Vielfalt erleben Die 14. Oberkasseler Kulturtage sind eröffnet

Oberkassel · Die 14. Oberkasseler Kulturtage sind eröffnet. Eine Woche lang gibt es im Ort Ausstellungen, Musik und Theater.

 Annette Windel arbeitet in der alten Evangelischen Kirche an einem Quilt. Dabei handelt es sich um eine vielseitig verwendbare Zierdecke.

Annette Windel arbeitet in der alten Evangelischen Kirche an einem Quilt. Dabei handelt es sich um eine vielseitig verwendbare Zierdecke.

Foto: Stefan Knopp

Für Michael Dreisvogt sind die Oberkasseler Kulturtage mehr als eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen und Konzerten. Besondere Freude bereite ihm, "dass das Ganze unter dem Motto Begegnung steht", sagte er am Samstagabend bei der Eröffnung der 14. Ausgabe in der Alten Evangelischen Kirche. In den beteiligten Geschäften, Ateliers und Privaträumen hätten er und seine Frau in den letzten Jahren viele Oberkasseler kennengelernt. Deshalb habe das Ehepaar gerne die Schirmherrschaft in diesem Jahr übernommen.

Eröffnet wurden die Kulturtage mit einem Dialog zwischen Musik, Literatur und dem Kunsthandwerk des Quiltens. Die Patchworkgruppe Stoffbruch stellte am Samstag und Sonntag Quilte aus, die sie zu verschiedenen literarischen Texten, Liedern, Märchen und Bibelzitaten gestaltet hatten. Die Texte wurden vorgelesen, das Flötenensemble Flautabula spielte dazu passende Werke verschiedener Komponisten, wobei das Publikum auch besondere Instrumente wie den Tiefbass zu sehen bekam.

 Künstlerin Anka Franzen lässt sich beim Malen im Alten Rathaus Oberkassel über die Schulter schauen.

Künstlerin Anka Franzen lässt sich beim Malen im Alten Rathaus Oberkassel über die Schulter schauen.

Foto: Stefan Knopp

Das Besondere am Quilt ist, dass er aus drei Lagen besteht, der Patchwork-Oberseite, der unifarbenen Unterseite und einem wärmenden Vlies dazwischen. Die Lagen werden nach Art des Steppens mit Quiltstichen vernäht.

Ebenfalls besonders ist, dass sie oft aus Stoffresten hergestellt werden, etwa aus alten Hemden oder Betttüchern. So entstanden zum Beispiel ein Hochzeitsquilt, einer zum Lied "Alle Vöglein sind schon da", einer zum Märchen von der Prinzessin auf der Erbse und andere. Sie passten gut in die kleine Kirche.

Wegen dieser Möglichkeit der Wiederverwertung alter Stoffe, betonte Klaus Großjohann vom Organisationsteam, sei das eine nachhaltige Kunst, "also ein ganz modernes Verfahren, wo uns inzwischen Jugendliche daran erinnern müssen, dass wir diesen Aspekt stärker im Hinterkopf haben". Er dankte den Oberkasselern, die die auch von der Stadt Bonn geförderte Veranstaltungsreihe unterstützen, entweder mit Geld oder ideell. Die Kulturtage seien barrierefrei, womit er vor allem meinte, das nirgendwo Eintritt verlangt wird: Jeder soll teilnehmen können. Für Michael Dreisvogt und Carolin Dreisvogt-Prause, Besitzer des Arboretums Park Härle, bedeutet diese Barrierefreiheit die Möglichkeit, "sich mit Bekannten und Nachbarn auszutauschen, neue Bekanntschaften zu knüpfen". Dreisvogt lobte "die wunderbare Offenheit der Menschen in Oberkassel" sowie die Vielfalt und Toleranz, die das Paar dort erlebt hat. "Und bei all den Veränderungen in den vergangenen Jahren sind das genau die Themen, die wichtig geworden sind und immer mehr Bedeutung gewinnen. Ich denke, dass gerade die kleine lokale, regionale Kultur da eine ganz wesentlich größere Rolle spielt als die Hochkultur."

Am Samstag konnte man tagsüber auch das Alte Rathaus Oberkassel besuchen und einigen Mitgliedern der Gruppe Künstler in Aktion bei der Arbeit über die Schulter schauen. Anka Franzen, Susanne Kress, Nicola Röhricht und Claudia Riedel zeigten ihre Arbeiten auf Leinwand, Elke Post präsentierte digitale Collagen. Mit dem Besuch im Lauf des Samstags waren sie zufrieden: Einige Leute kämen auch explizit zu dieser Aktion, weil sie wirklich interessiert seien, sagte Kress. Daneben konnte man am Samstag ein Klezmerkonzert im evangelischen Jugendheim erleben, es gab das ganze Wochenende über offene Ateliers und am Sonntag auch ein Theaterstück und eine Märchenerzählerin.

Bis Sonntag, 6. Oktober, können in Oberkassel diverse Veranstaltungen und Ateliers besucht werden. Am Dienstag, 1. Oktober, steht ab 18.30 Uhr eine Führung durch die Kartonagenfabrik Gemein an.

Am Mittwoch, 2. Oktober, leitet Britta Schaffeld im Alten Rathaus ab 19 Uhr intuitives Tanzen an. Auf dem Friedensplatz Ecke Am Buschhof wird am Donnerstag, 3. Oktober, ab 13 Uhr eine Jurte aufgebaut. Weiterhin sieht man bei den Kulturtagen Les-bon(n)mots, die Band Lost in the Jam und die A-capella-Popband Soundescape. Am Samstag, 5. Oktober, öffnen die Schirmherren ab 10 Uhr ihren Park Härle. Die Kulturttage enden am Sonntag mit einem Konzert ab 18 Uhr in der Alten Evangelischen Kirche.

Das Programm findet gibt es unter www.oberkasseler-kulturtage.de.

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