Pützchens Markt Die nächste Kirmes wartet schon

BEUEL · Bereits eine Stunde nach Mitternacht rückten Kran- und Lastwagen an, um in der Nacht zu Mittwoch viele der insgesamt 500 Fahrgeschäfte und Schaustellerbuden abzubauen. "Wenn das letzte Karussell auf Pützchens Markt angehalten hat, geht alles ganz schnell", erklärte am Mittwoch Peter Barth, Vorsitzender des Bonner Schaustellervereins.

Vergessen ist der Regen und das kühle Wetter, die Blicke der Schausteller richten sich auf die nächsten Standplätze. "Mit dem Wetterrisiko müssen wir leben. Viele Kollegen haben Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Millionen-Grenze haben wir in diesem Jahr nicht erreicht", bilanzierte Barth.

Auch am Fünfer-Looping, dem größten und schwersten Fahrgeschäft auf dem 646. Jahrmarkt, schraubten die Mitarbeiter bereits. 900 Tonnen Stahl gilt es in den nächsten Tagen von Pützchen zum Münchner Oktoberfest zu transportieren. Dazu sind mehr als 50 Lastwagen erforderlich, deren Betankung für die 600 Kilometer lange Strecke rund 70 000 Euro kostet. "Am Samstag, 21. September, muss alles aufgebaut sein. Dann wird mein Vater auf den Startknopf zur ersten Fahrt drücken", sagte Peter Barth.

Nur wenig erinnerte gestern Mittag noch an das bunte Treiben der vergangenen Tage. Die kleinen Buden an Markt- und Friedenstraße waren komplett verschwunden, das Sagen hatten die schweren Zugmaschinen. Selbst beim Abbau hat das Wetter manchem Schausteller noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Bis 6 Uhr haben wir durchgearbeitet und uns wegen des Regens dann erstmal hingelegt", sagte Schausteller Willy Kaiser. Noch am Mittag setzte sich der Münchner mit dem Fahrgeschäft "High Energy" gen Oktoberfest in Bewegung. Er war übrigens "sehr zufrieden mit den Einnahmen".

Weniger glücklich sah dagegen sein Kollege Alexander Goetzke aus. Der Inhaber des Kettenfliegers Alex Airport hatte eigentlich schon lange auf der Autobahn, ebenfalls gen Heimatstadt München, sein wollen. "Aber ich habe vier Stunden auf meinen Leihkran warten müssen", sagte der Schausteller sauer. Als das Riesenungetüm endlich da war, ging jedoch alles ganz schnell und Goetzke konnte schon bald beruhigt ins Auto steigen.

Andere Schausteller-Unternehmen mussten nach Stuttgart zum "Cannstatter Waasen" oder zur Rheinbacher Kirmes. Hubert Markmanns Riesenschaukel "Nessy" wartet dagegen heute schon in Geseke wieder auf Besucher. Vom Riesenpolypen "Octopussy", der ebenfalls im Besitz der Bonner Familie Markmann ist, stand mittags schon nur noch der Körper. Seine nächsten Stationen lauten Großmarkt in Diepholz, Kramermarkt in Oldenburg und Freimarkt in Bremen. "Bis Ende Oktober dauert die Kirmessaison auf jeden Fall. Die Allerheiligenkirmes in Soest ist dann für viele Kollegen der Saisonabschluss", sagte Peter Barth.

Wie das Wetter wohl 2014 wird? Wahrsagerin Cassandra könnte es wissen. Auch ihr Wagen stand gestern noch an der schon verwaisten Marktwache, die ab morgen wieder zur Marktschule wird. Aber zu sehen war niemand. Hubert Markmann, der auch Vorstandsmitglied im Freundeskreis Pützchens Markt ist, hätte es auch gerne etwas handfester: "Wir planen für nächstes Jahr eine Wetter-App für Pützchens Markt." Denn viele Besucher aus dem Umland hätten sich vom Blick auf die die Wettervorhersage ihres Handys abschrecken lassen. „Aber hier auf dem Gelände hat es oft gar nicht geregnet, obwohl es so angezeigt wurde“, ärgerte sich Markmann.

DRK-Bilanz

Der Sanitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat sich in diesem Jahr auf auf Pützchens Markt vor allem um Wespenstiche und Platzwunden kümmern müssen. Wie das DRK mitteilte, leisteten die ehrenamtlichen Helfer in der Unfallhilfestelle in der Marktschule 177 Mal Hilfe. Bei einigen Patienten sei es nach Wespenstichen zu allergischen Reaktionen gekommen, die im Krankenhaus weiter behandelt werden mussten. Viel zu tun hatte der Sanitätsdienst Freitag- und Samstagnacht wegen mehrerer Schlägereien. Da der Stadtordnungsdienst dabei Pfefferspray einsetzen musste, kam es zu Augenreizungen bei den Streithähnen und Kräften von Polizei, Ordnungsamt und Sicherheitsdienst.

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