Denkmäler in Beuel Ein Skelett aus Eichenholz

OBERKASSEL · Waagerechte, senkrechte und diagonale Balken. Tiefschwarzes Holz. Dazwischen leuchtend weiße Flächen. Das ist kontrastreich. Das ist typisch für das Ortsbild in Oberkassel.

 Klaus Großjohann stellt die hübschen Fachwerkhäuser in Oberkassel in einem Buch vor.

Klaus Großjohann stellt die hübschen Fachwerkhäuser in Oberkassel in einem Buch vor.

Foto: Max Malsch

"Wer als Besucher nach Oberkassel kommt, wundert sich, dass in so vielen Bereichen des Ortes alte Fachwerkhäuser stehen. Und bei genauerer Betrachtung gibt es unzählige Besonderheiten zu entdecken", erklärt Klaus Großjohann. "Viele Häuser sind weitgehend erhalten, andere wurden umgebaut oder auch mit modernen Materialien verkleidet, es wurde angebaut oder etwa das Dach nicht originalgetreu erneuert", berichtet der Oberkasseler, der sich intensiv mit den Fachwerkhäusern seines Wohnortes beschäftigt hat. Er hat Hunderte von Fotos gemacht und das Buch "Fachwerkhäuser in Oberkassel" in der Schriftenreihe des Oberkasseler Heimatvereins veröffentlicht.

Fachwerkhäuser sind eine Zierde für jeden Ort. Es gibt sie in ganz Deutschland - nur im südlichen Teil Bayerns kennt man sie fast nicht. Aber worin liegt eigentlich der Reiz? Die Frage lasse sich am einfachsten beantworten, indem man die Fachwerkbauweise mit anderen, zum Beispiel modernen Bauweisen, vergleicht. "Die moderne Bauweise bevorzugt seit Jahrzehnten modifizierte Quader, deren angebliche Funktionalität sich häufig mit auffallender Hässlichkeit paart", erklärt der Oberkasseler, der selbst ein Fachwerkhaus besitzt.

Fachwerkhäuser seien besonders dann sehr ansehnlich, wenn sie eine harmonische Optik hätten und auch nach Umbauten und Renovierungen noch ursprüngliche Proportionen vorweisen können und originale Materialien verbaut würden. In Oberkassel finden sich in der Ortsmitte mit der Zipperstraße sowie in den Ortsteilen Meerhausen, Berghoven und Hosterbach vielfältige Fachwerkhäuser.

[kein Linktext vorhanden]Die Bauweise variiert. "Die Einflüsse der fränkischen beziehungsweise rheinisch-fränkischen Bauweise sind in den älteren Oberkasseler Häusern noch gut zu erkennen, besonders die relativ enge Ständerstellung und die typischen Verstrebungen", erklärt Großjohann. Einige Häuser seien noch in der älteren Ständerbauweise errichtet worden, etwa die Häuser Zipperstraße 30, Meerhausener Straße 62 oder Königswinterer Straße 665. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert seien die Häuser Simonstraße 13, Basaltstraße 18 sowie Kinkelstraße 7 erbaut worden.

"Eine Besonderheit weist das Haus Simonstraße 14 auf: Die Fachwerkelemente auf der Rückseite sind in Anlehnung an den britischen Tudorstil ausgebildet", erklärt Großjohann. "Wir haben in Oberkassel auch zwei schöne Beispiele für Fachwerkhäuser aus jüngerer Zeit, und zwar die Häuser Adrianstraße 147 und 149. Das jüngste Oberkasseler Fachwerkhaus ist das auf engstem Raum in eigenwilliger Konstruktion errichtete Haus Cäcilienstraße 15", hat der Heimathistoriker recherchiert.

Während die meisten Oberkasseler Fachwerkhäuser keine besondere Verzierung aufweisen, hat das Haus an der Hosterbacher Straße 16 (Foto) einen der schmuckvollsten Giebel des Ortes. "Das lässt auf Traditionsbewusstsein und auf einen gewissen Wohlstand der Erbauer schließen", erklärt der aufmerksame Betrachter. Das Haus ist in Stockwerkbauweise errichtet. "Unter den Fenstern im Obergeschoss hat man zwei Andreaskreuze in runder Kreuzverbindung verzimmert und die Verstrebungen zwischen den Fenstern im Obergeschoss und im Dachgeschoss enthalten geschnitzte Rosetten, die jedoch aufgrund mehrfacher Übermalung nur bei genauem Hinsehen erkennbar sind", sagt Großjohann.

Dass die Oberkasseler sich noch an so vielen Fachwerkhäusern erfreuen können, liegt auch am Engagement des Heimatvereins. "Insbesondere das frühere Vorstandsmitglied Thea Steeg hat sich sehr stark für den Erhalt der Fachwerkhäuser eingesetzt. Durch ihre Hartnäckigkeit hat sie dazu beigetragen, den Menschen ein besonderes Gefühl für die historischen Bauten zu geben und uns somit das schöne Ortsbild zu bewahren", sagt Klaus Großjohann.

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