Vilicher Ablassurkunde von 1329 Ein Stück Bonner Zeitgeschichte

Vilich · Durch einen Zufall ist eine Ablassurkunde des Benediktinerinnenklosters Vilich aus dem Jahr 1329 aufgetaucht. Die Urkunde wurde restauriert und lagert nun im Bonner Stadtarchiv.

 In der Burg Lede erläutert die stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs, Yvonne Leiverkus, die Geschichte der Urkunde und des damit verbundenen Ablasshandels.

In der Burg Lede erläutert die stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs, Yvonne Leiverkus, die Geschichte der Urkunde und des damit verbundenen Ablasshandels.

Foto: Benjamin Westhoff

Es sollte eine Investition sein – eine Investition in die Zukunft des Benediktinerinnenklosters in Vilich, welches sich Anfang des 14. Jahrhunderts in großen finanziellen Schwierigkeiten befand. Aus diesem Grund bat man im Jahr 1329 bei den Bischöfen am Hof des Papstes in Avignon um die Ausstellung zweier Ablassurkunden. Eine dieser Urkunden ist seit dem Frühjahr 2018 im Bonner Stadtarchiv beheimatet. Am Dienstagabend präsentierte die stellvertretende Leiterin des Archivs, Yvonne Leiverkus, in der Burg Lede die Geschichte der Urkunde und des damit verbundenen Ablasshandels. Eingebettet war der Vortrag in die Vortragsreihe „Stroofkolleg“ des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch.

„Diese Urkunde ist von besonderer Bedeutung für das Stadtarchiv, da wir nur wenige Urkunden haben, die älter sind als das 17. Jahrhundert“, erklärt Leiverkus den besonderen Wert des Papiers für das Stadtarchiv. Grund hierfür war die Zerstörung des Archivs im 17. Jahrhundert im Zuge einer Belagerung der Stadt. So war die Wiederentdeckung der Urkunde ein Glücksfall, auch wenn dieser auf reinem Zufall beruhte: Während einer Führung im Archiv der Universität Nimwegen wurde sie den Besuchern als Kuriosum präsentiert. Doch dem Bonner Reinhard Müller, der wegen eines Vortrags in Nimwegen war, fiel sofort auf, dass auf der Urkunde der Name Vilich geschrieben stand. „Ich dachte, ich sehe nicht recht“, so beschreibt er im Nachhinein die Situation. Umgehend wurde der Kontakt zwischen dem Bonner Stadtarchiv und der Universität hergestellt. Auf diesem Weg gelangte die Urkunde schließlich zurück nach Bonn.

„Wer die Ausstellung der Ablassurkunde damals veranlasst hat, ist leider unbekannt“, so Leiverkus. Jedoch sei davon auszugehen, dass es eine Person gewesen sei, die dem Kloster nahestand. Unterzeichnet wurde das Papier, welches am 15. April 1329 datiert ist, von zwölf Bischöfen in Avignon und dem Erzbischof von Köln. Auch die Funktion der Urkunde ist bekannt: Sie gewährte Gläubigen, welche an bestimmten Feiertagen bestimmte Taten vollbrachten oder etwas spendeten, eine Verkürzung ihrer Zeit im Fegefeuer, so glaubte man damals. Sowohl die Tage als auch die Taten sind auf der Urkunde verzeichnet. Jeder Bischof, der unterzeichnete, konnte 40 Tage Ablass gewähren. So bedeutete die Urkunde damals einen Ablass von 520 Tagen. Laut Leiverkus ist es wahrscheinlich, dass sich das Kloster von der Urkunde einen Anstieg der Besucherzahlen und Spenden erhoffte. Durch den Bau eines gotischen Chorhauses und einen Brand war es in finanzielle Schieflage geraten.

Wie die Urkunde schließlich nach Nimwegen gelangen konnte, ist nicht bekannt. „Wir gehen davon aus, das sie im Jahr 1712 noch in Vilich war“, erzählt Leiverkus. Dies lässt ein Vermerk auf der Rückseite erkennen, welcher aus dem Stiftsarchiv in Vilich stammt. Danach jedoch verliert sich die Spur. Um so vorsichtiger geht man nun mit der Urkunde um. Sie wurde restauriert und lagert im Archiv. „Dort ist sie für jedermann einsehbar“, so Leiverkus. So ist die Stadt Bonn und vor allem der Stadtteil Vilich nun um ein wichtiges Dokument ihrer Stadtgeschichte reicher.

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