Multikopter helfen Ingenieuren bei Vermessungen "Drohnenalarm" in Limperich

LIMPERICH · Multikopter oder Drohnen werden immer beliebter. Oder bei manchen auch unbeliebter. Denn viele haben ein ungutes Gefühl, wenn sie einen der kleinen Flugkörper am Himmel entdecken - ganz besonders, wenn sich auch noch eine Kamera an Bord befindet.

 Spannender Moment: Die Drohne schwebt wenige Zentimeter über dem Boden und wird sich gleich in höhere Sphären begeben.

Spannender Moment: Die Drohne schwebt wenige Zentimeter über dem Boden und wird sich gleich in höhere Sphären begeben.

Foto: Leif Kubik

Die Bewohner der Häuser um den Limpericher Weinberg mussten sich am vergangenen Samstag aber nicht sorgen, denn der Aufstieg des Multikopters von Christian Goecke diente allein dem Informationsbedürfnis von Vermessungsfachleuten aus der Region: Die Bonner Bezirksgruppe des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure hatte zu einer Informationsveranstaltung mit anschließender praktischer Demonstration eingeladen. Der 1966 gegründete Berufsverband für Geodäsie und Geoinformatik sorgt unter anderem mit Vorträgen und Vorführungen dafür, dass die Ingenieure fachlich stets am Ball bleiben.

Multikopter werden auch bei Vermessungsarbeiten immer häufiger eingesetzt. Die kleinen Fluggeräte ermöglichen ohne viel Aufwand Aufnahmen von schwierigem Gelände wie zum Beispiel Steinbrüchen oder Deponien und werden zur Dokumentationen von Schäden an Bauwerken der unterschiedlichsten Art eingesetzt. Der Vermessungsingenieur Ulrich Rosen aus Bonn hatte den Schwelmer Ausrüster Goecke eingeladen, um die Anwendungsmöglichkeiten der verschiedenen Geräte zu erläutern und anschließend das Modell "Multirotor G4 Surveying Robot" im Rahmen einer kleinen Flugschau vorzuführen.

So einfach, wie viele denken und manche befürchten, ist die Verwendung einer Drohne übrigens nicht: Ohne Aufstiegsgenehmigung des zuständigen Ordnungsamts geht erst mal gar nichts. Voraussetzung ist, dass der "Pilot" eine Befähigung durch den jeweiligen Hersteller hat und auch eine Haftpflichtversicherung für Fluggeräte ist zwingend erforderlich. Außerdem braucht man eine Genehmigung des Grundstückseigentümers, muss Flugverbotszonen beachten und es darf auch nur auf Sicht geflogen werden.

Das ist normalerweise bis maximal 500 Meter möglich - bei der Vorführung war es schon ziemlich schwer, den Multikopter in 300 Metern Höhe noch zu erkennen. Bevor es in die Luft ging, erklärte Goecke die technischen Einzelheiten: Leicht und sicher muss so ein Multikopter sein - bei maximal fünf Kilo liegt das Startgewicht. Damit das Gerät bei einem Ausfall trotzdem sicher landen kann, hat der G4 SR zum Beispiel sechs Propeller; auch mit nur vieren kommt die Drohne noch sicher zu ihrem Startplatz zurück.

Damit die Geräte programmierte Routen abfliegen und dabei fortlaufend Fotos machen können, ist komplizierte Sensortechnik mit an Bord: Schließlich müssen alle geschossenen Bilder mit ihren genauen GPS-Koordinaten versehen werden. "Gar nicht so trivial", erläutert Goecke seinen interessierten Zuhören. "Schließlich gilt es Windeinflüsse zu korrigieren, im Notfall automatisch an den Startpunkt zurückzukehren und ständig Flughöhe und -zeit zu überwachen."

Auch die verwendete Kamera muss schwierigen Anforderungen genügen: Sie darf nicht zu schwer sein, muss in der Lage sein, während der gesamten Flugzeit von etwa 20 Minuten Serienaufnahmen zu machen und über einen Blitzschuh für die Steuerung verfügen, damit die Auslösezeitverzögerung umgangen werden kann. Solche Kriterien erfüllen nicht viele Kameras, und das von Goecke genutzte Modell wird nicht mehr hergestellt. "Die Suche nach einer neuen Kamera dauert nun schon einige Monate", erzählt er.

Die Aufhängung muss auch bei Schwankungen des Fluggeräts die vorgegebene Ausrichtung einhalten: Dazu gleichen Sensoren 512 Mal pro Sekunde die Daten ab. 20 000 Euro kostet so ein Gerät, die notwendige Software zur Bildauswertung noch einmal halb so viel. Mal eben Losfliegen ist also zumindest für die Vermessungsingenieure keine Option.

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