engagiert sich Sebastian Görgen auch noch ehrenamtlich in der katholischen Gemeinde, aber sein Haupthobby sei die Wasserrettung. "So lange ich noch körperlich fit bin und es die familiären Verhältnisse es zulassen, will ich auf jeden Fall weitermachen."