NaturFreunde Bonn in Schwarzrheindorf Herumtollen und lernen in der Natur

Schwarzrheindorf · Wer sich bei den NaturFreunden Bonn engagieren möchte, muss eigentlich nur wetterfest sein: Denn hier lernen die Kinder bei Wind und Wetter viel über ihre natürliche Umwelt.

 Symbolbild.

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Foto: DPA

Die grüne Freizeitstätte hat sich in einen bunten Ort verwandelt. Das Trampolin muss erst vom Herbstlaub befreit werden, bevor man wieder darauf herumspringen kann, auch der Sandkasten, die Tischtennisplatte und das Fußballfeld liegen unter einer Blätterschicht. Und ständig bleibt das Laub an den Schuhen kleben. Das ist aber egal, solange die Kinder ihren Spaß haben – den gewährleistet der Garten der Naturfreunde Bonn am Rand von Schwarzrheindorf auf jeden Fall.

Dort können Kinder hingehen, die gerne – oder zu wenig – draußen sind. Sie können sich dort zwischen Schaukel und Spielhaus ausleben, es wird eine Hausaufgabenbetreuung angeboten, auch Ausflüge ins nahe gelegene Grün unternehmen die Kinder. Natürlich betreut: Eine ganze Reihe Ehrenamtlicher kümmert sich an verschiedenen Tagen um den Nachwuchs. Im Frühling, im Sommer und im Herbst auch als Ferienprogramm – und das bei jedem Wetter.

„Wir sind international aufgestellt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Monika Heimerzheim. Die Helfer kommen aus Deutschland, Syrien, den Niederlanden, im Sommer war ein Chinese da, auch Leute aus den USA kommen vorbei, um im Garten der NaturFreunde Bonn ein wenig Praxis im Betreuen von Kindern zu bekommen. Da wird geschminkt, gemalt und mit Gemüse aus dem Garten gekocht, man macht Apfelsaft und Pflaumenmus. „Wir basteln mit wiederverwertbaren Sachen“, sagt Nastasja Henke. „Zum Beispiel Laternen aus Milchtüten und Eichhörnchenfutterplätze aus alten Gläsern und Schläuchen, oder ein Mini-Gewächshaus aus durchsichtigen Verpackungen.“ Auch Igelhäuser und Bienenhotels haben sie mit den Kindern schon gebaut.

Wissenstransfer ist nicht nur eine Einbahnstraße

„Ich mache das für mich“, sagt Ehrenamtlerin Rosi Klein. Die Arbeit mit den Kindern finde sie spannend. Da kann Heimerzheim nur zustimmen: Der Wissenstransfer ist nicht nur Einbahnstraße. „Man lernt auch immer etwas Neues von den Kindern.“ Für Henke ist es wichtig, dass die Kinder spielen. „Dass sie etwas für die Zukunft mitnehmen.“ Dabei möchte sie helfen. Auch in der Altersstruktur ist das Engagement sehr gemischt. Mit 16 Jahren ist Daniel Reichling mit Abstand der Jüngste im Team. Er war schon als Kleinkind im Naturfreundegarten, jetzt hilft er aktiv mit. „Ich mache das, damit es stattfindet“, sagt er. Er möchte, dass die Kinder, die oft keinen Zugang zu einem eigenen Garten haben, sich wohlfühlen. Ohne ehrenamtliches Engagement ginge das nicht.

Bonner NaturFreunde wurden 1913 gegründet

Rund 300 Mitglieder haben die Bonner NaturFreunde, die bereits 1913 gegründet wurden. Dem Namen entsprechend stehen Umwelt- und Klimaschutz und der Umgang mit der Natur im Vordergrund. Die NaturFreunde engagieren sich auch überparteilich, nehmen an Friedensmärschen und Protestaktionen gegen Kohleabbau und Atomenergie teil und vieles mehr. Herzstück ist aber der Garten, und deshalb war man tief getroffen, als 2017 bekannt wurde, dass der Pachtvertrag für den Garten in der Rheinaustraße nicht verlängert wurde. Durch Zufall wurde man auf die Grünfläche am Ende der Bergheimer Straße aufmerksam und nahm Kontakt mit der Besitzerin auf, die das Grundstück gerne zur Verfügung stellte. „Das war eine ältere Dame“, erzählt Heimerzheim. „Sie ist leider vor der Eröffnung gestorben.“

 Wo sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen wohlfühlen: Ehrenamtler und Kinder im Garten der NaturFreunde Bonn.

Wo sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen wohlfühlen: Ehrenamtler und Kinder im Garten der NaturFreunde Bonn.

Foto: Stefan Knopp

Grundstück musste nutzbar gemacht werden

Seit Anfang 2019 herrscht hier Stadtranderholung im wahrsten Sinne des Wortes, denn jenseits des Gartens beginnt das Feld. Zunächst musste man aber das Grundstück erstmal nutzbar machen. „Hier war alles zugewachsen“, so die stellvertretende Vorsitzende. Und so richtig fertig ist man immer noch nicht. Man hätte gerne ein stabiles Tor, einen Teich, einen Hühnerstall und richtige Toiletten – derzeit nutzt man ein Dixi-Klo neben dem Eingang. „Wir arbeiten seit drei Jahren improvisiert.“

In der Pandemie ist das Angebot eingeschränkt

In der Pandemie war das Angebot natürlich stark eingeschränkt. Laut Heimerzheim konnten einzelne Familien den Garten nutzen, aber Gruppenangebote fielen aus. Auch den Brunnen, den man gerne auf dem Grundstück anlegen möchte, konnte man nicht bauen. 2019 erhielten die NaturFreunde dafür eine Unterstützung vom Bonner Spendenparlament, aber der Garten musste dafür erstmal richtig hergerichtet werden, außerdem bedarf es der Genehmigung durch die Stadt Bonn.

Aber die NaturFreunde Bonn waren nicht untätig: In den Lockdowns arbeiteten sie im Garten, erstellten eine Anleitung zu naturnahem Gärtnern, es gab eine Fortbildung über einheimische und insektenfreundliche Gehölze, Stauden und Kräuter, man baute Nistkästen und Insektenhotels. Der Verein sammelte Unterschriften für die Initiative Artenvielfalt und für den Bonner Radentscheid und war im Garten aktiver Gastgeber für die Friedensfahrradtour 2020. Es gibt also auch jenseits der Kinderbetreuung viele Aufgaben für Ehrenamtler bei den NaturFreunden Bonn.

Wer mitmachen möchte, findet Infos auf www.naturfreundebonn.de.

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