Interview mit Sebastian Horn "Die Musik ist mein Leben"

HOLZLAR · Gespräch am Wochenende: Sebastian Horn macht ein Soziales Jahr in seiner Gemeinde. Warum, darüber sprach der 19-Jährige mit Johanna Heinz.

 Sebastian Horn unterstützte ein Jahr lang die evangelische Kirchengemeinde Holzlar.

Sebastian Horn unterstützte ein Jahr lang die evangelische Kirchengemeinde Holzlar.

Foto: Max Malsch

In diesem Jahr feiert das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) seinen 50. Geburtstag. Hunderttausende junge Menschen leisten nach der Schule freiwillig soziale Dienste in Deutschland oder im Ausland, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden. Einer von ihnen ist Sebastian Horn. Doch anstatt, wie viele andere, in die Ferne zu schweifen, engagiert er sich seit September vergangenen Jahres in seiner Heimat in der evangelischen Kirchengemeinde Holzlar.

Herr Horn, viele andere wollen für ihren Freiwilligendienst ins Ausland gehen. Warum sind Sie zu Hause geblieben?
Sebastian Horn: Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen habe ich mich auch schon während der Schulzeit in der Gemeinde engagiert und das hat mir immer viel Spaß gemacht. Zum anderen möchte ich mich bei der Popakademie in Mannheim für ein Musikstudium bewerben. Denn Musik ist schon immer meine Leidenschaft. Doch auf das Bewerbungsverfahren muss man sich sehr gut vorbereiten. Und das geht am besten zu Hause. Es tat einfach gut, im bekannten Umfeld zu bleiben.

Warum überhaupt ein Freiwilliges Soziales Jahr?
Horn: Ich weiß, dass ich mir immer sicher war, nicht einfach ein Jahr mit Minijobs oder Ähnlichem überbrücken zu wollen. Und da die Option, ins Ausland zu gehen, auch nicht wirklich bestand, war das eine tolle Möglichkeit für mich. Damit hatte ich alles, was mir in diesem Moment wichtig war, unter einem Hut.

Seit wann engagieren Sie sich in der Gemeinde?
Horn: Schon ziemlich lange. Ich habe während meiner Vorbereitung auf die Konfirmation viele Freunde gefunden und bin dann bei einer Sommerfreizeit mitgefahren. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich im Jahr darauf als Betreuer eine Konfirmandenfreizeit begleitet habe. Ich habe im Jugendchor gesungen und später auch in den Kindergruppen in der Gemeinde mitgearbeitet.

Ist kirchliches Engagement für Menschen Ihres Alters nicht eher ungewöhnlich?
Horn: Ich kann nur in Bezug auf unsere Gemeinde sprechen. Und hier gibt es definitiv sehr, sehr viele junge Menschen, die sich engagieren. Ich bin da auf keinen Fall eine Ausnahme, sondern einer von vielen.

Welche Rolle spielen Glaube und die Kirche in Ihrem Leben?
Horn: Schwierige Frage. Ich bin fest davon überzeugt, dass es da oben jemanden gibt, der mit mir durch das Leben geht und bei mir ist. Ich gehe gerne in Gottesdienste, würde jedoch lügen, wenn ich sage, dass ich jeden Sonntag da wäre. Außerdem glaube ich, dass es Momente im Leben gibt, in denen man Gott und den Glauben mehr braucht und welche, in denen man ihn weniger braucht. Aber zu wissen, dass jemand da ist, ist gut. Er passt auf uns auf, egal wo wir sind.

Etwas mehr als die Hälfte des Jahre ist nun um. Sie kannten die Gemeinde vorher. Ist es so, wie Sie sich es vorgestellt haben? Horn: Ehrlich gesagt habe ich total unterschätzt, wie viel Arbeit das alles ist. Bei den Kindergruppen kam ich früher dazu, hab mich um die Kids gekümmert und das war's. Jetzt gehört eben auch die ganze Organisation dazu.

Könnten Sie sich vorstellen, auch später in diesem Bereich zu arbeiten?
Horn: Es macht mir zwar sehr viel Spaß. Aber im Moment hat die Musik Priorität. Sie ist ganz einfach mein Leben.

Zur Person

Sebastian Horn wurde 1995 geboren und ist in Hoholz aufgewachsen. Vergangenes Jahr hat er auf dem Kardinal-Frings-Gymnasium sein Abitur gemacht. Er spielt Klavier und Keyboard und produziert eigene Musik am Computer. Neben seinem Freiwilligen Sozialen Jahr bei der evangelischen Kirchengemeinde Holzlar bewirbt er sich zurzeit um ein Studium bei der Popakademie in Mannheim.

Freiwilliges Soziales Jahr

Das "Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres" wurde 1964 vom Bundestag auf Initiative der Kirchen verabschiedet. Freiwillige zwischen Vollendung der Vollzeitschulpflicht und 27 Jahren können in Kindergärten, Krankenhäusern oder anderen sozialen Einrichtungen ihren Dienst an der Gesellschaft leisten. Derzeit nutzen laut Bundesfamilienministerium mehr als 51 000 junge Menschen jährlich diese Chance.

Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht 2011 konnte das FSJ als Zivildienst geleistet werden. 1993 wurde es durch das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), 2011 durch den Bundesfreiwilligendienst (BFD) ergänzt. Derzeit sind in den drei Dienstformen laut Familienministerium rund 100 000 Freiwillige aktiv. Außerdem bieten Programme wie der Europäische Freiwilligendienst, "Kulturweit" oder "Weltwärts" die Möglichkeit, im Ausland einen Freiwilligendienst zu absolvieren.

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