"Unterwegs mit ..." Die Kommende ist das Aushängeschild

RAMERSDORF · Als ich Johannes Schröer, den neuen Vorsitzenden der Bürgervereinigung (BV) Ramersdorf, von seinem Haus im Weidenweg abhole, ahne ich schon, wohin uns die erste Etappe führt: zur Ramersdorfer Kommende.

 Johannes Schröer vor der beindruckenden Fassade der Kommende Ramersdorf

Johannes Schröer vor der beindruckenden Fassade der Kommende Ramersdorf

Foto: Rainer Schmidt

Die Kommende sollte beim Bau des Autobahnkreuzes Anfang der 70er Jahre abgerissen werden. Doch einer Bürgerinitiative gelang es, dies zu verhindern. So steht sie zwar am Rande der Autobahn, doch vom westlichen Teil aus hat man einen wunderbaren Blick auf Bonn und das Rheintal. "Im Sommer nachmittags oder abends auf der Caféterrasse zu sitzen und den Ausblick zu genießen, ist einfach herrlich", schwärmt Schröer davon.

Zurück im Dörfchen machen wir in der Mehlemstraße beim Kloster halt. Hier, so erzählt er mir, ist die einzige Kirche in Ramersdorf: eine kleine Klosterkapelle. Wenn man das Gelände betritt, dann sieht man auch das alte Richterhaus, das zu den zahlreichen Baudenkmäler in Ramersdorf gehört. Leonard Mehlem hatte das frühere bergische Richterhaus 1816 erworben. Ein Kleinod, das etwas im Verborgenen liegt.

Beim Überqueren der Königswinterer Straße zeigt mir Schröer einen Parkplatz, an dem ein Supermarkt errichtet werden soll. Auf der Versammlung der BV hatte ich davon gehört: Änderung der Planungen für den Tennis-Club und Supermarkt - jetzt sah ich, was gemeint war. "Ramersdorf hat kein einziges Geschäft mehr, nicht mal eine Kneipe", sagt Schröer, "deshalb setzen wir unsere Hoffnungen auf den Supermarkt." Interessenten sind vorhanden, diskutiert wird schon lange.

Im Alten Wingert gehen wir Richtung Küdinghoven. Voller Stolz zeigt er mir auf dem ersten Teil des Weges vier Straßenlaternen, die der BV zu verdanken sind. Für den zweiten Wegabschnitt vom Rastenweg bis zur Straßenbahnhaltestelle hat das Geld für fünf weitere Laternen nicht mehr gereicht. "Ist schade", meint Schröer, "denn der Weg wird besonders morgens und abends gut genutzt."

Auch mit dem Schießbergweg hat es so seine Bewandtnis. Die Telekom wollte, so Schröer, hier keinen Durchgangsweg haben. Erst auf Initiative der BV wurde dieser Weg wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Und wie wichtig dieser Weg für die Bewohner von Ramersdorf und Küdinghoven ist, sieht man daran, dass hier viel Bewegung den ganzen Tag ist. "Hier soll auch ein Haltepunkt der neuen S 13 hin", weiß Schröer, "und der wird Ramersdorf heißen", ist er sich sicher.

In der Rheinaue haben wir gleich am Anfang einen neuen Punkt angetroffen, um den sich die BV intensiv kümmern wird. Die Jugendverkehrsschule soll abgerissen und stattdessen ein Hallen- und Freibad gebaut werden. "Dagegen werden wir uns wehren. Wir wollen keine weiteren Bauten in der Rheinaue", gibt sich Schröer kämpferisch.

Bei den vielen Joggern und Radfahrern, die man hier trifft, ist endlich Zeit über das Hobby der Schröers zu sprechen, den Laufsport. In aller Bescheidenheit erzählt er, dass er 15 Marathons und viermal einen 100-Kilometer-Lauf absolviert hat. Derzeit trainiert er, wohlgemerkt deutlich über 70, für den Bonner Halbmarathon im Frühjahr. Danach soll nicht mehr gelaufen sondern nur noch gewalkt werden, nimmt er sich vor.

Auch in der Rheinaue gibt es zwischen der Konrad-Adenauer-Brücke und der Gaststätte "Haus am Rhein" ein Beleuchtungsproblem, dessen sich die Bürgervereinigung bereits seit 15 Jahren annimmt. Der Weg ist unbeleuchtet, jedoch von Radfahrern, Joggern und Fußgängern gut genutzt. "Dafür war schon mal ein Anschubbetrag im Haushalt eingestellt. Doch im Nothaushalt wurde er dann vom Kämmerer wieder gestrichen. Wir bleiben aber dran", versprach Schröer.

Auf dem Rückweg durch das Neubaugebiet des Bonner Bogens - "gehört zum allergrößten Teil zu Ramersdorf", betont Schröer - machen wir als letzte Station bei der U-Bahn-Haltestelle und hier genau beim Parkplatz unter der Autobahn halt. "Hier waren immer Schmierereien an den Wänden", erzählt er.

"Mit Unterstützung von einigen Firmen hat das evangelische Kinder- und Jugendreferat der Kirchenkreise an Sieg, Rhein und Bonn mit Jugendlichen die Wände mit Farben bemalt, auf denen keine Graffiti haften bleiben" - eine lohnenswerte Idee, die viele Nachahmer finden sollte.

Johannes Schröer und die Bürgervereinigung haben sich viel vorgenommen. Dafür sind zwei Jahre nicht viel Zeit. Ich drücke ihm die Daumen für einen erfolgreichen Halbmarathon, Ausdauer und Geduld mit der Stadt und dem Stadtsäckel sowie Erfolg beim Supermarkt.

Zur Person

Johannes Schröer ist 1939 in Dortmund geboren. Er hat Nachrichtentechnik studiert. Über Münster und Koblenz kam er 1974 berufsbedingt nach Bonn.

Am 8. März dieses Jahres hat Johannes Schröer den Vorsitz der Bürgervereinigung übernommen, nachdem dieses Amt ein Jahr lang vakant war. Bereits 1979 ist er der Bürgervereinigung beigetreten, seit Ende der 90er Jahre gehört er ununterbrochen dem Vorstand an.

GA-Serie

In der GA-Serie "Unterwegs mit ..." lassen wir uns in loser Abfolge von Beueler Persönlichkeiten ihre liebsten Routen durch Beuel zeigen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang erklären sie uns, was es dort zu sehen gibt und warum ihnen ausgerechnet diese Route so gut gefällt.

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