Konstantin Kopenhagen spielt im Beueler Skatepark Der skatende Pianist lädt zum Konzert

Beuel · Konstantin Kopenhagen ist Skater und Pianist. Bei einem Konzert im Beueler Skatepark zeigt er, wie beides zusammenpasst. Dabei spricht er auch über seine Depression und seine schwere Vergangenheit.

 Konstantin Kopenhagen spielt ein Konzert im Skatepark Beuel.

Konstantin Kopenhagen spielt ein Konzert im Skatepark Beuel.

Foto: Niklas Schröder

Ein Konzertflügel mitten im Beueler Skatepark – diese Idee hat Komponist Konstantin Kopenhagen gemeinsam mit dem Verein SuBCulture Bonn am Samstagabend umgesetzt. Mit seinem zweistündigen Konzert will Kopenhagen zeigen, dass sich klassische Musik und Skateboardfahren kombinieren lassen.

Während der dreißigjährige Skater also in die Tasten haut, haben es sich rund 200 Zuschauer im Skatepark gemütlich gemacht. Viele Besucher haben ihre Picknickdecken auf der Wiese ausgebreitet, andere Skater haben ihre Bretter zur Seite gelegt. „Ich sehe heute viele Gesichter, die ich zuvor noch nie im Skate Park gesehen habe. Das war auch unser Anliegen, denn wir haben uns als Verein auf die Fahne geschrieben, mehr Kultur und Sport zu verbinden“, freut sich Sascha Heinz, Vorsitzender vom Verein SuBCulture Bonn.

Bei seinem Konzert improvisiert Kopenhagen viele Stücke. „Mit dem Vorurteil, dass Klaviermusik heutzutage immer noch ein Ausdruck von Status und Prestige sei, möchte ich aufräumen“, erklärt der Musiker. Er will mit seiner Musik unkonventionell sein und mit Traditionen brechen. „Ich spreche offen über meine Gedanken und Gefühle – so auch über meine Depression und meine schwere Vergangenheit“, sagt Kopenhagen.

Er möchte Menschen zusammenbringen, ihnen Mut machen und zeigen, dass man sich viele Barrieren im Leben selber setzt. Statt sich über Ungerechtigkeiten zu ärgern, wird er deshalb lieber selbst aktiv: „Ich mache mich nicht nur stark gegen soziale Ungerechtigkeit, sondern setzte mich auch für Menschen- und Tierrechte ein.“

Musiker engagiert sich beim Open Piano for Refugees

Da er weiß, dass nicht alle Kinder das Glück haben, eine Förderung zu erhalten, setzt sich der Komponist seit 2019 ehrenamtlich für das Open Piano for Refugees ein. Das Projekt finanziert durch Spenden Musikunterricht für bedürftige Menschen. „Meine Kindheit war keine einfache, es gab keinerlei Unterstützung seitens der Familie – das Klavierspielen habe ich mir zunächst autodidaktisch angeeignet“, erzählt Kopenhagen, der anfangs in Restaurants für Hintergrundmusik sorgte, um seinen Unterricht zu finanzieren. „Mit der Zeit kamen mehr Auftritte, Konzerte und Förderungen.“

Der Musiker gehört wahrscheinlich zu einer eher kleinen Gruppe von Menschen, die hauptberufliche Pianisten und gleichzeitig passionierte Skateboarder sind. „Für viele Menschen scheint das paradox zu klingen, wo der Extremsport doch ein Risiko für die Hände darstellt“, sagt Kopenhagen. Er liebt jedoch die Herausforderungen, die der Sport mit sich bringt und schöpft aus seinen Freizeitaktivitäten Kraft und Inspiration für musikalische Ideen.

Kopenhagen komponiert seine Stücke selbst und thematisiert Momente aus dem Leben im filmmusikalischen Stil. Er möchte die Zuhörer durch verträumte, durchdringende Klänge mit auf eine Reise nehmen. „Mal geht es in meinen Stücken verworren zu, mal sehr direkt und minimalistisch.“ In dem Stück „Eine ungezählte Geschichte“ erzählt Kopenhagen etwa die Geschichte von einer Freundin, die in einem Flüchtlingslager in Griechenland gearbeitet hat und wegen ihrer Erlebnisse vor Ort traumatisiert zurückgekehrte. In dem Titel „Die Wanderung“ beschreibt der Musiker hingegen einen Wandertag mit Freunden in der Eifel.

Kopenhagen hat nicht nur den Flügel dabei

Neben dem Konzertflügel hat Kopenhagen noch weitere Instrumente in den Skatepark gebracht. So nutzt der Komponist die Mittel elektronischer Musik in Form von Synthesizern, Drumcomputern, Effektgeräten und Loopmaschinen. „Das mache ich, um meinen Ideen mehr Ausdruck zu verleihen“, erklärt Kopenhagen.

Neuinterpretationen klassischer Stücke wie etwa „Für Elise“ verpasst er so eine groovige Note, die beinahe zum Tanzen einlädt. Kopenhagens Kompositionen findet man auf Youtube und mittlerweile auch auf Spotify, iTunes und anderen Streaming-Plattformen. Wer den Musiker live erleben möchte, hat dazu im Cassius Garten die Gelegenheit. Wann der Künstler dort auftreten wird, steht aber noch nicht fest.

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