Politik beschließt Zukunftsprojekte für Beuel Die Bürger haben das Wort

Beuel · In der zweiten Jahreshälfte wird die Stadt Bonn den Startschuss für das bislang größte Bürgerbeteiligungsverfahren im Stadtbezirk Beuel geben. Alle gesellschaftlichen Gruppierungen sind aufgefordert, ihre Wünsche und Meinungen zur Zukunft der Friedrich-Breuer-Straße kund zu tun.

 Die Parkplatzproblematik ist eine der Kernthemen, wenn es um die Veränderung der Beueler Innenstadt geht.

Die Parkplatzproblematik ist eine der Kernthemen, wenn es um die Veränderung der Beueler Innenstadt geht.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Beueler Innenstadt und im Beueler Osten stehen in den nächsten Jahren deutliche Veränderungen an. Die Bezirksvertretung Beuel hat sich am Dienstagabend mit zwei für den Stadtbezirk wichtigen Zukunftsthemen beschäftigt: mit der Quartiersentwicklung Beuel-Ost und der Neugestaltung der Friedrich-Breuer-Straße.

Politiker aller Parteien sprachen sich dafür aus, dass diese Großprojekte vernünftig und nachhaltig aufeinander abgestimmt werden müssen. Diese Aufgabe müsse unter anderem der von der Stadt Bonn eingesetzte Zentrenmanager übernehmen. Allerdings gab es über die Konzeptinhalte teilweise sehr unterschiedliche Ansichten. Im Einzelnen:

Friedrich-Breuer-Straße: Nach fast 90-minütiger kontroverser Diskussion wurde mit den Stimmen von Grünen, SPD und Linken beschlossen, dass noch in diesem Jahr mit einem vielschichtigen und umfassenden Bürgerbeteiligungsverfahren begonnen wird. Alle Beueler sind aufgerufen, ihre Meinung zu Beuels Haupteinkaufsstraße mitzuteilen. Der Mehrheitskoalition geht es dabei vor allem darum, mehr Platz und mehr Aufenthaltsqualität für Kunden und Passanten zu schaffen – und das beinhaltet für Grün-Rot-Rot, dass in Teilbereichen der Straße der ruhende und der fließende Verkehr reduziert werden müsse (der GA berichtete).

Heftigen Widerstand gegen diese Pläne leistete die Opposition. CDU-Fraktionsvorsitzender Werner Koch hielt eine flammende Rede für die Beibehaltung des Status quo in Sachen Verkehrsfluss: „Bis zum Beginn der Corona-Krise herrschte beim Thema Einkaufen in Beuel große Zufriedenheit bei den Bürgern. Warum muss an dieser Situation jetzt etwas geändert werden? Es besteht kein Handlungsbedarf.“ Koch, der auch Vorsitzender der Gewerbe-Gemeinschaft Beuel ist, sorgt sich darum, dass nach dem Umbau der Friedrich-Breuer-Straße weniger Kunden in Beuel einkaufen werden, weil ihnen der Einkauf mit dem Auto erschwert werden soll. „Die Gefahr besteht, dass die Kunden, die nicht vor den Geschäften parken können, an Beuel vorbei und direkt nach Bonn ins Parkhaus fahren“, so der CDU-Politiker.

Gerhard Baumgärtel, verkehrspolitischer Sprecher der Beueler Grünen und Stadtteilsprecher des Beueler ADFC, teilt diese Befürchtung nicht: „Unsere Umfrage, die wir gemeinsam mit der Gewerbe-Gemeinschaft durchgeführt haben, hat ergeben, dass nur 13 Prozent der Befragten mit dem Auto in die Beueler Innenstadt zum Einkaufen fahren. Die restlichen Teilnehmer der Umfrage kommen mit dem Fahrrad, zu Fuß sowie mit Bus und Bahn.“

Grünen-Fraktionssprecher Guido Pfeiffer fand deutliche Worte: „Ich erlebe die CDU in Angst und Panik. Es geht nicht immer nur um Autos. Ihre Politik in der Vergangenheit wurde immer am motorisierten Verkehr ausgerichtet. Wir wollen jetzt versuchen, die Interessen aller Beueler in ein Gleichgewicht zu bringen.“

Koch legte während der Diskussion einen Änderungsantrag vor, wonach zuerst die Händler gehört werden sollen, um zu erfahren, an welche Bedingungen die Gewerbetreibenden eine Umgestaltung der Einkaufsstraße knüpfen. Dieser Antrag wurde von der Mehrheitskoalition abgelehnt.

Dirk Lahmann, Leiter der Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung der Stadt Bonn, war bemüht, die Wogen zu glätten: „Haben Sie Vertrauen in unser bewährtes Bürgerbeteiligungsverfahren. Wir werden ergebnisoffen an das Thema herangehen. Eine Gruppierung von Betroffenen zu bevorzugen, ist nicht Sinn einer Bürgerbeteiligung. Ich appelliere für mehr Zutrauen in den Prozess.“

Quartiersentwicklung Beuel-Ost: Der Dortmunder Gutachter stellte in der Sitzung nochmals die umfangreiche Ideensammlung zur Belebung des Quartiers östlich des Bahnhofs vor. Im September vergangenen Jahres wurde das Konzept auf einer Bürgerinformationsveranstaltung im Brückenforum vorgestellt (der GA berichtete). Anschließend wurden Details überarbeitet und Klimaschutzaspekte in das Konzept eingepflegt. Bei der Quartiersentwicklung, die sich laut Gutachter über einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren erstrecken wird, geht es um die strukturelle Stärkung von Gewerbe, Wohnen, Verkehrswegen und Aufenthaltsräumen. Nach Aussage von SPD-Fraktionssprecher Maximilian Blesch will sich die Koalition die Entscheidung über die Gestaltung der Kreuzung Königswinterer- und Siegburger Straße noch offenhalten. Stand der Planung ist der Bau eines Kreisverkehrs dort. Die Koalition liebäugelt aber mit einer leistungsfähigeren Kreuzung mit Ampeln. Die Bezirksvertretung stimmte dem Konzept für die Quartiersentwicklung zu.

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