Vortrag über ein Original Der umstrittene Nostradamus des Rheinlands

OBERKASSEL · Bernhard Rembolt alias Spielbähn galt vom 18. Jahrhundert an lange Zeit als Seher. Über den umstrittenen Nostradamus des Rheinlands gibt es am Dienstag, 7. August, einen Vortrag im Alten Rathaus Oberkassel.

 Szene aus dem Theaterstück „Spielbähn“ von 1931.

Szene aus dem Theaterstück „Spielbähn“ von 1931.

Foto: GA

Welch merkwürdige Gestalten sich doch mitunter im 18. Jahrhundert im Rheinland herumtrieben. Einer der kuriosesten war Bernhard Rembolt aus Eschmar, der am Dienstag, 7. August, im Mittelpunkt eines Vortrags im Alten Rathaus steht. Bisweilen tauschte der Sohn eines Leinenwebers den Webstuhl gegen die Geige und zog musizierend durchs Land.

Bald war er als Spielbähn oder Lügbähn bekannt, letzteres wohl aufgrund der schauerlichen Dinge, die er mitunter erzählte und die ihm den Ruf eines Sehers einbrachten. Dazu zählte der Brand der Abtei Siegburg am 1. Januar 1772, den Rembolt vorhergesagt haben soll: Feuer werde sie "verzehren bis auf das Gotteshaus, welches verschonet bleibet von den Flammen".

Natürlich galt er bei der Gerichtsverhandlung zum Brand als Hauptverdächtiger, da er doch so gut über die Geschehnisse Bescheid wusste. Einer Geschichte zufolge soll er in jener fraglichen Jahreswechsel-Nacht von seinen Kameraden in einer Schenke ausgelacht worden sein, während er stoisch verkündete, einer von ihnen solle schon einmal die Wasserspritze holen.

Das Lachen sei den Männern aber im Halse stecken geblieben, als das Siegburger Kloster in Flammen stand. Letztlich wurde er für unschuldig befunden, eine weitere Verbreitung seiner "göttlichen Offenbarungen" jedoch unter Strafe verboten.

Prophetische Verse unter seinem Namen wurden im 19. Jahrhundert verbreitet und entwickelten sich zum Verkaufsschlager. Ob das daran gelegen haben mag, dass sich daraus die Französische Revolution und Napoleons Feldzug herauslesen lassen? Oder die Erfindung der Dampfmaschine: "Von wegen der Wagen, so da durch alle Welt laufen, ohne von lebendigen Geschöpfen gezogen zu werden."

Viele Fragen kreisen um diese Gestalt, die auch Hauptfigur der Oper "Seher von Eschmar" und des Theaterstücks "Spielbähn" ist: Hat er wirklich Gerichtsangestellten ihre Todesumstände vorausgesagt, wie eine Legende schildert? Starb er als Trunkenbold in einer Gasse, in den Armen eines Kölner Apothekers oder gar durch den tödlichen Schwinger eines beleidigten Kapuzinermönches?

Ob es sich um echte Weissagungen aus einer Verbindung mit Gott handelte oder um die Fälschungen eines Journalisten, der die Verse verbreitete - bis ins 20. Jahrhundert haben seine Verse die Rheinländer beschäftigt: Während des Zweiten Weltkrieges riss man aus vielen Kölner Lesebüchern eine bestimmte Seite heraus: Sie enthielt Rembolts Verkündigung, dass "glühende Feuerkugeln Köln bis an die Bach abbrennen" würden. Auch über dem Dom würden sie fliegen, dort aber nicht zünden.

Mehr über den Nostradamus des Rheinlands erfahren Interessierte am Dienstag, 7. August, im Alten Rathaus, Königswinterer Straße 720, bei einer Veranstaltung des Oberkasseler Heimatvereins: Gabriele Wasser vom Verein für Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande referiert ab 19 Uhr.

Prophetie oder Fälschung?

Einige Weissagungen aus den Versen des Bernhard Rembolt aus Eschmar.

  • "Wann man bei Mondorf eine Brücke über den Rhein bauen wird, wird es ratsam sein, mit den Ersten hinüberzugehen."
  • "Köln wird eine blutige Schlacht sehen. Viel fremdes Volk wird hier ermordet und Männer und Frauen kämpfen für ihren Glauben."
  • "Die Menschen werden die Vögel nachahmen und in die Lüfte fliegen wollen."
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