Caritas-Bauprojekt Beuel-Geislar Ein Dach über dem Kopf bei niedriger Miete

Geislar · Die Caritas baut in Geislar zwei Apartmenthäuser für wohnungslose oder psychisch beeinträchtigte Menschen. Auf dem angespannten Bonner Wohnungsmarkt haben sie kaum eine Chance, etwas zu finden. Allein 1400 Menschen ohne Wohnung betreut die Caritas derzeit.

 Das erste von zwei Apartmenthäusern für Wohnungslose ist bezugsfertig. Martina Deller (v.l.), Prof. Norbert Kleinheyer, Präsident des Rotary Club Bonn, Jean-Pierre Schneider und  Gerhard Roden bei einer Ortsbesichtigung.

Das erste von zwei Apartmenthäusern für Wohnungslose ist bezugsfertig. Martina Deller (v.l.), Prof. Norbert Kleinheyer, Präsident des Rotary Club Bonn, Jean-Pierre Schneider und  Gerhard Roden bei einer Ortsbesichtigung.

Foto: Jakub Drogowski

Die Bonner Caritas will mit dem „Quartier Geislar“ auch ein Angebot mit bezahlbarem Wohnraum an junge, sozial benachteiligte Menschen machen. Im Rahmen der knapp 200 Häuser im Neubaugebiet Geislar-West entstehen daher auch zwei Apartmenthäuser für 14 wohnungslose beziehungsweise psychisch beeinträchtigte Menschen, die auf dem derzeitigen Bonner Wohnungsmarkt chancenlos wären. Einen Großteil der Baukosten sowie der Kosten für vier Grundstücke hat die Caritas mit Eigenmitteln finanziert. Für die Kosten der Innenausstattung in Höhe von 250 000 Euro war und ist man auf Spendengelder angewiesen. Durch erfolgreiche Spendenaufrufe seien bereits über 200 000 Euro eingegangen. Auch der Rotary Club Bonn beteiligte sich im Zuge seines 70-jährigen Jubiläums mit 3000 Euro.

„Wir haben das Projekt vor 18 Monaten auf den Weg gebracht und seitdem zwei erfolgreiche Spendenaufrufe getätigt. Ich finde es toll, wie großartig sich die Stadtgesellschaft mit großen und kleinen Spenden eingebracht hat. Jetzt haben wir es fast geschafft“, erklärt die für das Fundraising der Caritas zuständige Martina Deller. So seien allein bei der zweiten Spendenaktion knapp 400 Spenden von Stiftungen, Vereinen, Firmen oder Privatpersonen eingegangen. „Ohne die große Unterstützung wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen“, so Deller. Die beiden Häuser, von denen eines bereits annährend bezugsfertig ist, teilen sich einen Garten, der gemeinschaftlich von den zukünftigen Bewohnern bewirtschaftet werden soll. Bereits am 1. Juli sollen zwei von ihnen einziehen können.

„Bei der Planung haben wir uns bewusst für eine ganz normale Wohngegend entschieden und haben das frühzeitig bei den Anwohnern des Neubauviertels publik gemacht. Die Resonanz war absolut positiv“, erläutert der Bereichsleiter Wohnungsbau, Gerhard Roden. „Wohnungslosigkeit ist keine Charaktereigenschaft. Stereotype oder Klischees sind in der Regel völlig unzutreffend. Das wissen die Menschen hier“, so der Caritasmitarbeiter. Die veranschlagte 435 Euro Brutto-Kaltmiete wird von den neuen Mietern selbst aufgebracht, entweder durch Transferleistungen oder Erwerbstätigkeit.

„Das Konzept soll und wird sich selbst tragen“, sagt Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider. „Die meisten Menschen, die wir in unseren Einrichtungen betreuen, sind durch persönliche Lebenskrisen in diese Lage geraten“, so Schneider. Ziel solcher Projekte sei es daher, „ein selbstständiges Leben wieder möglich zu machen“. Eine ambulante Betreuung werde auch in Geislar weiterhin angeboten. „Durch Projekte wie dieses möchten wir die Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben durch materielle und strukturelle Hilfe fördern.

Wir wollen zeigen, dass diese Gesellschaft sie aufnimmt und dass sie auch wieder eine Chance haben“, so Schneider. In den Augen des Caritas-Direktors begünstigen solche Projekte überdies den „inneren Zusammenhalt“ einer Gesellschaft. Aufgrund des überspannten Wohnungsmarktes würden derzeit fast 1400 Menschen ohne Wohnung von der Caritas betreut. „Das bedeutet, dass jeder 250. Bonner Kunde bei uns ist. Das kann auch nicht sein“, betont Schneider.

Bei der Innenausstattung der Apartments haben künftige Bewohner vieles in Eigenleistung gemacht. „Statt Handwerker zu beauftragen, haben die Bewohner Fußböden gelegt und Malerarbeiten durchgeführt“, erklärt Gerhard Roden. Diese seien dabei sozialversicherungspflichtig eingestellt und tarifvertraglich bezahlt worden. „Das Ergebnis“, so Roden, „kann sich sehen lassen“.

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