Unwetter über Beuel Eierkronen und Trauben verhagelt

Beuel · Das Gewitter am Sonntag hat im Rechtsrheinischen erhebliche Schäden angerichtet. Vor allem die Hagelschauer und starken Windböen hatten es in sich. Das Besondere: Sie trafen zumeist kleine Gebiete.

 Hans Prill befürchtet, dass die beschädigten Trauben nun noch mehr Schädlinge wie die Kirschessigfliege anziehen.

Hans Prill befürchtet, dass die beschädigten Trauben nun noch mehr Schädlinge wie die Kirschessigfliege anziehen.

Foto: Leif Kubik

Es könnte ein Totalausfall werden, aber wahrscheinlich wird es nicht ganz so schlimm kommen: Der Limpericher Weinberg – von einer Gruppe ehrenamtlicher Hobbywinzer bewirtschaftet – hat unter dem zehnminütigen Hagelschauer am Sonntagnachmittag ganz schön gelitten. „So gut wie jede Traube ist beschädigt, und natürlich hat es neben den Blättern auch viele Weinbeeren von den Stöcken geschlagen“, bedauerte Hans Prill bei den Aufräumarbeiten am Montagmorgen.

Gemeinsam mit Wolfgang Semder hat er eine schnelle Eingreiftruppe zusammengestellt, die die schlimmsten Folgeschäden nach Möglichkeit noch zu vermeiden versucht. „Das Wichtigste ist jetzt, das Fallobst und die abgeschlagenen Blätter zusammenzurechen“, meint er. „Sonst kommen die Essigfruchtfliegen und andere Schädlinge.“

Neben den Weinfreunden haben aber auch genug andere Beueler Grund, sich über den Hagel zu ärgern: Das Dach der katholischen Pfarrkirche Maria Königin in Vilich-Müldorf hat es während des „Minitornados“ ebenfalls erwischt: An mindestens zwei Stellen schlugen die Hagelkörner Löcher ins Kirchendach; die Schäden wurden am Montag von einer Dachdeckerfirma repariert.

Neben einigen überfluteten Kellern in den Tieflagen gab es auch zahlreiche an- oder umgeknickte Bäume zu beklagen. Und auch die Junggesellen Ramersdorf und Küdinghoven waren nicht erfreut: Die prächtigen Eierkronen hängen zwar noch, aber darunter sah es aus als ob der Fuchs im Hühnerstall gewütet hätte: Zerbrochene Eierschalen zeugten davon, dass die meisten Eier zumindest angeschlagen sind.

Es sei aber ganz normal, „dass die Kronen im Herbst nicht mehr wie frisch gebastelt aussehen“, erläuterte Sascha Kurth: „Wir arbeiten jeden Winter etwa eine Woche im Team, um so ein Kunstwerk fertigzustellen“, so der noch bis Freitag amtierende erste Vorsitzende des Junggesellenvereins Ramersdorf. „Wenn es dann aber einmal hängt, ist es dem Wetter schutzlos ausgeliefert.“

Die Eierkronen sind traditionelle Symbole der Fruchtbarkeit und zieren viele rheinische Dorfzentren zwischen Pfingsten und dem Erntedankfest. „Trotz der Beschädigungen werden wir die Krone erst wie geplant zur Kirmes im Oktober abhängen“, so Kurth.

„Ich hatte noch die Hoffnung, dass unser Weinberg verschont bleiben würde“, berichtete auch Karl Wengenroth. Der Limpericher Florist und Hobbygärtner musste den Verlust von sechs Scheiben seines Gewächshauses und einiger Pflanzen in kauf nehmen. Über einen zirka einen Kilometer breiten Streifen von Oberkassel bis zur Siegmündung habe das Gewitter mit seinen Hagelschauern gewütet.

Zumindest große Einbußen bei der diesjährigen Erntemenge befürchten nun die Hobbywinzer vom Finkenberg nach dem Unwetter, mit einem Totalausfall rechnet Wengenroth aber nicht ernsthaft.

Um die 500 kleine Fallen – mit einem Schluck Wein, Essig, Wasser und einem Spritzer Pril gefüllte Plastikbecher – hatte das Weinbergteam bereits vor einigen Wochen aufgehängt, um die ungebetenen Gäste von den Reben fernzuhalten. „Die Becher werden neu befüllt, sobald wir mit dem Rechen fertig sind“, so Prill.

Seine größte Befürchtung ist nun, dass die Schädlinge trotzdem an die beschädigten Trauben gehen und so die Ernte verderben: „So gut wie jede Rebe ist schwer beschädigt, und wir können ja nicht jede einzelne kaputte Weinbeere abzupfen“, so der Freizeitwinzer.

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