Fertigstellung vor 60 Jahren Diese Probleme gab es beim Bau des Beueler Rathauses

Beuel · 27. September 1962: Vor 60 Jahren wurde das Beueler Rathaus fertiggestellt. Schon 1912 gab es erste Pläne für ein neues Gebäude. Bis es aber letztendlich soweit war, gab es viele Hürden zu überwinden.

Wo vor 60 Jahren noch ein Springbrunnen im Park vor dem Rathaus sprudelte, ist heute das Medizinische Versorgungszentrum (im Bild links) entstanden.

Wo vor 60 Jahren noch ein Springbrunnen im Park vor dem Rathaus sprudelte, ist heute das Medizinische Versorgungszentrum (im Bild links) entstanden.

Foto: Stefan Hermes

Zwei Jahre und zehn Monate dauerte es vom Baubeginn bis zur Fertigstellung des Beueler Rathauses, die am 27. September 1962 gefeiert wurde. Zehn Jahre, nachdem Beuel die Stadtrechte verliehen wurden, war der großzügige Neubau auch der Ausdruck eines „bürgerschaftlichen Selbstbewusstseins“, wie es am Tag nach der Eröffnung im GA zu lesen war.

Manchem Bürger sei das „monumentale Gebäude“ jedoch auch ein Ärgernis gewesen, weil es Millionen gekostet habe, mit denen besser Straßen, Kanäle, Schulen oder vielleicht sogar ein Schwimmbad hätten gebaut werden können. Niemand hätte zu dieser Zeit bestreiten können, dass Beuel in dieser Hinsicht einen großen Nachholbedarf gehabt hätte. Doch man kam in der Berichterstattung zu dem rechtfertigenden Schluss: „Das Rathaus ist das Herz einer Stadt, der Motor, von dem lebenserhaltende Ströme ausgehen.“

Das 1895 erbaute alte Rathaus war schon nach wenigen Jahren für die Verwaltung zu klein geworden. Bereits 1912 fasste so der Gemeinderat den Beschluss, einen Wettbewerb für den Rathausneubau auszuschreiben. Er hatte mit vielen nachfolgenden Ausschreibungen gemein, dass aus dem geplanten Gebäude nichts wurde. Zweimal verhinderten Kriege die Pläne des Rats, und nach den Kriegen waren die Wiederaufbauarbeiten so zahlreich und vordringlich, dass der Neubau des Rathauses zurückstehen musste. Erst der im Jahr 1955 erneut ausgeschriebene Wettbewerb, bei dem der Bonner Architekt Edward Piotrowski den Zuschlag erhielt, führte auch zur Umsetzung des lange geplanten Vorhabens.

Feierstunde im Rathaus im September 1962

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1962 zeigt das neugebaute Rathaus.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1962 zeigt das neugebaute Rathaus.

Foto: Stadtarchiv Bonn/Repro Hermes

Bevor am 27. September 1962 der damalige Bürgermeister Hans Steger im Rahmen einer Feierstunde im neuen Ratssaal die Schlüssel des Rathauses aus den Händen des Architekten Piotrowski entgegennehmen und an Stadtdirektor Franz Brock weiterreichen konnte, war in zahlreichen Sitzungen geprüft worden, ob sich die Stadt ein solches Neubauvorhaben überhaupt leisten konnte.

Es bestanden viele Bedenken, da Beuel für die mit seiner Stadtwerdung (1952) verbundenen Darlehen jährlich 500.000 Mark aufbringen musste. Doch am 26. Januar 1959 stimmte der Rat dem Neubau mit veranschlagten Baukosten in Höhe von 2.250.000 Mark zu. Die Mehrkosten von rund 500.000 Mark bis zur Fertigstellung enthielten dann auch Einrichtungskosten und Außenanlagen nebst Springbrunnen.

Der sechsgeschossige Verwaltungsbau konnte bereits nach etwa zweijähriger Bauzeit am 21. März 1962 von allen Abteilungen bezogen werden, die bisher an fünf verschiedenen Orten untergebracht waren. Der dem Hauptgebäude vorgestellte „Parlamentstrakt“, wie der Sitzungsbau bald genannt wurde, benötigte wegen technischer Komplikationen etwas länger für seine Fertigstellung. Damit konnte der Plan, das Rathaus Ende August zehn Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte an Beuel einzuweihen, nicht eingehalten werden. So kam es zu dem späteren Termin im September. Doch auch an diesem Tag verließen die Handwerker erst kurz vor 17 Uhr das Gebäude, um den Stadtverordneten Platz zu machen, die zur ersten Festsitzung in das neue Haus kamen.

In seiner Dankesrede an den Architekten hob der Bürgermeister hervor, dass man Piotrowski 1956 unter den 70 eingereichten Entwürfen einstimmig den ersten Preis zugesprochen habe. Ausschlaggebend seien dafür die Strenge und Klarheit der Linien gewesen, „die wir wohl als einen besonderen Ausdruck des Denkens und Fühlens unserer Zeit und des modernen Menschen ansprechen dürfen“, so Steger.

Schlüsselübergabe an den Stadtdirektor

Mit der Schlüsselübergabe an Stadtdirektor Brock drückte der Bürgermeister den Wunsch aus, dass der „baumeisterliche Geist“, der das Haus erbaut habe, nicht nur erhalten bleibe, sondern Rat und Mitarbeiter der Verwaltung „weiter beseelt und dass wir alles tun, ihn noch mehr zu vertiefen“. Der Stadtdirektor gab zu Bedenken, dass das Äußere des Rathauses weniger entscheidend sei, als der Geist, der in ihm herrsche. Er erinnerte daran, dass Rat und Verwaltung bislang in „recht primitiven und teilweise unerträglichen Räumen“ hätten arbeiten müssen. Nun sei der seit 50 Jahren gehegte Wunschtraum in Erfüllung gegangen, in einem Haus vereint zu sein.

Um der repräsentativen Bedeutung des Bürgermeisters ein äußeres Zeichen zu geben, hatte der Beueler Rat eine Amtskette aus massivem Silber anfertigen lassen, die während der Rathauseinweihung an Bürgermeister Steger übergeben wurde. Die Kette, so sagte Stadtverordneter Christian Kölbach, sei Ausdruck für das Zusammenstehen der dreizehn Beueler Ortsteile, sowie auch das Symbol für den „unabänderlichen Willen der Stadt, gegen jede Eingemeindung zu protestieren“. Beuel müsse selbstständig bleiben. Doch nur siebzehn Jahre sollte die Ära der Eigenständigkeit Beuels dauern. Am 1. August 1969 wurde die Stadt Beuel mit ihren rund 33.000 Einwohnern im Zuge der Kommunalen Neugliederung in die neue Stadt Bonn eingemeindet.

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